28.08. bis 10.12.2006

Hans Burgkmair d.Ä.: Quaternionenadler, 1510, Nürnberg, Staatsarchiv

Zeitgenössische Repliken der polnischen Kroninsignien, 1697, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Rüstkammer

Nach 1500 wurden vor allem von den Humanisten Ursprungssagen, auf die sich die deutsche Nation und damit auch das Reich berief, thematisiert. Arminius und die Schlacht im Teutoburger Wald, Karl der Große und Theoderich, insbesondere aber die Wiederentdeckung von Tacitus' „Germania“ hatten entscheidenden Anteil daran, dass vermehrt germanische Tugenden wie Tapferkeit zu Reichsmythen wurden. Doch war das Heilige Römische Reich Deutscher Nation weit weniger auf eine Legitimation durch Rückbezug auf historische oder legendäre Traditionen angewiesen als das 1871 gegründete Deutsche Kaiserreich.

Der Begriff des „Reiches“ konnte je nach dem Blickwinkel der Zeitgenossen unterschiedlich verwandt werden: Kaiser Karl V. betonte noch den allumfassenden Charakter des Reiches mit seiner Herrschaftsidee der „Monarchia universalis“, als Lehnsverband schloss das Reich über die deutschen Territorien hinaus auch Oberitalien, die Franche-Comté und die burgundischen Niederlande mit ein, während man in den deutschen Landen vor allem das politische System darunter verstand. Die äußeren Grenzen des Reiches waren aus heutiger Sicht keineswegs fest definiert und blieben im Fokus der Auseinandersetzungen mit den europäischen Nachbarn. Nach außen hin wurden die Grenzen des Reiches durch dynastische Verbindungen vielfältig überschritten. Besonders brisant war dies, wenn es wie im Fall von Hannover oder Sachsen mit einer Rangerhöhung verbunden war. In hochkarätigen Exponaten wird der Aufstieg des Kurfürsten August der Starke von Sachsen zum polnischen König 1697 gezeigt.


Zum Ausstellungsteil III: Die Kaiser und „ihr Reich“


II. Das Reich und seine Grenzen