Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften
Neueste Geschichte
Dr. des. Kiran Klaus
Patel in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum
(DHM, Brigitte Vogel und Stefan Bresky, Museumspädagogik)
Wintersemester 2001/2, Mi 14-16 Uhr, Raum 3015
Die
Vernichtung der europäischen Juden
als Thema der Geschichtswissenschaft und einer Ausstellung des DHM
Protokoll der 6. Sitzung vom 21.11.2001
Nachdem wir uns in den Sitzungen drei bis fünf
mit den historischen Aspekten der Endlösung und dem Stellenwert
der Wannseekonferenz beschäftigt haben, deren Bedeutung, wie
wir gesehen haben, in der Forschung nach wie vor umstritten ist,
wenden wir uns nun der Museumspädagogik und der Didaktik von
Ausstellungen zu, also der Frage, wie man ein Ausstellungsthema
einem breiten Publikum vermitteln kann.
Dies geschieht vor dem Hintergrund der Entstehungsgeschichte von
Museen, um dann die Problemstellungen zu benennen, die sich bei
der Konzeption von Ausstellungen in der Institution Museum ergeben.
1.) Die Entstehungsgeschichte der Museen
Die Institution Museum entstand aus den ursprünglich
nur für eine privilegierte Schicht zugänglichen höfischen
Sammlungen von Kunstgegenständen und Naturalien. In Italien
fanden sich solche Sammlungen bereits im 14. Jahrhundert. Ab dem
16. Jahrhundert ging man dazu über, diese Sammlungen teilweise
öffentlich zu machen, 1779 entstand in Kassel das erste deutsche
Museum.
Mit der französischen Revolution erfolgte dann eine Verstaatlichung
dieser höfischen Sammlungen und es wurde damit begonnen, die
Ausstellungsgegenstände für einen breiteren Interessentenkreis
aufzuarbeiten. In Deutschland entsprachen die Museen aber weiterhin
einem elitären, bürgerlichen Bildungsideal, das von einem
fundierten Vorwissen der Besucher ausging und die Ausstellungsgegenstände
ohne weitere Anmerkungen ausschließlich für sich selbst
sprechen ließ. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts
sollten die Ausstellungen dann schließlich durch eine Didaktisierung
und Kontexterläuterungen für Menschen mit unterschiedlichem
Bildungshintergrund erschlossen werden.
2.) Probleme bei der Konzeption von Ausstellungen
In Deutschland sind Museen staatlich finanzierte,
öffentliche Einrichtungen, welche die Aufgabe haben, Kulturgüter
zu erhalten, zu erforschen und der Öffentlichkeit zugänglich
zu machen. Sie sollen der Orientierung und der Identitätsbildung
dienen, ein lebenslanges Lernen ermöglichen und Vergangenes
erhalten. In der heutigen Zeit stehen die Museen vor dem Problem,
dass sie sich als Eines unter vielen Freizeitangeboten stärker
an den Interessen der Besucher orientieren müssen.
Neben der Museumsdidaktik (Vermittlung der Museumsinhalte, Interpretation
von Artefakten, Transparenz der Arbeitsprozesse im Museum, Darstellung
historischer und sozioökonomischer Zusammenhänge) bildete
sich daraufhin die Museumspädagogik aus. Die Museumspädagogik
versucht die Wissensvermittlung mit der persönlichen Wahrnehmung
der Besucher zu verknüpfen. Dabei sollte der Begriff Pädagogik'
nicht in dem Sinne missverstanden werden, dass sich die Museumspädagogik
ausschließlich an Kinder und Jugendliche wendet, vielmehr
soll dem Museumsbesucher ein lebenslanges Lernen ermöglicht
werden.
Der Bereich der Wissensvermittlung durch die Museen ist im angelsächsischen
Raum weit stärker ausgeprägt. So wird z.B. durch interaktive
Ausstellungsinhalte der Besucher in die Ausstellung integriert und
die Verbindung von Wissensvermittlung und persönlichen Erlebnis
unterstütz.
Stellt man den Besucher in den Mittelpunkt der Konzeption einer
Ausstellung ergeben sich folgende, teilweise sehr praktische Problemfelder:
1.) Die Strukturierung der Ausstellung sollte
schnell und problemlos zu erkennen sein, um den Besucher nicht abzuschrecken
und seine Bereitschaft und Möglichkeit, sich in die Ausstellungen
zu integrieren, zu erweitern. Die Ausstellungsarchitektur muss die
Aufnahmebereitschaft unterstützen und sollte diese nicht einschränken
(Akustische Bedingungen, Standort der Grafiken, Schriftgrößen
u.a.). Der Zweck erwünschter Einschränkungen (wie z.B.
enge Räume) sollte für den Besucher erkennbar und nachvollziehbar
sein, damit es nicht abschreckend und störend wirkt. Eine enge
Zusammenarbeit aller an einer Ausstellung Beteiligten, vom Architekten
bis zum Pädagogen, ist hierzu erforderlich.
2.) Die Möglichkeit von Rückzugs-
und Erholungsgelegenheiten, wie Ruheräumen oder wenigstens
von Sitzgelegenheiten, sollten gegeben sein, da die Aufnahme- und
Konzentrationsfähigkeit der Besucher beschränkt ist. Es
wird hierbei von 90 Minuten ausgegangen.
3.) Da der erste Eindruck von nicht zu unterschätzender
Bedeutung ist, sollte die Befriedigung der elementaren Bedürfnisse
wie Toiletten, Kasse oder Garderobe, leicht erreichbar und gut beschriftet
sein.
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