Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Geschichtswissenschaften
Neueste Geschichte
Dr. des. Kiran Klaus
Patel in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum
(DHM, Brigitte Vogel und Stefan Bresky, Museumspädagogik)
Wintersemester 2001/2, Mi 14-16 Uhr, Raum 3015
Die Vernichtung der
europäischen Juden
als Thema der Geschichtswissenschaft und einer Ausstellung des DHM
Protokoll der 7. Sitzung vom 28. 11. 2001
Nachdem wir uns in der letzten Sitzung mit den allgemeinen Problemen
der Museumspädagogik und der Ausstellungsarchitektur befasst
haben, vermittelte uns Maja Peers, wissenschaftliche Volontärin
im DHM, in der 7.Sitzung einen ersten Eindruck von der Ausstellung
über die Vernichtung der europäischen Juden, die vom 17.
Januar bis zum 09. April 2002 im DHM präsentiert werden wird.
Zudem beantwortete sie ausführlich die Fragen der Seminarteilnehmer
zu Ausstellungsinhalten und Arbeitsvorgängen (Zusammensetzung
des Projektteams, Einbringung von Erfahrungswerten aus vorherigen
Ausstellungen, zeitliche Vorgaben bei der Recherche, Verhältnis
jüdischer Leihgeber zu einem deutschen Museum, Öffentlichkeitsarbeit
und Werbung beim Thema Holocaust).
In Berlin ist zu dieser Thematik ein breites Angebot
mit zahlreichen Dauerausstellungen zu finden, wie die Stiftung Topographie
des Terrors oder das Haus der Wannsee-Konferenz, daneben finden
Sonderausstellungen, wie die "Wehrmachtsausstellung" statt.
Es stellt sich also die Frage, ob eine weitere Ausstellung überhaupt
Sinn macht, bzw. wie sich eine neue Ausstellung vom restlichen Angebot
unterscheiden kann. Der besondere Schwerpunkt, den die Ausstellungsmacher
setzten, liegt daher neben der Darstellung der Geschichte der Vernichtung
der europäischen Juden, in der Fragestellung, wie in den vergangenen
fünfzig Jahren in den verschiedenen Ländern mit dieser
Vergangenheit umgegangen worden ist. Der Unterschied dieser Sonderausstellung
im Vergleich zu anderen Berliner Gedenkstätten liegt daneben
auch in der Präsentation von ca. 1000 Originalzeugnissen.
Die Ausstellung des DHMs ist räumlich und inhaltlich
in zwei Bereiche gegliedert: Neben einer skizzenhaften Darstellung
des Holocaust und seiner Vorgeschichte, findet sich im zweiten Bereich
die Darstellung der politischen, juristischen und gesellschaftlichen
"Vergangenheitsbewältigung" der Bundesrepublik und
der DDR. Dazu wird präsentiert, wie das US-Holocaust Memorial
Museum in Washington, die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem
und die Ausstellung im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz die
Geschichte der Schoa ihren Besuchern vermitteln.
Um die richtigen Schwerpunkte in der Darstellung zu
wählen und um den neueren Stand der Forschung wiedergeben zu
können, wurde ein wissenschaftlicher Beirat geschaffen, dem
Vertreter verschiedener Institutionen angehören (Stiftung Topographie
des Terrors, Haus der Wannsee-Konferenz, Stiftung Brandenburgische
Gedenkstätten, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst).
Daneben war eine enge Zusammenarbeit auch dadurch nötig, da
für Artefakte oder Dokumente, die in der Ausstellung gezeigt
werden sollten, bei unterschiedlichsten Trägern (private wie
öffentliche) angefragt werden musste. Besonders bei privaten
Sammlern lassen sich noch zahlreiche Stücke finden, die bisher
einer breiteren Öffentlichkeit verschlossen geblieben waren.
In einer zeitlich begrenzten Ausstellung können aus restauratorischen
Gründen wesentlich mehr Originalstücke präsentieren
werden, als es in einer Dauerausstellung möglich wäre.
Dennoch kann letztendlich auch nur ein begrenzter Blick auf die
Geschichte geschaffen werden, da man einen gewissen räumlichen
und finanziellen Rahmen nicht überschreiten kann. Die Aufgabe
des Ausstellungsteams ist es, den letztendlich gezeigten Ausschnitt
so zu wählen, dass ein möglichst geschlossenes Bild präsentiert
werden kann. Die Museumspädagogik hat während der Ausstellungsproduktion
und ausstellungsbegleitend für eine zielgruppengerechte Vermittlung
der Thematik Sorge zu tragen.
Christopher Egenberger/Gerd Kühling
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