Von wesentlicher Bedeutung für das Zustandekommens des Berlin-Besuchs waren die exzellenten Beziehungen einer Gruppe in Berlin lebender Amerikaner zu den entscheidenden Stellen in Politik, Medien und Gewerkschaften in den USA. Die meisten von Ihnen waren nach 1948 nach Berlin gekommen und trugen, indem sie sich in ihrer alten Heimat für "ihre" neue Stadt engagierten, viel zum Bild des "Berlin Amerikas" bei. Zu dieser "Berlin-Lobby" gehörten politische Größen wie der demokratische Senator Hubert Humphrey, Robert Murphey und Eleanor L. Dulles, beide Diplomaten, John Mc Cloy und Karl Mautner. Veteranen wie Lucius D. Clay, der Held der Luftbrücke, waren ebenso vertreten wie die Journalistin Marguerite Higgins wie Leute aus der Werbung oder Vertreter von NGOs (Non-governmental organisations)zur Durchsetzung von Freiheitsrechten. Auf amerikanischer Seite müssen die Gewerkschaftsvertreter George Meany und die Brüder Walter und Victor G. Reuther genannt werden, deren "Berlinenthusiasmus" sich in den fünfziger Jahren als Folge eines betont anti-kommunistischen Kurses der amerikanischen Gewerkschaften etablierte. Willy Brandt pflegte gute Kontakte zu dieser "Berlin-Lobby", wohl wissend wie wichtig deren gute Beziehungen für die Wahrnehmung Berlins in der amerikanischen Öffentlichkeit und in der Politik waren. Brandt nutzte diese Kontakte auch geschickt im Vorfeld der Planungen zu Kennedys Deutschland Besuch, um auch Berlin in die Besuchs-Planung miteinzubeziehen .

 

Daum, Andreas: Kennedy in Berlin. Paderborn (2003), S. 45 - 48,

Berliner Morgenpost, 26.06. S. 2