John F. Kennedy Plakatmotiv. © Runaway Technology

John F. Kennedy - Ausstellungstitel
Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums von I. M. Pei, 26. Juni bis 13. Oktober 2003

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit
mit dem John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin

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John. F. Kennedy
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Katalog - Vorwort


Prof. Dr. Hans Ottomeyer
Dr. Dieter Vorsteher

Am 26. Juni jährt sich der Berlin-Besuch des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Dies war vor 40 Jahren ein unvergesslicher Tag für die Westberliner wie auch für den Präsidenten. Sein legendärer Satz "Ich bin ein Berliner" gab ein überwältigendes Bekenntnis ab für die Verteidigung der Demokratie und Freiheit an diesem Brennpunkt des Kalten Krieges. Mit diesem Buch und einer Ausstel-lung erinnern das John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der FU Berlin und das Deutsche Historische Museum an jenen Politiker, von dessen Amtszeit bis heute Faszination ausgeht.

Eine neue Generation von Politikern trat mit ihm auf. Er verkörperte spürbar das Ende der unmittelbaren Nachkriegszeit und den Aufbruch in eine gerechtere und friedlichere Zukunft. So setzte er sich während des Wahlkampfes für die Freilas-sung des Bürgerrechtlers Martin Luther King ein. Zwar griff er nach der erfolg-reichen Wahl die Ziele der Bürgerrechtsbewegung nur zögerlich auf, aber sein ganzer Habitus versprach den Aufbruch in eine neue Ära. Für diesen "Griff nach den Sternen" sprach auch das von ihm aufgelegte Programm zur Raumfahrt. Aber diese Amtzeit zeigte sich auch janusköpfig: die Verstärkung des amerikanischen Engagements in Vietnam beschloss Kennedy. Eine folgenreiche Entscheidung, die wenige Jahre später zum größten nationalen Desaster der USA werden sollte.

In seine kurze Präsidentschaft fiel die Verschärfung des Kalten Krieges. Dafür stehen die erfolglose amerikanische Invasion in der kubanischen Schweinebucht 1961 und die Kubakrise von 1962. In den berühmten "dreizehn Tagen" im Okto-ber bangte die Welt vor einem Dritten Weltkrieg. Kennedy gab zu verstehen, dass er vor dem äußersten Einsatz militärischer Mittel - im Klartext dem Einsatz ato-marer Waffen - nicht zurückschrecke. Die UdSSR lenkte schließlich ein. Chruschtschow beorderte seine raketenbeladenen Schiffe auf hoher See zurück und sagte dem Präsidenten die Demontage der Raketenbasen auf Kuba zu. Vor der Öffentlichkeit geheim blieb die amerikanische Zusage, ihre Raketen im Ge-genzug aus der Türkei abzuziehen. Kuba, das war die letzte direkte Konfrontation der USA und UdSSR im Kalten Krieg. Danach setzte ein erstes zaghaftes "Tau-wetter" zwischen den Machtblöcken ein. Ein Paradigmenwechsel bestimmt seit-dem den Ost-Westkonflikt: Man scheute den direkten militärischen Krisenherd und begann dafür mit einer Phase der weltweiten Stellvertreterkriege in Asien, Afrika und Südamerika.

Jugendlichkeit, Intellektualität, Charme, ein vor der Öffentlichkeit inszeniertes Familienleben, Aufbruchstimmung, Einsatz für die Anliegen der Bürgerrechtler, der Beginn der Raumfahrt und ein erfolgreiches Krisenmanagement sind Begriffe, die sich leicht mit der Person Kennedy verbinden. Alles zusammen erschuf das Bild einer charismatischen Persönlichkeit. Als Politiker vertrat er den Typus des populären Medienstars, der seinen Wahlkampf auch durch die Fernsehduelle für sich entscheiden konnte und später die Vision seiner Politik medienwirksam verbreiten konnte.

Kein anderes Bildmotiv, das wir für unsere Ausstellung wählten, könnte die bis heute andauernde Anziehungskraft des 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten besser treffen als sein aus unzähligen Fotografien zusammengesetztes Porträt. Aus den zahllosen Pressefotos spiegelt sich facettenreich eine dramatische Epoche unserer Zeitgeschichte wider. Der Name "John F. Kennedy" und sein Porträt als Ikone bilden ein Politikerleben ab, das sich zur Legende und zum Mythos "JFK" verdichtet hat. Nicht die Einzeltat, nicht das eine Ereignis, nicht der gelungene politische Schachzug verleihen ihm Unsterblichkeit, sondern das "JFK" als Ge-samtkunstwerk. Es war eine unwiderstehliche Mischung aus persönlichen und persönlichsten Affären, aus politischem Kalkül und dramatischer Weltpolitik, aus nicht eingelösten politischen Versprechen und taktischen Verzögerungen, aus Niederlagen und größten Erfolgen, aus Liebe und Tod. Die Schüsse von Dallas und Kennedys gewaltsamer früher Tod im November 1963 - zu einem Zeitpunkt als Sieg oder Niederlage seiner politischen Arbeit und seines Nachruhmes noch nicht entschieden waren - gab den politischen Gegnern nur einen kurzen Erfolg. Das politische Attentat bewirkte seine Heldenverehrung und beförderte die Ver-klärung zu dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, und machten ihn zum Leit-bild und Idealbild für das gute Amerika.

In seiner Rede vor Studenten der American University in Washington hatte Ken-nedy im Juni 1963 von der "Strategie des Friedens" als der zukünftigen Aufgabe der Politik gesprochen, in einer Welt, die allen gehöre und die es gälte zu bewah-ren. Die vormalige "Politik der Stärke" der Nachkriegszeit und des Kalten Krie-ges trat zurück. Eine "friedliche Koexistenz" der politischen Systeme hatte schon 1956 Chruschtschow gefordert, was allerdings vorerst ein Lippenbekenntnis blieb. Diese internationale Akzentverschiebung fand auch ihr Echo in der deutschen Politik. Gerade im geteilten Berlin galt es, den Kalten Krieg zu entschärfen. Egon Bahr, Weggefährte und Berater von Willy Brandt, prägte den Begriff vom "Wan-del durch Annäherung". Dieser deutsche Beitrag zum internationalen Tauwetter fiel nicht zufällig zwei Wochen nach diesem Berlin-Besuch. Dies war keineswegs ein allgemein populärer Begriff. In den USA und in Westeuropa saßen Hardliner, denen diese Akzentverschiebung zu weit ging. Außen- wie auch innenpolitisch verblasste Kennedys Image und im Sommer 1963 stagnierte der Erfolgskurs sei-ner Präsidentschaft. So mag man den Berlin-Besuch auch als eine Selbstvergewis-serung betrachten, als eine Überprüfung der eigenen Zielvorstellungen bewerten.

Der Präsident fühlte sich nach dem Berlin-Besuch in seinen politischen Plänen bestätigt. Ja, er riet jedem seiner Nachfolger, den Selbstzweifel befalle, nach Ber-lin zu fahren. So einen Tag würde er nicht wieder erleben. An diesem 26. Juni 1963 war das deutsch-amerikanische Verhältnis eben nicht nur politisches Kalkül, sondern auch eine gegenseitige Herzensangelegenheit.


Die Ausstellung will nicht dem "Mythos Kennedy" erliegen, sondern den politi-schen Erfolgen und Niederlagen gerecht werden, den glanzvollen Politiker und Medienstar vorstellen, seine inszenierte und von Protektionen beförderte Karriere mit ihren Brüchen und der ihr eigenen Faszination verständlich machen. Beglei-tende Vorträge von Persönlichkeiten aus seiner Amtszeit sowie von Kennern der amerikanischen Nachkriegsgeschichte sollen das Bild von Person und Zeit kri-tisch würdigen.

Es ist nicht Zufall, dass diese Ausstellung parallel zur Ausstellung "Idee Europa" in der neuen Ausstellungshalle gesehen werden kann. Der Besinnung auf die I-deenwelten des eigenen Kontinents steht eben jene interkontinentale Beziehung zur Seite, die das Nachkriegseuropa kulturell nachhaltig bis heute prägt. Auch dafür steht der Name John F. Kennedy. Völlig zufällig hingegen ist, dass der Ar-chitekt unserer neuen Ausstellungshalle, I.M. Pei, in der wir die Kennedy-Ausstellung bis Oktober zeigen können, auch die 1979 eröffnete Kennedy-Library in Boston gebaut hat. Die Präsidentenwitwe Jackie Kennedy hatte 1964 Pei aus-gewählt. Der in China geborene Architekten fand dadurch erstmals internationale Beachtung. So finden sich friedlich unter einem Dach: Europa, Nordamerika und ein wenig Asien.


Das Deutsche Historische Museum dankt allen Leihgebern aus den USA, die trotz der durch den Irakkrieg angespannten Weltpolitik ihre Leihgaben zur Verfügung stellten. Dieser Krieg hatte unsere Leihanfragen im Frühjahr schwer belastet und nicht alle Wünsche konnten erfüllt werden. Wir danken Herrn Dr. Andreas Etges vom John F. Kennedy-Institut der FU Berlin für die Idee zur Ausstellung und für die sorgfältige und kenntnisreiche Durchführung. Diese erste Zusammenarbeit hat sich von Beginn an für beide Institutionen als erfolgreich und beispielhaft gezeigt, ein Gewinn, wie wir hoffen, für beide Häuser. Dank auch an die Projektmitarbei-ter: Maike Steinkamp, Felicitas Hentschke, Michael Steinmetz und Kristina Scholz. Für die Umsetzung der Idee in den Raum und für das Erscheinungsbild der Ausstellung danken wir unserem Gestalter Werner Schulte.

In Zeiten knapper Haushaltsmittel war es nicht leicht, dieses internationale Unter-nehmen zu finanzieren. Eine Drittmitteleinwerbung von verschiedenen öffentli-chen Institutionen war gänzlich erfolglos, deshalb gilt unser nachdrücklicher Dank den privaten Sponsoren, die sich trotz wirtschaftlicher Krise für unser The-ma engagierten: die Wall AG und DaimlerChrysler. Für tätige Unterstützung dan-ken wir der Botschaft der Vereinigten Staaten und dem Amerikahaus, dem Aus-wärtigen Amt, dem Land Berlin und der Freien Universität Berlin.

Dr. Dieter Vorsteher Prof. Dr. Hans Ottomeyer

 
Adresse: Unter den Linden 2, 10117 Berlin, Tel: ++49 (30) 20 30 4 - 0, Fax: ++49 (30) 20 30 4 - 543, Wechselausstellungen in der Ausstellungshalle von I.M.Pei Hinter dem Gießhaus 3, 10117 Berlin, Öffnungszeiten: Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, Eintritt 2 Euro, Lageplan: www.berlin.de, Link: Verkehrsverbindungen und weitere Besucherinformationen
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