John F. Kennedy Plakatmotiv. © Runaway Technology

John F. Kennedy - Ausstellungstitel
  Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums von I. M. Pei, 26. Juni bis 13. Oktober 2003
 

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit
mit dem John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin

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John. F. Kennedy
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Interview mit Robert Lochner

Anm.:
Herr Lochner war Kennedys Dolmetscher während des Deutschlandaufenthalts des US-Präsidenten. In diesem Interview äussert sich Robert Lochner dazu, wie er zu dieser besonderen Ehre gelangt ist.

Interviewer:
Kommen wir zum 26. Juni 1963. Wie wichtig, denken Sie, war der Besuch Kennedys für die geteilte Stadt zu diesem Zeitpunkt?

Lochner:
Um vielleicht negativ anzufangen...eine pro-amerikanischere Stimmung hätte es gar nicht mehr gegeben. Natürlich war es ein "shot in the arm", dass der amerikanische Präsident...aber die eigentliche Wirkung entstand natürlich durch den berühmten Satz. Ich bin überzeugt, es wäre nicht so um die ganze Welt gegangen, hätte er ihn nur so auf Englisch gesagt. Die Aussprache war zwar (lacht) nicht sehr erfolgreich.

Ich wurde also, nachdem mich General Clay an Kennedy empfohlen hatte, zehn Tage vor dem Besuch nach Washington zitiert. McGeorge Bundy, sein politischer Berater, führte mich ins Oval Office. Vorher hatte er mich beauftragt auf einer Schreibmaschine in großen Buchstaben einige einfache deutsche Sätze zu schreiben. Ich gab Kennedy eine Kopie, las ihm langsam den ersten Satz vor und bat ihn, zu wiederholen. Und es war schlimm! Es war kein Wort zu verstehen.

Er guckte hoch und er muss wohl mein entsetztes Gesicht gesehen haben. Er sagte: "Not very good, was it?" Was sagt man darauf einem Präsidenten? Mir fiel nichts besseres ein als zu sagen: "Jedenfalls war es besser als Ihr Bruder Bobby!" Dieser war gerade in Berlin gewesen und als RIAS-Direktor war ich ihm dort begegnet. Jedenfalls hatte der einige Versuche auf deutsch unternommen, das war noch schlimmer. Gottlob nahm Kennedy es mit Humor, lachte, und sagte zu McGeorge Bundy: "Let's leave the foreign languages to the disstaff side." Bekanntlich sprach Mrs. Kennedy fließend Französisch.

Er hat dann anfangs in Bonn, Köln, Frankfurt nie einen Versuch in diese Richtung gemacht. Und meine ganz persönliche Auslegung ist, dass er gespürt hat, dass die Begeisterung in Berlin alles bisherige übertroffen hat. Und dass er erst auf dem Wege rauf, zunächst in Willy Brandts Büro im Schöneberger Rathaus, beschlossen hat, --was ja gar nicht soweit ich weiß in seinem Manuskript war-die berühmten Worte auf deutsch zu sagen. Ich bin auch überzeugt, daß es nicht so um die ganze Welt gegangen wäre, hätte er gesagt "I'm a Berliner."

Dementsprechend sagte er zu mir auf dem Weg hinauf: "I want you to write it out on a piece of paper." Leider hatte ich keinen Notizblock bei mir. Ich bin dann an Willy Brandts Schreibtisch gegangen, der zum Glück nicht abgeschlossen war, habe mir ein Stück Papier herausgeholt und es in Druckbuchstaben draufgeschrieben. Dann haben wir es zwei- dreimal an einer relativ ruhigen Stelle am Fenster, denn die ganzen VIPs waren mit im Büro....und das war das Ende meiner Rolle.

Ich hatte schon morgens beim Empfang und dann bei seiner DGB-Rede und beim Mittagessen gedolmetscht. Und McGeorge Bundy kam zu mir und meinte aus Höflichkeit, die Rede am Schöneberger Rathaus sollte der Dolmetscher Herr Weber von Adenauer, der bis dahin nichts zu tun hatte, übersetzten.

Nach der Rede lief ich wieder mit in das Büro Brandts, alle anderen kamen auch wieder hinterher, falls Kennedy mit einem Deutschen Sprechen wollte. Und da kam ich nicht umhin zu hören, wie McGeorge Bundy zum Präsidenten sagte: "Mr President, I think you went too far." Der hat natürlich sofort erfaßt, dass es dadurch mehr Umpf bekam. Und das war für mich aus einem ganz anderen Grund so interessant, weil ich zwei Jahre zuvor für Lyndon B. Johnson --meine schlimmste Erfahrung beim Dolmetschen, ein sehr jähzorniger Mann- gedolmetscht hatte. Und wenn ich mir nun vorstellte, dass dem ein Berater gesagt hätte "You went too far.", den hätte er achtkantig rausgeschmissen. Und, wie gesagt, Kennedy, ohne die Miene zu verziehen, nickte und zog ihn und mich an eine verhältnismäßig ruhige Stelle, wo er etwas schreiben konnte im Stehen und entgiftete dann ein bißchen die zweite große Rede an der FU. Also hat er den Ratschlag gleich angenommen. Bei der Rede an der FU war ich dann wieder dran mit Dolmetschen.

Interviewer:
Also war der Besuch zu diesem Zeitpunkt in Berlin von großer Bedeutung?

Lochner:
Ja, natürlich, er hat den Berlinern Mut gemacht. Man müßte sich nur einmal vorstellen, was gewesen wäre, wenn er nicht gekommen wäre...


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