Lebensstationen in Deutschland 1900 bis 1993

 

JUBILÄUMSGESCHIRR ZUR SILBERNEN UND GOLDENEN HOCHZEIT

HERSTELLER: KRISTER PORZELLANMANUFAKTUR, WALDENBURG (SCHLESIEN); C.T. ALTWASSER; A. KIPPSILBER, KÖNIGSZELT; ÜBERWIEGEND OHNE MARKE UM 1890-1920; WEIBES PORZELLAN; BEMALUNG IN GRÜN, SILBER, GOLD DHM 1988/451, 1109-1113, 1115-1117; 1989/933 F.,966-972

DHM, BESTAND ZEUGHAUS (MK 86-12, 13) ABB. SEITE 54

 

Als Geschenke zur Silbernen und Goldenen Hochzeit waren um die Jahrhundertwende mit einer Widmung versehene Tassen und Teller sehr beliebt. Auch Butterdosen (hier geschmückt mit der Aufschrift "Einst Myrtenkranz, jetzt Silberglanz"), Bierkrüge ("Zur Silbernen Hochzeit"), ja sogar ganze Jubiläums-Kaffeeservices wurden dem Jubelpaar geschenkt.
In manchen Familien schmückte das Geschirr am Tag des Festes die Tafel, doch üblicherweise präsentierte die Hausfrau es zusammen mit den Sammeltassen in einer Vitrine in der guten Stube, um an den feierlichen Tag zu erinnern.
Das vor allem in Schlesien, Thüringen und Bayern gefertigte Porzellan wurde direkt in den Fabriken oder von Porzellanmalern, die die noch unverzierte Ware bezogen, mit Aufschriften und Widmungen versehen. Auch persönliche Wünsche konnte der Kunde äußern, doch die meisten Stücke waren keine Auftragsarbeiten, sondern seriell gefertigt. Diese Massenprodukte waren auch für die weniger gut verdienenden Schichten der Bevölkerung erschwinglich.
Die Farbgebung des Geschirrs paßte sich dem Anlaß an: vorherrschend sind die Farben Grün und Silber bzw. Gold. Die Palette der Aufschriften reicht von schlichten Widmungen ("Der Silberbraut", "Dem Silberbräutigam") bis zu Reimen wie: "In der Locke Silberweiß, schmückt einst gold'nes Myrthenreis" oder: "Es mög' wie Silber hell und rein, der Abend Eures Lebens sein". Daß so manche Widmung sich auf unterschiedlich gestalteten Tellern und Tassen wiederholt, zeigt, daß die Versatzstücke immer wieder neu arrangiert wurden. Seltener sind persönliche Widmungen wie zum Beispiel: "Hoch lebe das Jubelpaar Paul und Andromeda Kutzner geb. Emmermann. Zum 11. Februar 1891".
Die Sinnsprüche beschwören eine ununterbrochene Kette des Lebens zu zweit bis ins hohe Alter hinein: "Grün ist es gewesen, Silber ist es geworden, & Gold wird es noch werden" oder: "Es lebe froh das Jubelpaar noch ferner 25 Jahr"; "Was wir heut mit Silber kränzen, mög' dereinst im Golde glänzen"; "Die Zukunft strahle froh und hold und winde Euch den Kranz von Gold." Vergegenwärtigt man sich, daß das Erleben einer Silberhochzeit um die Jahrhundertwende keineswegs selbstverständlich war, aber immer mehr Ehepaare zusammen alt wurden, dann kann man die massenhafte Verbreitung dieses Jubiläumsgeschirrs auch als Ausdruck einer neuen sozialen Erfahrung deuten.

 



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