Lebensstationen in Deutschland 1900 bis 1993

 

SCHAUTAFEL "DIE NATÜRLICHE ERNÄHRUNG."

TAFEL 61. AUS: LEO LANGSTEIN/FRITZ ROTT: ATLAS DER HYGIENE DES KINDES, BERLIN: PREUSSISCHE VERLAGSANSTALT 1918 LICHTDRUCK; 35,2 X 49,8 CM

FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, ARCHIV DES KAISERIN AUGUSTE VICTORIA-HAUSES ABB. SEITE 18

 

Die hohe Säuglingssterblichkeit (um 1900 starb im Deutschen Reich jeder fünfte Säugling!) war hauptsächlich auf die falsche Ernährung und fehlende Hygiene zurückzuführen. Städte und Gemeinden hatten um die Jahrhundertwende zahlreiche Gegenmaßnahmen eingeleitet: so wurden Milchhöfe und Milchküchen eingerichtet, die einwandfreie Milch bereithielten. Der Staat, der sich bezogen auf die Quote der Kindersterblichkeit im Wettstreit mit anderen Nationen sah, gründete 1907 die "Reichsanstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich" in Charlottenburg, deren Aufgaben die Mütterberatung, Säuglingsbehandlung und die wissenschaftliche Forschung waren. Aus dieser Einrichtung stammen die folgenden Schautafeln.
Unter dem Motto "Das Herz und die Milch einer Mutter sind unersetzlich" wird hier die emotionale Zuwendung zum Kind ebenso propagiert wie das Stillen des Säuglings. Solche Lehrbilder hingen schon vor 1910 in den Säuglingsfürsorge- und Milchausgabestellen zur Aufklärung der Mütter aus.
Eine der Hauptursachen des Säuglingstods war die geringe Verbreitung des Stillens. Die saubere, optimal zusammengesetzte und immunisierende Muttermilch konnte durch kein "künstliches" Nahrungsmittel adäquat ersetzt werden. Bezogen auf das Stillverhalten waren die sozialen Unterschiede geringer als die regionalen: In den Städten an Rhein und Ruhr (Mönchengladbach, Neuss, Essen, Barmen u.a.) wurden beispielsweise rund zwei Drittel der Säuglinge gestillt (um 1910); in Hannover-Linden dagegen war es weniger als die Hälfte und in Niederbayern sogar nur ein Viertel.

 



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