Lebensstationen in Deutschland 1900 bis 1993

 

PLAKAT "DAS ERSTE GIFT"

ENTWURF: KLAUS STAECK DRUCK: STEIDEL, GÖTTINGEN 1989; FARBOFFSET; 83,4 X 59,4 CM

DHM, BESTAND ZEUGHAUS (P 90/355)

 

Das Plakat zeigt Mutter und Kind beim Stillen innig verbunden. Leicht erschrocken und erstaunt schaut das Kind mit weit aufgerissenen Augen die Mutter an. In Kinderschrift steht darüber "Das erste Gift".
In den den späten siebziger Jahren wurden in der Muttermilch chemische Schadstoffe gefunden. Es handelte sich vor allem um sogenannte chlorierte Kohlenwasserstoffe, die als Dünger in der Landwirtschaft, als Schädlingsbekämpfungsmittel oder als Plastikweichmacher von der Industrie verwendet wurden. Besonders DDT, das als Insektizid eingesetzt wurde und 1972 in der Bundesrepublik verboten wurde, setzte sich in den Fettgeweben des Körpers ab und wurde beim Stillen an das Kind weitergegeben. Noch 1989 mußten in Baden-Württemberg Mütter in Einzelfällen wegen der Belastung der Muttermilch durch Dioxin ihre Kinder frühzeitig abstillen. Diese Entdeckungen ließen Zweifel über die Vorteile des Stillens aufkommen.
In den sechziger Jahren war das Stillen aufgrund der starken Propagierung von hochwertiger Fertignahrung der Industrie aus der Mode gekommen. Die Kampagnen der Hersteller von industriell produzierter Fertignahrung, die der Muttermilch gleichwertig oder sogar überlegen sein sollte, weiteten sich bis in die sogenannte Dritte Welt aus. Dort hatten die Verkaufsstrategien der Industrie allerdings verheerende Folgen. In Afrika starben beispielsweise hunderte von Säuglingen aufgrund der fehlenden Immunstoffe, die mit der Muttermilch verabreicht werden, und an den Folgen von falsch zubereiteter, keimverseuchter Flaschennahrung.
Das Stillen wird heute wieder als beste Form der Säuglingsernährung empfohlen - nicht zuletzt aufgrund der Erkenntnis, daß die in der Muttermilch enthaltenen Immunstoffe durch Fertignahrung nicht zu ersetzen sind.




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