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PLAKAT "DAS ERSTE GIFT"
ENTWURF: KLAUS STAECK DRUCK: STEIDEL, GÖTTINGEN
1989; FARBOFFSET; 83,4 X 59,4 CM
DHM, BESTAND ZEUGHAUS (P 90/355)
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Das Plakat zeigt Mutter und Kind beim Stillen innig
verbunden. Leicht erschrocken und erstaunt schaut das Kind mit weit aufgerissenen
Augen die Mutter an. In Kinderschrift steht darüber "Das erste
Gift".
In den den späten siebziger Jahren wurden in der Muttermilch chemische
Schadstoffe gefunden. Es handelte sich vor allem um sogenannte chlorierte
Kohlenwasserstoffe, die als Dünger in der Landwirtschaft, als Schädlingsbekämpfungsmittel
oder als Plastikweichmacher von der Industrie verwendet wurden. Besonders
DDT, das als Insektizid eingesetzt wurde und 1972 in der Bundesrepublik
verboten wurde, setzte sich in den Fettgeweben des Körpers ab und
wurde beim Stillen an das Kind weitergegeben. Noch 1989 mußten in
Baden-Württemberg Mütter in Einzelfällen wegen der Belastung
der Muttermilch durch Dioxin ihre Kinder frühzeitig abstillen. Diese
Entdeckungen ließen Zweifel über die Vorteile des Stillens
aufkommen.
In den sechziger Jahren war das Stillen aufgrund der starken Propagierung
von hochwertiger Fertignahrung der Industrie aus der Mode gekommen. Die
Kampagnen der Hersteller von industriell produzierter Fertignahrung, die
der Muttermilch gleichwertig oder sogar überlegen sein sollte, weiteten
sich bis in die sogenannte Dritte Welt aus. Dort hatten die Verkaufsstrategien
der Industrie allerdings verheerende Folgen. In Afrika starben beispielsweise
hunderte von Säuglingen aufgrund der fehlenden Immunstoffe, die mit
der Muttermilch verabreicht werden, und an den Folgen von falsch zubereiteter,
keimverseuchter Flaschennahrung.
Das Stillen wird heute wieder als beste Form der Säuglingsernährung
empfohlen - nicht zuletzt aufgrund der Erkenntnis, daß die in der
Muttermilch enthaltenen Immunstoffe durch Fertignahrung nicht zu ersetzen
sind.
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