Lebensstationen in Deutschland 1900 bis 1993

 

PHOTOGRAPHIE ZUR ERINNERUNG AN DIE KONFIRMATION

AUFNAHME: ATELIER FOTO-EICHNER, BERLIN, UND ATELIER FOTO-PLÜMER, BERLIN 1955-1960; 13,5/14,7 X 8,7/10,3 CM

DHM 1991/363, 1485, 1903

 

Die abgebildete Aufnahme eines Konfirmanden, der lässig auf der Lehne eines Sessels Platz genommen hat, entstand 1960 in Berlin. Die zum Teil privat aufgenommenen Photos geben den festlichen und förmlichen Charakter der Konfirmation wieder. Die Konfirmation hat ihren Charakter als wichtiger Schritt zum Erwachsenwerden aufgrund der veränderten Strukturen innerhalb der Ausbildung fast vollständig eingebüßt. Mit 14 Jahren beginnt heute für kaum einen Jugendlichen der Einstieg ins Berufsleben. Verlängerte Schulausbildungszeiten führten zu einer Verschiebung des Beginns der Lehre auf das 16. Lebensjahr. Die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen schließt die Schule mit der mittleren Reife oder dem Abitur ab. Aufgrund des Bedeutungsverlustes der Religion für die Jugendlichen ist es fraglich, ob der Einzelne seine Konfirmation als rituelle Einführung eines von nun an aktiven Kirchenmitglieds in die Gemeinde versteht.
Begangen wird die Konfirmation allerdings noch immer: Von den evangelisch getauften Jugendlichen wurden in den Jahren 1988 und 1989 nahezu 100 Prozent konfirmiert. Gefeiert wird die Konfirmation als großes traditionelles Familienfest, das mit großem finanziellen Aufwand und Geschenken begangen wird. Hohe Geldsummen gehören zu den üblichen Geschenken zur Konfirmation, und für den Konfirmanden ist dieses Geld ein wichtiger Grundstock für zukünftige Anschaffungen, beispielsweise für den Kauf eines Mofas oder den Erwerb des Führerscheins. Kritik an den kostspieligen Feierlichkeiten ist keineswegs neu: Schon im 19. Jahrhundert beklagten manche Zeitgenossen den Prunk und Luxus der Konfirmationsfeiern und forderten ernste, religiöse Feste.
Mit der zunehmend kritischen Haltung der Jugendlichen der Kirche gegenüber wurden auch die Steifheit der Zeremonie und die konventionelle Kleidung von den Jugendlichen in den siebziger Jahren als inhaltsleere Hülsen abgelehnt. Die modischere Kleidung, aber vor allem die Themen des Konfirmandenunterrichts wurden mehr auf die Wünsche und Interessen der Jugendlichen abgestimmt.




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