"TERRA
COGNITA - PHOTOGRAPHIEN VON KONRAD R. MÜLLER"
1.
Etage
Konrad
R. Müller wurde in der Öffentlichkeit vor allem durch seine Portraitphotographien
der sieben Kanzler der Bundesrepublik bekannt.
Seine Portraits zielen nicht auf die Wiederholung des unendlich
oft reproduzierten prominenten Gesichts im Blitzlichtgewitter der
Pressekameras. Die Bilder entstehen in halbprivaten Situationen,
frei von Posen und Selbstinszenierung: Müller wartet, bis sein Gegenüber
die Kamera vergisst und Momente von großer persönlicher Intensität
möglich werden. Mit dieser Intuition für den "richtigen Augenblick"
beobachtet er das Altbekannte aus einem persönlichen Blickwinkel
und entdeckt das Ungewöhnliche darin.
Doch
bilden die Kanzlerportraits lediglich einen Teil seines umfangreichen
Œuvres. "Terra cognita" - "Die bekannte Welt": So betitelt der Künstler
seine bislang größte Werkschau, die anlässlich seines 60. Geburtstags
im Deutschen Historischen Museum gezeigt wird.
Konrad
R. Müller photographiert ausschließlich ohne Kunstlicht und nie
im Studio. Viele der Portraits sind in der Natur entstanden, fern
von allen Attributen der Macht oder Verklärung. Nur er selbst fertigt
Abzüge an; eine massenhafte Reproduktion seiner Photos lehnt er
grundsätzlich ab, so dass jedes seiner ausdrucksstarken Bilder nur
als Unikat existiert.
Neben
den Bundeskanzlern und Vertretern der Politik werden grafische Arbeiten
aus Müllers Studienzeit Anfang der 60er Jahre an der Berliner Hochschule
der Künste gezeigt: Portraitzeichnungen, die bereits sein Faible
für das menschliche Antlitz zeigen. Die Sieb- und Lichtdrucke von
Stillleben entstanden in den 70er Jahren nach seinen Photographien.
2.
Etage
Dieser Teil der Ausstellung widmet sich den Portraits deutscher
Politiker und Prominenter aus Kunst, Musik, Literatur und Wissenschaft.
Aber auch unbekannte Personen werden in einer photographischen Bestandsaufnahme
vorgestellt, so "Die Leute von Lech" und die Reportage über den
so genannten Werwolf, einen aus der Zivilisation zurückgezogen lebenden
Einzelgänger nahe dem Dorf Isbuc in Rumänien.
Der
"Terra cognita" stellt der Künstler die "Terra incognita" gegenüber:
Photographien von fehlgebildeten Föten. Sie entstanden in der pathologisch-anatomischen
Sammlung des Berliner Medizinhistorischen Museums an der Charité.
Sie zeigen uns eine unbekannte Welt. Diese Bildserie konfrontiert
den Betrachter mit den Themen Krankheit und Tod. In seiner photographischen
Annäherung an den Tod gelingt Müller die meisterhafte Gratwanderung
zwischen reiner Dokumentation und Sensationsphotographie; er schafft
dadurch Totenbildnisse, die eine Atmosphäre menschlicher Würde erzeugen.
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