In
den Jahren 1993 und 1994 photographierte ich, was noch übrig war
von dem alten Bergdorf Lech am Arlberg, nachdem der Skizirkus, angeführt
von gekrönten Häuptern, Politikern aller Couleur, dem Geldadel -
und später zunehmend auch der Halbwelt -, dieses arme Nest in die
reichste Gemeinde Österreichs verwandelt hatte. Der junge Bürgermeister
Ludwig Muxel nahm mich an die Hand und führte mich meist zu alten,
einfachen Menschen, die wir möglichst ohne Voranmeldung aufsuchten,
um ihnen die Chance zu nehmen, sich für die Aufnahmen herauszuputzen.
Das Buch, das dabei entstand, wurde bereichert mit Texten von Michael
Köhlmeier. Bei der Vorstellung des gemeinsamen Werkes im Lecher
Kino, Ende 1994, kam es zu großen Irritationen im Dorf. Die literarischen
Texte wurden zu wörtlich genommen und auch falsch interpretiert,
die Kontroverse um das Bild auf dem Schutzumschlag ließ dieses "Weltdorf"
kurzfristig auf das Niveau eines Marktfleckens in der tiefsten Provinz
sinken. Auf der Titelphotographie ist neben dem alten Küfer Otto
Huber auch seine Haushälterin zu sehen. Sie stammt aus einem kleinen
Ort ungefähr sechs Kilometer von Lech entfernt. Welch eine Schande,
eine Nichtlecherin als Coverlady! Protest und Aufruhr waren die
Folge, Menschliches, allzu Menschliches geisterte durch die Gemeinde.
Dem Buch tat es gut.
Konrad.
R. Müller
Der
komplette Text befindet sich im Buch zur Ausstellung "Terra cognita",
erschienen im
Steidl Verlag, Göttingen.
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