Terra cognita
Photographien von Konrad R. Müller

6. Oktober bis 14. November 2000/ Kronprinzenpalais

Das Bild der deutschen Kanzler von Adenauer bis Schröder in der Öffentlichkeit wäre ein anderes ohne die Photographien von Konrad R. Müller. Anläßlich des 60. Geburtstages des "Kanzlerphotographen" in diesem Jahr stellt das Deutsche Historische Museum eine Werkschau vor, zu der auch bislang unveröffentlichte Aufnahmen gehören.

In seiner Heimatstadt Berlin begann Konrad R. Müller mit einem Studium der Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste, brach es aber nach wenigen Semestern ab, um sich mit der Kamera seines Vaters aus dem Jahr 1935 auf den Weg nach Bonn zu machen. Konrad Adenauers Gesicht hatte ihn so sehr beeindruckt, daß er schon als junger Kunststudent Portraitzeichnungen nach Pressephotos anfertigte. Im Herbst 1965 entstanden seine ersten photographischen Portraits.

Doch fast zehn Jahre dauerte es, ehe aus der Faszination für den "Alten" ein Berufsfeld für den Photographen Konrad R. Müller wurde. Erst die Aufnahmen von Willy Brandt und ein Bildband über ihn im Jahr 1978 machten Müller einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, die seitdem seine eindrucksvollen, jenseits des Presserummels entstandenen Portraitstudien schätzt. Müller photographiert ausschließlich ohne Kunstlicht und nie im Studio; er legt Wert auf eine natürliche Umgebung. Viele der Politikerbilder wurden deshalb in der Natur, weit entfernt von den Attributen der Macht aufgenommen.

Bildserien und Bildbände entstanden in den folgenden Jahren auch über Staatsmänner wie François Mitterrand, Anwar el Sadat und Bruno Kreisky, zu denen Konrad R. Müller durch seine Arbeit mit den deutschen Regierungschefs Kontakte aufbauen konnte.

Das Image des "Kanzlerphotographen" hat den Blick auf jenes Werk Müllers verstellt, das über Jahre neben den in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen Photos entstand: Stilleben, Landschaftsstudien, seine Annäherungen an Außenseiter und die sensiblen Portraits von Persönlichkeiten aus Literatur, Theater und Musik. Ob die Dargestellten Politiker, Schriftsteller, Schauspieler, Musiker oder der Öffentlichkeit Unbekannte sind -zuerst ist es immer ein persönliches Verhältnis, das der Photograph zu seinem Gegenüber aufzubauen versteht. Diese Nähe und die Fähigkeit, auf den richtigen Augenblick zu warten, zeichnen Müllers Arbeitsstil aus.
Nach dem Photographieren, dem Zeichnen mit Licht, beginnt Müllers Kreativität bei der Auswahl des Negativs. Es wird Arbeitsgrundlage in seiner Dunkelkammer, die mehr Druckwerkstatt als Reproduzieranstalt ist. Nie gibt es mehrere Abzüge, sondern nur ein Unikat, das er von seinen Aufnahmen herstellt. Der "Terra cognita", der "Gesichtslandschaft" bekannter Persönlichkeiten, wird in dieser Ausstellung eine "Terra incognita" gegenübergestellt. Teil unserer Werkschau sind bislang unveröffentlichte Photographien von mißgebildeten Föten aus dem Medizinhistorischen Museum der Charité.

Katalog "Terra cognita"
Es erscheint ein Katalog (Leinen mit Schutzumschlag) im Steidl Verlag, Göttingen, mit 144 Seiten sowie 104 Duotone-Bildtafeln zum Preis von 38, -DM.

Eröffnung
Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 5. Oktober 2000, von Bundeskanzler Gerhard Schröder im Kronprinzenpalais eröffnet.

 

 

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