Mythen der Nationen. 1945 - Arena der Erinnerungen  
   
 


Litauen

Der Widerstand und das Leid

In der Sowjetrepublik Litauen waren Widerstand und Leid wichtige Themen der Geschichtserzählung. In einer Vielzahl von Publikationen wurde ausdrücklich ein litauischer Partisanenkampf dargestellt. Auch in der bildenden Kunst wurde ganz in diesem Sinne die Verwurzelung des Widerstandes im Volk betont. Der Partisan war sehr populär. Neben dem fast 350 Seiten starken Bildband „Die Partisanen Litauens“ erschienen besondere Reihen wie die Heftchen „Erinnerst du dich, Freund“ oder die auf Russisch und Litauisch veröffentlichte Buchreihe „Bibliothek des Sieges“. Dort wurden u. a. die Erinnerungen oder Erlebnisberichte ehemaliger Partisanen oder Verbindungsleute veröffentlicht. Bücher und Filme erzählten von der Leiderfahrung. Eine Unterscheidung der Opfergruppen wurde vermieden.
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Die wohl bekannteste Partisanin Litauens ist Marytė Melnikaitė. Sie wurde 1923 in Zarasai in Ostlitauen geboren. Im Juli 1943 geriet sie in deutsche Gefangenschaft und wurde nach fünftägigen Verhören am 13. Juli erschossen. Kaum ein Jahr später erhielt sie auf Initiative des Partisanenführers Sniečkus in Moskau den Titel eines „Helden der Sowjetunion“. Im Pantheon der sowjetischen Vorbilder nahm die junge Partisanin fortan einen der ersten Plätze ein. Kaum eine größere Stadt in Litauen war ohne Marytė-Melnikaitė-Straße, zwei Kolchosen und eine große Textilfabrik trugen ihren Namen. 1955 wurde ihr bei Zarasai ein großes Denkmal errichtet. Zahlreiche Plakate, Medaillen und kleine Statuen wie die hier gezeigte glasierte Tonfigur erheben sie zum allgegenwärtigen Vorbild für selbstlose Tapferkeit und Treue zum Sowjetstaat. Das Motiv wiederholte sich dabei ständig: Die junge Partisanin schreitet mit wehendem Rock voran, die Waffe in der Hand.
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Nach einem Partisanenüberfall auf eine deutsche Einheit wurde das Dorf Pirčiupiai umzingelt und seine 119 Bewohner verbrannt. Unter ihnen waren 49 Kinder unter 15 Jahren. Im Juli 1960 wurde dort ein Denkmalensemble mit der zentralen Figur der „Mutter“ errichtet. Sie ist nicht nur das Symbol für den Schmerz über den Verlust der Kinder, sondern steht gleichzeitig für den Schmerz ganz Litauens. 1963 erhielt der Bildhauer Gediminas Jokūbonis für dieses Werk den Lenin-Preis der UdSSR. Ein Plakat des nach der Wende geschlossenen Museums zeigt das Denkmal, das in Schulbüchern nach wie vor präsent ist.
   
 
   
 
   
   
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