Ausstellungsrundgang


Widerstand, Krieg, Völkermord

Der Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika begann am 12. Januar 1904, als Herero unter Samuel Maharero deutsche Farmen, Militärstationen und die Eisenbahnlinie Windhoek-Swakopmund überfielen. Vorausgegangen waren wachsende Spannungen zwischen Herero und Deutschen, denen Benachteiligungen und Landverluste der Afrikaner zugrunde lagen. Nach einer Reihe von Gefechten wurden die Herero am 11./12. August 1904 am Waterberg vernichtend geschlagen. Die Überlebenden wurden gezielt in das wasserlose Sandfeld der Omaheke abgedrängt, wo Tausende von ihnen verdursteten. Anfang Oktober erhoben sich auch die Nama unter Führung von Hendrik Witbooi gegen die deutsche Kolonialherrschaft.
Obwohl die Nama ihren Widerstand bis ins Jahr 1908 aufrecht erhielten, wurde der Krieg in der Kolonie von deutscher Seite am 31. März 1907 offiziell für beendet erklärt. Mit der formellen Aufhebung der Kriegsgefangenschaft Anfang 1908 wurden auch die von der deutschen Kolonialverwaltung zu Beginn des Krieges eingerichteten Konzentrationslager wieder aufgelöst. Die besiegten Afrikaner verloren infolge des Krieges ihr Land und ihr Vieh. Enteignet und weitgehend entrechtet, wurden sie von den deutschen Kolonialherren fortan einem rigiden Kontrollsystem unterworfen.
Auf deutscher Seite ließen während des Kolonialkrieges in Südwestafrika 1.750 Menschen ihr Leben. Über die Todesrate auf afrikanischer Seite liegen nur Schätzungen vor: So wird angenommen, dass zwischen 35 bis 80% der etwa 40.000 bis 100.000 Herero und bis zu 50% der rund 22.000 Nama dem Krieg zum Opfer fielen. Während der Kolonialkrieg im allgemeinen Bewusstsein der Deutschen weitgehend in Vergessenheit geraten ist, ist er für Teile der namibischen Bevölkerung bis heute ein nationales Trauma.
Die Kriegführung der deutschen "Schutztruppe" unter dem hauptverantwortlichen General Lothar von Trotha wird heute von den Historikern mehrheitlich als Völkermord bezeichnet.


Samuel Maharero © Archiv- und Museumsstiftung Wuppertal.
Der Herero Chief Samuel Maharero (1856-1923) posiert hier in einer Haltung,
die zur Zeit Kaiser Wilhelms II. für das höhere, deutsche Militär typisch
war. Er trägt eine aus verschiedenen deutschen Uniformteilen
zusammengesetzte Uniform, der Hut aber ist nicht wie beim "Südwester"-Hut
der Deutschen rechts, sondern wie bei den englischen Uniformen links
hochgeschlagen. Noch heute tragen die "Truppenspieler", die alljährlich zu
den Jahrestagen von Mahareros Beerdigung in Okahandja/Namibia auftreten,
Uniformen nach deutschem Vorbild.

 


Gefangene Afrikaner in Ketten, um 1907/08.
© National Archives of Namibia, Windhoek.



 

Windhoek: Leben in der Stadt