Stadtchronik Nürnbergs -
illustriert mit Prechtls Bildern aus dem Nürnberger Bilderbuch (1970)



 
 

1050 Erste urkundliche Erwähnung Nürnbergs (Burg: Nourenburc).

1219 Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit durch Kaiser
Friedrich II.

1256 Nürnberg schließt sich dem Rheinischen Städtebund an, erste urkundliche Erwähnung der städtischen Ratsherren.

1339 Einweihung des Heilig-Geist-Spitals.



Dr. Eulenspiegel heilt die Kranken im Heilig-Geist-Spital (NB, S. 19)

 

 

Die Hauptmarktsfrau übersieht den Reichsäpfeldieb (NB, S. 71)

1356 Die Goldene Bulle (Regelung der Wahl des deutschen Königs durch die sieben Kurfürsten des Reiches) von Karl IV. wird in Nürnberg erlassen. Jeder neu gewählte deutsche König erhält die Verpflichtung, seinen ersten Hoftag in Nürnberg abzuhalten.

1424 Nürnberg wird durch Kaiser Sigismund zum Aufbewahrungsort der Reichskleinodien bestimmt. Diese verbleiben bis 1806, dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, in der Stadt. Bis auf ein Intermezzo 1938 - 1945, als Hitler die Reichsinsignien (Kaiserkrone, Reichsapfel, Reichsschwert und Reichszepter) wieder nach Nürnberg schaffen ließ, befinden sie sich seit 1806 in Wien.
 

 
1470 - 1530 Der Maler, Graphiker und Zeichner Albrecht Dürer (1471 - 1528) und die Bildhauer Veit Stoß (1447/ 48 - 1533) und Adam Kraft (1455/ 60 - 1509) wirken in Nürnberg. Die Stadt erlebt ihren kulturellen und politischen Höhepunkt. Nürnberg ist eine süddeutsche Mittelmacht.

Dürer übergibt die Apostel dem Nürnberger Rat (NB, S. 44 - 45)

 

 

Die Brandmarkung des Veit Stoss (NB, S. 41)

1503 Der Bildhauer Veit Stoß wird wegen Fälschung eines Schuldscheins öffentlich gebrandmarkt.

1511 - 1576 Der Nürnberger Schuhmacher und Meistersinger Hans Sachs (1494 - 1576) schafft mehr als 4.000 Lieder und Spruchgedichte und wird am Ende des 16. Jahrhunderts in den poetischen Adelsstand eines »alten Meisters« gehoben. Die Pest wütet in Nürnberg und fordert 8.000 Opfer.
 

 

Hans Sachs paßt seiner Muße Stiefelchen an (NB, S. 51), Hans Sachs (zeitgenössischer Kupferstich); Ansicht des Hauptmarktes von Nürnberg im 16. Jahrhundert (zeitgenössischer Kupferstich von Jost Amman)

 
 

1524 - 1533 Reformation in Nürnberg. Nürnberg wird auf Dauer protestantisch. Die Einwohnerzahl klettert bis 1620 auf etwa 40.000 Einwohner.

1632 Schlacht zwischen dem schwedischen König Gustav Adolf II. (1594 - 1632) und dem kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein (1583 - 1634) vor den Toren Nürnbergs. Im gesamten Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) sterben mehr als 2/3 der ländlichen Bevölkerung in der Umgebung der Stadt.


Albrecht von Wallenstein (Gemälde von Anthonis van Dyck um 1636 - 1641)

 
 

Die Plünderung der freien Reichsstadt N. durch die Baiern (NB, S. 27)

1792/ 1796 Das Kurfürstentum Bayern und das Königreich Preußen okkupieren und verwüsten Teile des Nürnberger Gebietes. Hierbei werden auch mehrere Dürer-Werke entführt.

 

 

1806 Nürnberg wird nach der Rheinbundakte von 1806 Landstadt des neuen Königreiches Bayern. Zu dieser Zeit hat die Stadt etwa 25.000 Einwohner.
Der Nürnberger Buchhändler und Verleger Johann Philipp Palm (1768 - 1806) wird wegen des Drucks von antifranzösischen Flugschriften auf Befehl von Napoleon hingerichtet.

1835 Die erste deutsche Eisenbahnstrecke wird zwischen Nürnberg und Fürth eingerichtet.

1853 Eröffnung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Das unverdiente Ende des Buchhändlers Johann Philipp Palm vor einem Peloton ABC-Schützen (NB, S. 57)

 
 

Richard Wagner (zeitgenössische Zeichnung); Richard Wagner dirigiert die Original Nürnberger Meistersinger (NB, S. 53)

1868 Uraufführung der Oper Die Meistersinger von Nürnberg in München. Richard Wagner (1813 - 1883) nahm mit seiner Oper das Werk von Hans Sachs auf, der neben dem Ritter Walther von Stolzing die moralische und weltkluge Hauptfigur darstellt.

1874 Einweihung der Hauptsynagoge am Hans-Sachs-Platz, die bereits im August 1938, also vor der Reichsprogromnacht, von den Nationalsozialisten abgerissen wird.

1910 Nürnberg hat über 300.000 Einwohner.
 
 


1923 - 1945 Der Nürnberger Nationalsozialist Julius Streicher (1885 - 1946) gibt das antisemitische Hetzblatt Der Stürmer heraus. Das Blatt erreichte mit seiner - häufig unterschwellig pornographischen - Hetze gegen Juden und andere Oppositionelle des Dritten Reiches in seinen Hochzeiten Mitte der dreißiger Jahre eine Auflage von bis zu 800.000 Stück wöchentlich und 700 Leserzuschriften mit »Anregungen« und Denunziationen täglich.

1933 Die in der Weimarer Republik in ihrer Wählerschaft eher sozialdemokratisch und kommunistisch geprägte Stadt Nürnberg wird von Hitler zur Stadt der Reichsparteitage bestimmt. Mit München, Berlin, Linz und Hamburg ist Nürnberg somit einer der wichtigsten Kultorte des Nationalsozialismus.

Julius Streicher (Foto); Die Braunauer Sängerknaben in Begleitung eines Streichers (NB, S. 25)

 

 

Appell der HJ im Nürnberger Stadion im Rahmen des Parteitags (10.9.1938); Lichtdom über der Zeppelinwiese (7.9.1938); NS-Kampfspiele beim »Tag der Gemeinschaft« in Nürnberg (9.3.1938)


1933 - 1938 Errichtung des Reichsparteitagsgeländes (u. a. 1937 Bau des Zeppelinfelds von Albert Speer). Bis 1938 finden alljährlich die Massenveranstaltungen der Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg statt. Neben den Parteitagen mit ihren Zusatzveranstaltungen und technischen Inszenierungen, wie etwa dem Lichtdom aus Flakscheinwerfern, wurde das Gelände auch für andere nationalsozialistische Großveranstaltungen genutzt.

 

 

1935 Verkündung der sogenannten Nürnberger Rassegesetze auf dem Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg. Mit dem Reichsbürgergesetz und dem Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre wurde die schon 1933 begonnene Verfolgung der deutschen Juden auch »rechtlich« ermöglicht und erweitert. Die Nürnberger Gesetze gelten somit als Pervertierung jeglichen Rechtsstaatsdenkens.

Letzte Eisenbahn (NB, S. 59)

 

 

Albrecht Dürer Denkmal im zerstörten Nürnberg 1945 (Foto); 2. Januar 1945 (NB, S. 31)

1941 - 1945 Von den vormals 10.000 Nürnberger Juden befinden sich 1945 lediglich noch eine Handvoll in der Stadt. Diejenigen, die sich nicht durch Flucht ins Ausland retten konnten, wurden nach Riga, Izbica und Krasniczyn im Kreis Lublin sowie in die Lager Theresienstadt und Auschwitz verschleppt. Insgesamt wurden 1.626 Nünberger Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet.

1945 Bei alliierten Luftangriffen werden in den letzten Kriegsmonaten über 90 Prozent der Nürnberger Altstadt zerstört. Alleine am 2. Januar sterben 1.794 Nürnberger Bürger, 100.000 werden obdachlos.

 

 

1945 - 1949 Im Schwurgerichtssaal 600 finden vor dem Internationalen Militärtribunal die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse statt. Insgesamt werden 1946 11 der Hauptangeklagten, darunter auch der Nürnberger Julius Streicher, zum Tode verurteilt. Bis 1949 finden in Nürnberg verschiedene Folgeprozesse (u. a. Ärzte-, Juristen-, Flick-, I.G.-Farben-Prozeß) statt.

Nürnberger Prozeß (Foto). Auf der Anklagebank von Links nach Rechts: Göring, Heß, Ribbentrop, Keitel und Kaltenbrunner; Vergangenheitsbewältigung (NB, S. 23)

 

 

Autohuwabohu (NB, S. 63)

1952 Errichtung der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Es ist die einzige Bundesbehörde in der Stadt.

1971 Jubiläum des 500. Geburtstages Albrecht Dürers in Nürnberg.

1972 Die Einwohnerzahl der Stadt klettert über 500.000.

 
 

2000 Jubiläumsfeier 950 Jahre Nürnberg und Feier zum 100. Geburtstags des Nürnberger Schriftstellers Hermann Kesten. Hermann Kesten (1900 - 1996) ist als Kind jüdischer Eltern in Nürnberg aufgewachsen und musste 1933 ins Exil gehen.1972 - 1976 war er Vorsitzender des PEN-Zentrums in Deutschland, 1980 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Nürnberg ernannt.

Dirk Mellies

Hermann Kesten im Café (1979)

 



  Literaturtipp

Godehard Schramm (Text), Michael Mathias Prechtl (Bilder): Nürnberger Bilderbuch. Nürnberg 1970

 
 
Webtipp mit Zusatzinformationen zur Stadtgeschichte Nürnbergs auf den Webseiten zu den Feiern des Stadtjubiläums

http://www.stadtjubilaeum.nuernberg.de/