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Urlaubswerbung 1998

8   b e f r e i u n g    d e s    k ö r p e r s

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Der Philosoph Rousseau brachte es vor mehr als 200 Jahren auf den Punkt: Die Zivilisation hindere den Menschen daran, nach seinen eigenen Bedürfnissen zu leben. Mit der Verstandestätigkeit und den Naturwissenschaften, mit mechanischer Arbeit und im Glauben an den technischen Fortschritt bleibe - so nach Rousseau die Auffassung vieler - die »eigentliche Natur« des Menschen auf der Strecke. Immer wieder hat es darum Versuche gegeben, gegen diese
Entfremdung vom eigenen Körper
aufzubegehren. »Wandervögel« nannten sich die jungen Leute, die zu Beginn unseres Jahrhunderts mit Rucksack und Gitarre durch die Natur zogen. Sie wollten aus der starren bürgerlichen Gesellschaft ausbrechen, der Anonymität der Städte und der industrialisierten Arbeit entfliehen. In der gemeinsamen Naturbegegnung suchten sie eine neue soziale Erfahrung und die »wahre« Heimat. Die Anhänger der Freikörperkultur warfen mit der Kleidung auch die bürgerlichen Konventionen ab und fanden in der Nacktheit, im »Licht, Luft und Sonne« -Kult einen neuen Zugang zum eigenen Körper, zu neuen Lebensformen und - wie sie meinten - sogar zum Kosmos.

Die 68er-Generation schrieb sich, zum Schrecken vieler Zeitgenossen, neben der politischen Befreiung auch eine freie Sexualität und eine neue Gesellschaft auf die Fahnen. Die Frauenbewegung mit ihrer Forderung nach Selbstbestimmung über den eigenen Körper, die Hippiekultur, die Friedensbewegung, die Bürgerrechtsbewegung der Homosexuellen, selbst modische Massenereignisse wie die Berliner Love-Parade, sie alle sind der laute Ruf nach einer nichtentfremdeten Welt, in der jedes Individuum seiner eigenen Natur gemäß leben kann. Wenigstens einmal im Jahr hoffen Millionen Deutsche, sich diese Sehnsucht in einem
»Paradies für Körper und Sinne«
erfüllen zu können: im Urlaub.

 

 

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