Claire Svetlik

VON DER SCHÖNHEITSKÖNIGIN ZUR MUTTERIKONE: ZUR ENTWICKLUNG VON KÖNIGIN VICTORIAS PORTRAITBILD

1838, im Jahr von Königin Victorias Krönung, veröffentlichte Bentley's Miscellany einen Artikel mit dem Titel "Die Portraits Ihrer Majestät - das große Staatsgeheimnis", eine witzige kleine Studie über die zahlreichen, höchst unterschiedlichen Abbildungen Victorias, die seit ihrem Amtsantritt im Vorjahr aufgetaucht waren. Der Autor stellt fest, daß unter der Vielzahl von Portraits ein und derselben Victoria "manche fett, manche schlank, manche kurzgewachsen, manche ganze zehn Kopf groß" seien und daß die "Attribute und Gesichtszüge", mit denen man sie ausgestattet habe, die "unterschiedlichsten und gegensätzlichsten Charakterzüge" zum Ausdruck brächten. Die Verbreitung derart unvereinbarer Bilder der Königin grenzt für den Autor an "Verrat" und sei überdies die Ursache ernster Mißverständnisse wie etwa bei jenem verärgerten Bauern in Cornwall, der, nachdem er sieben verschiedene Bilder der Königin gesehen hatte, wütend zu dem Schluß kam, mit seinen Steuergeldern würden sieben verschiedene Monarchinnen unterstützt; auch der Aufstand in Kanada ging nach Ansicht des Autors sehr wahrscheinlich auf eine Ladung von Stichen zurück, die bei den Kanadiern unvermeidlich den Eindruck erweckt haben mußten, sie seien nicht nur einer, sondern neun verschiedenen englischen Königinnen zur Treue verpflichtet. Um weiteren Mißverständnissen dieser Art vorzubeugen, empfiehlt der Autor der Königin, sie solle dem Vorbild Elizabeths I. folgen und umgehend eine Verordnung zum Schutz ihres Portraits erlassen oder einen Prototyp herstellen lassen, dem alle Künstler zu folgen hätten. Nur so sei in Zukunft ein einheitlicheres Portraitbild zu gewährleisten.