Adolf Paul schrieb diese kleine Schrift knapp dreißig Jahre nach dem »Ferkeljahr« 1892/93, als sich Türkes Weinstube noch in der Neuen Wilhelmstraße befand. Eines Abends im Herbst sei Strindberg mit seinem Gefolge hier vorbeigekommen, es regnete und stürmte, die Straße war dunkel – da lockte die Lokalität mit ihrem warmen Licht, zumal man Türkes bunte Schnapsflaschen von außen gut erkennen konnte; er führte, wie er selbst immer wieder stolz verkündete, 900 verschiedene Schnapssorten. Strindberg sah hoch zu dem ›Schild‹ der Weinstube, einem von Wind und Wetter mitgenommenen armenischen Weinsack, und meinte: »Das Ferkel grunzt uns den Willkomm zu. In dem Lokal werden wir Schwein haben!« Der Name ›Zum schwarzen Ferkel‹ wurde auch vom Wirt begeistert akzeptiert.
Kat.-Nr. 540: Adolf Paul, Das ›Urferkel‹ und die Tafelrunde Strindbergs, o. O. 1920 (Hameln, Volker Schneeweiß)

 

Strindberg und Munch verband anfangs Freundschaft. Strindberg sagte einmal zu Munch, es gebe nur einen wichtigen Maler [sic!] in Skandinavien, und das sei er, Strindberg; daraufhin konterte Munch, daß es nur einen wichtigen skandinavischen Dichter gebe und das sei er, Munch! Aber das tat ihrer Freundschaft keinen Abbruch – zunächst. Dann allerdings veränderte sich das Verhältnis: Strindberg glaubte, daß ihm selbst gute Freunde böse wollten – und als Munch im Rahmen der Lithographie Strindbergs Namen versehentlich falsch schrieb (er hatte das ›R‹ vergessen), glaubte Strindberg, dies sei mit Absicht geschehen.
Kat.-Nr. 532: Edvard Munch, August St(r)indberg, 1896/97, Lithographie, 60 x 46 cm (Oslo, Munch-museet)
Die genaue Entstehungszeit des 1902 in Berlin ausgestellten Gemäldes ist nicht bekannt, es wird eine Zeit zwischen 1894 und 1898 angenommen. Ebenfalls ist ungewiß, ob sich die Szene an ein Erlebnis Munchs knüpft wie z. B. Das kranke Kind, Der Tod im Krankenzimmer u. a. Aber auch hier setzt Munch die von ihm erarbeiteten Mittel ein: den ›leeren Raum‹, die Farbzusammenstellung für das Sterbezimmer rot-orange/blaugrün, um eine Atmosphäre von Isoliertheit, Beklemmung, Isolation entstehen zu lassen. Wie in den anderen Kranken-/Sterbeszenen Munchs stehen auch hier die Personen zwar nah und gedrängt, aber beziehungslos zueinander (sie schauen sich nicht an und berühren einander nicht), wodurch die freie Fläche des restlichen Raums eine bedrückende Leere erhält; er be-drängt die Trauerbesucher, er drängt sie, die mit dem Leichengeruch zu kämpfen haben, buchstäblich zurück, aus dem Raum wieder hinaus.
Kat.-Nr. 560: Edvard Munch, Leichengeruch (auch Trauerbesuch), 1894-1898, Öl auf Leinwand, 100 x 110 cm (Oslo, Munch-museet)