These des Ausstellungsmachers

Für die Ausstellung wurden vom Kurator Prof. Dr. Hans Puttnies, Professor für Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Darmstadt, umfangreiche Bildzeugnisse zusammengetragen. In

"DAS GESICHT DER WEIMARER REPUBLIK -
Menschenbild und Bildkultur 1918 - 1933"

vertritt er folgende These:

"Diese Bilderschau will einen neuen Zugang zum Menschenbild der zwanziger Jahre freilegen. Sie wendet sich gegen die zahlreichen Versuche von Kunsthistorikern - zuletzt in der Jahrhundertausstellung 1999 - die Wahrnehmung dieser wichtigen Epoche auf Phänomene der Avantgarde und des Präfaschismus' zu reduzieren. Sie wendet sich dagegen, dass die Nachgeborenen sich eine politisch korrekte, d.h. teleologisch in den deutschen Untergang von 1945 führende Historie konstruieren und dabei die Überlieferung der höchst widersprüchlichen Selbsterfahrung der Zeitgenossen unterdrücken. Sie plädiert im Gegenteil dafür, das Bild, das die Menschen damals von sich selbst entworfen haben, daraufhin zu befragen, was es an einzigartigen, nicht wiederholbaren Erkenntnissen über das Leben in diesem Land artikuliert.

Die Ausstellung konstruiert deshalb nicht, sie rekonstruiert, und sie tut dies bevorzugt mit Bildern, die damals bestimmte, benennbare Funktionen erfüllten. Sie misstraut dem Kunstwerk, weil es sich zu sehr der Werkbiografie eines Autors verdankt, und sie adelt es nicht gegenüber anderen Bildgattungen, die weniger materiellen Wert im Markt besitzen. Sie betrachtet dafür wesentlich genauer die Bilder, die eine dienende Aufgabe hatten und die später zu mehr oder weniger wertlosen Dokumenten absanken: Unterhaltungsfilme, Anzeigen, gedruckte Fotos, Illustrationen in Kinderbüchern, Starpostkarten, Bildbände, wissenschaftliche Darstellungen, Amateurschnappschüsse, erotische Wunschbilder etc. Auch ihnen vertraut sie nicht blind, sondern stellt sie in Konstellationen, die wechselseitige Einsichten ermöglichen."