Plakatmotiv "Migrationen 1500-2005"

 

Zuwanderungsland Deutschland: Migrationen 1500-2005 - Die Hugenotten, Deutsches Historisches Museum
22. Oktober bis 12. Februar 2006, Ausstellungshalle von I.M. Pei - Logo DHM

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Deportation und „Umsiedlung“ 1933 – 1945

 

Ausgrenzung von Juden und die Nürnberger Rassegesetze

 

  Plakat zu den Nürnberger Rassegesetzen
 


Plakat zu den Nürnberger Rassegesetzen



Plakat zu den Nürnberger Rassegesetzen
Stuttgart, 1935. Offset, 29,2 x 38,8
Berlin, Deutsches Historisches Museum, 1989/2578

 

Dieses nationalsozialistische Plakat stellt die so genannten Nürnberger Gesetze dar, die 1935 verabschiedet wurden. Die Grenzen des Deutschen Reiches sind von einer hohen Mauer eingefasst, die das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ graphisch veranschaulichen soll. Mit dem „Reichsbürgergesetz“ radikalisierten die Nationalsozialisten das Staatsangehörigkeitsrecht. Im Gegensatz zu den mit vollen Rechten versehenen „Reichsbürgern“, die „deutschen oder artverwandten Blutes“ sein mussten, waren Juden fortan nur noch „ einfache Staatsangehörige“ des Deutschen Reichs, deren Rechte ständig ausgehöhlt wurden. Die Staatsangehörigkeit war zu einem Status minderer Wertigkeit gegenüber dem nach Rassekriterien definierten Reichsbürger geworden.
Den rassistisch motivierten Regelungen der Nürnberger Gesetze folgten Bestimmungen zu einer äußerlichen Kennzeichnungspflicht von Juden. Ab 1938 wurden alle Personaldokumente von Juden wie der Reisepass von Eva Benditt mit einem großen roten „J“ gekennzeichnet. Zu Beginn des Jahres 1939 folgte die Einführung der Zwangsvornamen Sara und Israel. Ab 1939 mussten alle Juden in Polen einen gelben Stern tragen. Ab September 1941 galt dies auch für alle Juden in Deutschland.

 

  Reisepass der jüdischen Bürgerin Eva Benditt
 


Reisepass der jüdischen Bürgerin Eva Bendit



Berlin, 21. April 1941. Druck, 16,5 x 11,2. Berlin,
Deutsches Historisches Museum, Do 72/121 II (MfDG)

 

Bereits seit 1933 waren mit dem „Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit“ Strafexpatriierungen möglich geworden. Diese Maßnahme diente der Verfolgung politischer Gegner des NS-Regimes und der rassischen Homogenisierung der Bevölkerung. Im Ausland lebende Deutsche konnten ausgebürgert werden, "sofern sie durch ein Verhalten, dass gegen die Pflicht zu Treue gegen Reich und Volk, die deutschen Belange geschädigt haben". Das Gesetz betraf zunächst politische Emigranten, ab 1936 wurde es verstärkt auf emigrierte Juden angewendet. Vermutlich verlor Bertha Flegenheimer die Staatsangehörigkeit durch ihre Emigration.

 

  Einwohnerkarteikarte mit der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft von Bertha "Sara" Flegenheimer
 


Einwohnerkarteikarte mit der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft von Bertha



1941/42. Druck, gestempelt, 14,8 x 20,8. Berlin,
Deutsches Historisches Museum, Do 2 92/477.6

 

Umsiedlungen

Im Zweiten Weltkrieg begannen die Nationalsozialisten, annektierte Gebiete zu ‚germanisieren’. Zwischen 1939 und 1944 wurden eine Million Menschen deutscher Herkunft aus ihren Siedlungsgebieten in Südost-, Ostmittel- und Osteuropa ›heim ins Reich‹ geholt. Ziel war ihre Ansiedlung in den vom NS-Staat eroberten und annektierten Gebieten. Die Karte aus dem Jahr 1941 zeigt die Umsiedlungen so genannter Volksdeutscher.

 

  Karte mit Siedlungsbewegungen anlässlich der ‚Heimholung’ so genannter Volksdeutscher
 


Karte mit Siedlungsbewegungen anlässlich der ‚Heimholung’ so genannter Volksdeutscher



„Die führungslose Auswanderung / deutscher Bauern und Bürgernach dem Osten und / die planvolle Umsiedlung ins Großdeutsche Volksreich Adolf Hitlers“. München, 1941, Offset, 40,0 x 56,0
Berlin, Deutsches Historisches Museum, P 98/135

 

  Einschiffung von "Volksdeutschen" im rumänischen Cernavoda
 





Liselotte Orgel-Köhne (Straßburg 1918-2002 Berlin)
Cernavoda, 1940. Photographie,
Berlin, Deutsches Historisches Museum, BA 109949


Zuvor hatten Deutsche Wehrmacht und SS die ansässige polnische und tschechische Bevölkerung, Juden und andere verschleppt oder in Vernichtungslager deportiert. Dem ‚Volk ohne Raum’ wurde gewaltsam Raum geschaffen. Der von Heinrich Himmler formulierte „Generalplan Ost“ sah die Umsiedlung von über 30 Millionen Menschen vor, die nach Sibirien deportiert werden sollten. Von den mehr als 10 Millionen Menschen in den ehemals polnischen, nunmehr dem Reich angegliederten „Reichsgauen“ Wartheland und Danzig-Westpreußen galten gerade einmal 1,7 Millionen als „eindeutschungsfähig“. Die Grenze des „deutschen Volkstums“ wollten die Nationalsozialisten bis an den Ural verschieben. Im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion setzten sie diese Ideologie ab September 1941 auf brutalste Weise um.

 

Zwangsarbeiter

 

  Plakat in russischer Sprache zur Anwerbung von Arbeitskräften für Deutschland aus den besetzten sowjetischen Gebieten
 


Plakat in Russischer Sprache zur Anwerbung von Arbeitskräften für Deutschland aus den besetzten sowjetischen Gebieten


„Wir gehen nach Deutschland, um für den Frieden und eine bessere Zukunft zu arbeiten.“ Deutsches Reich, um 1942
Offset, 49,8 x 83,5 Berlin, Deutsches Historisches Museum, P 96/978

 

„Wir gehen nach Deutschland, um für den Frieden und eine bessere Zukunft zu arbeiten“ erklären die beiden Abreisefertigen auf dem Plakat dem Betrachter. Sie drehen uns bereits den Rücken zu, den Blick fest auf die glückliche Zukunft als qualifizierte Arbeiter in deutschen Betrieben gerichtet. Mit solchen Propagandaplakaten warben die deutschen Behörden in den besetzten sowjetischen Gebieten um Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft. Da sich jedoch kaum Freiwillige meldeten, ging man zu Zwangsrekrutierungen über.
Im Oktober 1944 wurden fast acht Millionen ausländische Arbeitskräfte in Deutschland gezählt. Die zwei Millionen Kriegsgefangenen in Deutschland mussten Zwangsarbeit leisten, ebenso wurden sechs Millionen Zivilisten, davon ein Drittel Frauen, aus den besetzten Gebieten zur Arbeit nach Deutschland verschleppt. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter waren in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft eingesetzt. Etwa die Hälfte aller Zwangsarbeiter arbeitete in der Landwirtschaft. Ein Merkblatt für Landwirte gab Regeln zum Verhalten gegenüber polnischen Arbeitern vor. Deutlich kommt dabei die NS-Rassenideologie zum Ausdruck. So heißt es warnend: „Die Polen gehören nicht zur deutschen Volksgemeinschaft. Wer sie wie Deutsche behandelt oder gar besser, der stellt seine eigenen Volksgenossen auf eine Stufe mit Fremdrassigen.“ Ohne den Arbeitseinsatz dieser Millionen von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und Häftlingen aus den Konzentrationslagern wäre die Weiterführung des Kriegs für das Deutsche Reich spätestens ab 1942 nicht möglich gewesen.
Je tiefer die ‚Fremdarbeiter’ in der nationalsozialistischen ‚Rassehierarchie’ standen, desto schlechter waren ihre Lebensbedingungen. ‚Westarbeiter’ wie Franzosen, Belgier und Niederländer wurden besser behandelt als Polen und Sowjetbürger: Diese ‚Ostarbeiter’ genannten Fremdarbeiter galten als ‚slawische Untermenschen’ und mussten bis zur Erschöpfung arbeiten. Sie wurden gezwungen, auf ihrer Kleidung die Aufnäher „OST“ bzw. „P“ zu tragen.

 

  Abzeichen für polnische Zwangsarbeiter
 


Abzeichen für polnische Zwangsarbeiter



1939/1945. Textiles Material, bedruckt, 6,0 x 6,5
Berlin, Deutsches Historisches Museum, A 93/18

 

Viele Zwangsarbeiter starben an Unternährung, Krankheit und Misshandlung. Am untersten Ende der Hierarchie standen die Häftlinge in den Konzentrationslagern, die zur Arbeit in der Rüstungsproduktion gezwungen wurden. Ihr Tod durch Arbeit und Entkräftung innerhalb weniger Wochen war einkalkuliert.
In der Form eines im großen Maßstab auf ausländischer Arbeitskraft basierenden Zwangsarbeitersystems blieb der nationalsozialistische ›Ausländer-Einsatz‹ historisch ohne Parallele.

Über die untenstehenden Buttons haben Sie die Möglichkeit, Berichte von ehemaligen Zwangsarbeitern anzuhören.

Auszüge aus einem Interview mit der ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeiterin Galina Halina
Kramatorsk (Ukraine), 28. Juli 2002
Interviewer: Wladimir Maljutin
Dortmund, Westfälisches Industriemuseum, Landesmuseum für Industriekultur
des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
Übersetzung: Sergej Avicjuk


.mp3,
2.922 KB
Auszüge aus dem autobiographischen Bericht des ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen Dr. med. Nikolai Gubaraw
Aus: Nikolai Gubaraw, Mein Kriegsschicksal, Tallin (Estland)
Hemer, Stadtarchiv
Übersetzung: Nils Scharfenberg

.mp3,
2.076 KB

 

 

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