6. Schlussbemerkung
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Rückblick in die Geschichte hat uns gezeigt, dass der Fisch als Nahrungsquelle sehr lange Zeit sehr wichtig war und daher auch sorgfältig mit ihm umgegangen wurde. Erst als der Flussfisch für die Ernährung der Menschen nicht mehr wichtig war, als man ihn mit Kühlautos  vom Meer nach Mainz fahren konnte, hat niemand mehr darüber nachgedacht, wie es dem Fisch im Rhein geht. Erst als der Fluss tot war sind die Menschen aufgewacht und haben gemerkt, dass sie ihn und die Tiere in ihm brauchen.

Abwassereinleitung in den Rhein.[1]

 

Von unseren Interviewpartnern haben wir erfahren, wie es zu dieser starken Verseuchung des Rheins kam und was das für Menschen und Tiere bedeutet hat. Dabei zeigten sich sowohl Meinungsverschiedenheiten, als auch Meinungsübereinstimmungen.Das Interview mit Herrn Hofmann lieferte uns einen ziemlich krassen Widerspruch zu dem, was Herr Rosenzweig gesagt hatte. Herr Hofmann meinte, dass er gerade zu der Zeit, als der Rhein am meisten verschmutzt war, am Besten Fische fangen konnte. Er erklärte dies damit, dass die Fische sich an den wenigen sauberen Stellen im Wasser sammelten und man sie, wenn man wusste wo diese Stellen waren, wie aus einem Nest ausheben konnte. Herr Rosenzweig sagte dagegen, dass es zu dieserZeit fast gar keine Fische im Rhein gegeben hatte und noch nicht mal, wenn sie sich an bestimmten Stellen gesammelt hätten, mehr Fische als heute zusammengekommen wären. Auch sagte Herr Hofmann, dass man die Fische noch bedenkenlos essen konnte und er sie auch weiterhin auf dem Markt ohne schwindende Kundschaft verkaufte.

Ein Fischer beim Fischen in einem sauberen

Rheinnebenarm [2]

 

 

Das war genau das Gegenteil von dem, was uns Peter Rosenzweig erzählt hatte. Er sagte, dass damals alle Fische, auf jeden Fall die, die in der Gegend von Main lebten, was sehr wenig waren, mit üblen Krankheiten verseucht und nicht genießbar und in größeren Mengen sogar giftig waren. Auch wir bezweifeln, dass man die Fische, die in einem so dreckigen und verseuchten Wasser lebten, noch essen konnte.

Brief der Wesel Rheinfischerei „C. Lisner und Söhne“ an den Oberfischmeister der Rheinprovinz (1925) [3]

 

Friedrich Hofmann meinte, dass Fische beim Angeln durch den Haken Schmerz empfinden, während das Fangen mit dem Netz ihnen keine Schmerzen bereitet. Er hatte auch noch nie etwas von Fischschutz  gehört. Peter Rosenzweig dagegen sagte, dass er den Umgang der Fischer mit den Fischen als viel brutaler empfindet als das Angeln, da sich die Fische in den Netzen der Fischer verklemmten und elendig zu Grunde gingen. Die Fische, die den Fischern nicht passten, würden wieder mit ihren Verletzungen ins Wasser geworfen. Herr Hofmann hatte dagegen gesagt, dass alle Fische, die mit den Netzen gefangen werden, auch verwertet werden und die Fische sich nicht an den Netzen verletzen. Dieser Konflikt besteht unserer Meinung allerdings darin, dass sowohl Angler als auch Fischer Kritik von Naturschützern ernten und versuchen diese mit Vergleichen herunter zu spielen.

Herr Friedrich Hofmann hielt sich während des ganzen Interviews ziemlich knapp und antwortete oft nur mit ja oder nein auf unsere Fragen. Teilweise kam es uns so vor, als widersprächen sich die Aussagen, die er machte. Auch konnten wir keinen einzigen Satz so abtippen, wie er ihn uns gesagt hatte, da er nie in ganzen Sätzen antwortete und oft ziemlich verdrehte Satzkonstruktionen gebrauchte.

Die Gespräche mit Herrn Peter Rosenzweig waren dagegen sehr informativ und ausführlich. Es kam deutlich heraus, wie er das Verhältnis zwischen den Anglern und den Fischen sieht. Er sagte, dass er persönlich wie auch  viele der anderen Vereinsmitglieder sich scheuen Fische nur zu fangen, ohne sie einem Verwendungszweck zuzuführen. Doch der Angelsport an sich wird, obwohl man dem Fisch nicht schaden will, nicht aus Liebe zum Tier, sondern zum Erholen und Entspannen betrieben.

Von Peter Rosenzweig konnten wir zusätzlich viel darüber erfahren, wie sich die Bedeutung des Angelns in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Dabei erfuhren wir auch den grundlegenden Unterschied zwischen Anglern und Fischern, der sich als größer erwies, als wir es uns vorgestellt hatten. Wir hatten gedacht, dass Angler und Fischer in süßen Gewässern so ziemlich das gleiche wären, erfuhren dann jedoch, dass Angler Fische als Hobby fangen und Fischer zum Verkaufen. Auch die Fangtechniken sind sehr verschieden. Angler fangen mit Angeln, da sie keinen Wert darauf legen Fische in Massen zu fangen. Wenn man mit der Angel fängt, hat man auch einen direkteren Kampf mit dem Fisch auszutragen, was viele Angler als des Spannende an ihrem Hobby bezeichnen.Fischer dagegen fangen Fische mit Netzen in großen Massen und legen keinen Wert auf einen Kampf mit dem Fisch oder Nähe zu Natur und Tier. Sie fangen Fische als Beruf und verdienen ihr Geld damit. Heute gibt es fast keine Fischer im Süßwasser und in Flüssen mehr, da die Hochseefischerei billiger und in großen Massen fischen kann.

   

Ein Aalschocker vor dem Loreleyfelsen[4]


Peter Rosenzweig nannte uns auch die zweite Bedeutung der Angler und Fischer, die die meisten Naturschützer allerdings nicht einsehen. Er sagte, dass Angler sich selbst als Naturschützer sehen, da sie viel Müll von den Flussufern entfernen und für das biologische Gleichgewicht sorgen, da sie auf Fischarten ansetzen, die es gerade zuviel gibt, oder welche nicht fängt, von denen es gerade nicht genug gibt, und indem sie Fischarten, die im Rhein ausgestorben sind wieder ansiedeln. Außerdem haben die Angler dafür gesorgt den Rhein zu säubern, da sie sich für den Bau von Kläranlagen und anderen Dingen, die helfen die Verschmutzung des Rheins zu vermindern und wieder unter Kontrolle zu kriegen, einsetzen.

Im Interview mit Herrn Dr. Engel erfuhren wir, dass auch er der Meinung ist, dass Angler und Fischer ihren Teil für die Regelung und Überwachung des Rheins tun. Er meinte aber, dass die Angler den Fisch an sich nur aus Egoismus schützen, weil ihnen sonst ihr Hobby verloren ginge. Auch die anderen Bürger hätten sich in der Zeit nach dem Krieg bis etwa Mitte der 70er Jahre eine wichtige Nahrungsgrundlage geraubt, wenn sie sich nicht um den Rhein und die darin lebenden Fische gekümmert hätten. Dem stimmte auch Herr Rosenzweig zu.

         Besonders interessiert hat uns, was Herr Rosenzweig zu der Kritik von „PETA´s Animal Times“ sagte. Leider hat er sich die Kritiken nur oberflächlich angeschaut, so dass wir ihn auf jeden Punkt konkret ansprechen mussten. Er fand, dass die Meinung dieser Naturschützer nicht stimmte und sagte uns, dass die normalen Flussangler den Fischen weit weniger schaden als die Hochseefischerei. Auch meinte er, dass diese Kritiken nur dazu da seien den Anglern zu schaden und überhaupt nicht gerechtfertigt wären. Dass Herr Rosenzweig trotzdem ein schlechtes Gewissen hatte, zeigte sich darin, dass er uns als Beispiel von einem Fisch erzählte, der sich zweimal hintereinander fangen ließ. Er meinte der Fisch würde nur einmal anbeißen, wenn er Schmerzen empfinden würde. Natürlich stimmt das so nicht, denn dann müssten die Fische auch denken können. Trotzdem glauben auch wir nicht, dass die Angler wirklich so schädlich für die Umwelt sind wie manche Tierschützer behaupten.
Herr Rosenzweigs Kritik gegenüber der Internetseite von „PETA“ ist nicht ganz ungerechtfertigt, da diese Umweltschutzorganisation immer wieder auf nur eine Studie verwies. Aber so wie die Tierschützer unserer Meinung nach mit den Qualen der Fische übertreiben, so untertreibt auch Herr Rosenzweig.

Sehr interessant fanden wir, wie verschieden die Haltung unserer Interviewpartner gegenüber den Fischen war. Herr Dr. Engel sah in dem Fisch ein Lebewesen, das man schützen muss, um das Gleichgewicht des Ökosystem zu erhalten. Herr Friedrich Hofmann nutzte die Fische um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er machte sich keine Gedanken über den Schutz der Tiere, während Herrn Peter Rosenzweig schon deutlich mehr Interesse am Schutz der Tiere zeigt, auch wenn er das Angeln für die eigene Entspannung und als Hobby betreibt.



[1] KÖHLER, Lebensader Rhein. S.29.

[2] KÖHLER, Lebensader Rhein. S.29.

[3] BOLDT u.a., Der Rhein Mythos und Realität. S.135.

[4] Foto-Archiv des Landesamtes für Denkmalpflege, Mainz.