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Der Fisch war schon vor 12000
Jahren Nahrungsquelle des Menschen. Bereits im Mittelalter wurde die
Fischerei durch Fischereiordnungen geregelt und die Fischer schlossen
sich zu Zünften zusammen. In Worms gründeten 23 Fischhändler 1106
„die erste uns überhaupt bekannte Zunft in Deutschland.“ [1] Auch existierten bereits genossenschaftliche Zusammenschlüsse
von Fischerzünften, so hatten sich z.B. die Fischer entlang des Mains,
von Mainz bis Aschaffenburg, zusammengeschlossen und befischten 87
km Mainstrecke gemeinschaftlich. Wilhelm Koch erwähnt im Zusammenhang
mit der Fischereizunft in Mainz
[2] Aal, Barbe, Flussbarsch, Brachsen, Gründling, Bachforelle,
Hecht, Maifisch, Karpfen, Nas, Döbel, Rotauge, Salm, Lachs, Schleie,
Flunder, Rotfeder und Flusskrebs. Viele dieser Fische kommen heute
noch oder wieder im Rhein vor. Die Fischer der Stadt Mainz
lebten und arbeiteten im sogenannten Fischerviertel und hatten ihren
Markt vor dem ehemaligen Fischtor von dem sich eines der ältesten
Fotos der Stadt Mainz erhalten hat [3] . Die Fischergasse zeugt noch heute von den ehemals
ansässigen Fischern, von denen sie ihren Namen erhielt. Auf dem Haus
Nummer 12 hat sich bis heute die Aufschrift FISCHHALLE erhalten. Über
der großen Eingangstür ist ein Karpfen dargestellt.
[4]
Das ehemalige Fischtor in Mainz [5] . Die ehemalige Fischhalle
mit dem Relief eines Karpfen [6] . Ausschnitt aus dem Plan der Stadt
Mainz mit der Lage des ehemaligen Fischerviertels [7] . Auch die Nasengasse, die nach
dem „Haus zur Langnase“ benannt ist [8] erinnert noch an den gleichnamigen
Fisch. Im Mittelalter hatte der Fisch
als Nahrungsmittel eine weit größere Bedeutung als heute. In der Fastenzeit,
bei der auf den Verzehr von Fleisch, Eiern oder Geflügel verzichtet
wurde, war der Fisch ein sehr beliebtes Nahrungsmittel. Auch wenn
heute bei uns nur noch selten Fastenregeln eingehalten werden, steht
doch der Fisch am traditionellen Fastentag, dem Freitag, immer noch
auf dem Speiseplan. Mit der Auflösung der Zünfte
entwickelten sich am Anfang des 19. Jahrhunderts die Fischereivereine,
die Fachkurse für die Fischerei einführten und sich um die Pflege
der Fischbestände bemühten. Diese wurden auch von den Regierungsbehörden
unterstützt, die schließlich 1925 eine staatlich anerkannte Fischereiprüfung
einführten. Somit wurden neue Fischfangtechniken einheitlich weitervermittelt.
[9] In den dreißiger Jahren entstanden im deutschen
Raum große Fischereischulen. Im Mittelpunkt ihrer Lehrtätigkeiten
stand die Vermittlung des Wissens um die Wechselbeziehungen zwischen
den genutzten Fischbeständen und den von ihnen bewohnten Gewässern.
Hierbei wurde auch deutlich, daß die Ökologie ein wichtiger Faktor
für den Fortbestand der Fischbestände ist. Die Hege der Bestände und
die Pflege der Gewässer wurde immer wichtiger. „Der Fischjäger wurde
zum Fischwirt–zum Landwirt auf den mit Wasser bedeckten Bodenflächen.“
[10] Dies bedeutete, dass er seine Bestände so bewirtschaftet,
dass sie einen optimalen Betrag abwerfen ohne Schaden zu nehmen. Hierzu
gehört in erster Linie die Regulierung des Fischbestandes nach ökologischen,
biologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten ebenso wie die Ergänzung
des Fischbestandes durch Jungfische und Brut. [11] Auf die Fischbestände wirkte sich nicht nur die
Wasserqualität, sondern
auch die Schiffbarmachung und die Energienutzung der Flussgewässer
aus. Ende des 18. Jahrhunderts setzten die Maßnahmen zur Regulierung
des Rheins ein. Hierbei „wurden Uferbereiche so verändert, dass Laichplätze
verlorengingen, Flachwasserzonen wurden beseitigt und die Strömung
verstärkt.“
[12] Die von den Schaufelrädern der Dampfschiffe verursachten
Wellen gefährdeten die Fischbestände jedoch weit mehr. Der Laich wurde
von den Steinen gerissen und die Jungfische ans Ufer geworfen.
Die Wehr- und Schleusenanlagen versperrten den
Wanderfischen den Weg zu ihren Fortpflanzungs- und Weideplätzen.
[14] All diese Faktoren waren sicher mit Ursache für
den Rückgang der Flussfischerei. In den Jahren 1882 bis 1907 gab noch
es über 2000 Flussfischereibetriebe. 1939 waren es nur noch 1000,
Mitte der 60er Jahre nur noch 500
[15] . Heute gibt es im Raum Mainz keine tätigen Berufsfischer
mehr. [1] STEINKI, Fischerei in Oppenheim.
S.35. [2] STEINKI, Fischerei in Oppenheim.
S.38. Steinki bezieht sich auf Wilhelm Koch, Zur Geschichte der Mainzer
Fischerzunft. Leider ist kein Datum angegeben. [3] Aufnahme vor 1846. Aus: STADT
MAINZ, Fotografische Erinnerungen. S.179. [4] WEGNER, Denkmaltopographie
Mainz. S.182. [5] STADT MAINZ, Fotografische Erinnerungen. S.179. [6] WEGNER, Denkmaltopographie Mainz. S.185 [7] Ebenda. Planbeilage [8] Ebenda. S.272. [9] STEINKI, Fischerei in Oppenheim,
S.36f. RIEDEL: Fisch und Fischerei. S.160. [10] RIEDEL, Fisch und Fischerei.
S.162 [11] RIEDEL, Fisch und Fischerei.
S.162f. [12] KÖHLER, Lebensader Rhein.
S.28. [13] Foto-Archiv des Landesamtes für Denkmalpflege, Mainz. [14] KÖHLER, Lebensader Rhein.
S.28f. [15] RIEDEL, Fisch und Fischerei. S.164. |
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