Arbeitsbericht

von Jakob Frotscher, Halle

Im Oktober 2000 stieß ich auf den Geschichtswettbewerb der Körberstiftung.

Mein Geschichts- und gleichzeitig auch Klassenlehrer fragte unsere Klasse, wer an dem Geschichtswettbewerb interessiert sei. Da er nur 3 Prospekte dabei hatte, bekamen nur 3 Schüler ein Prospekt, darunter ich.

Zu Hause zeigte ich das Prospekt meinen Eltern und wir überlegten schon ein bißchen hin und her, was man oder ob man überhaupt etwas machen wolle. Als ich am nächsten Tag von der Schule nach Hause kam, hatte ich auch schon eine Idee: Ich wollte die Bedeutung und Geschichte mehrerer Tierdenkmäler zusammentragen.

Diese Idee kam mir auf der Straßenbahnfahrt zu meiner Schule, wo ich täglich an mehreren Tierdenkmälern vorbeifahre: einer Eule an einem Privathaus, einem Pelikan am CVJM-Haus, einem Adler an einer Apotheke, einem Chamäleon an einem Brunnen, den Schwänen an einem Jugendstil-Haus und dem Eselsbrunnen, sowie den Adlern der Franckeschen Stiftungen.

Ursprünglich hatte sich unser Lehrer ein bißchen lustig gemacht über das Thema: “es sei ein sehr skurriles Thema." Aber die besagte Straßenbahnfahrt zeigte mir, daß das Thema “Tiere in der Geschichte" eine viel größere Bedeutung im täglichen Leben der Menschen besitzt, als es uns die Geschichtsbücher darstellen. Zunächst einmal studierten wir das Heft sorgfältig, um Einsendeschluß, Teilnahmebedingungen und Thema genau zu erfahren.

In dem Text erfuhr ich auch, daß man eine Ausstellung machen könne. Das passte perfekt zu mir, da ich mich nicht nur sehr für Geschichte interessiere sondern auch schon oft Folien für meine Schulvorträge layoutet habe, aber auch meinem Vater nicht selten über die Schulter geguckt habe. Es macht mir also Spaß, bestimmte Dinge zu layouten, da ich mit FreeHand (unserem Grafikprogramm) sehr leicht sogar spezielle Infografiken gestalten kann. Spaß war also die eine Voraussetzung.

Jetzt mußte ich mich aber erst einmal festlegen: Welche Denkmäler nehme ich? Ich schrieb erstmal alle auf, die ich kannte. Das waren so 10-13. Meine Eltern erweiterten dann die Liste auf 16.

Da wir es uns in unserer Familie zum Hobby gemacht haben zu fotografieren, hatten wir auch die entsprechende Ausrüstung dafür. An einem sonnigen Novembertag gingen wir mit Kamera und Stativ auf Fotopirsch. Mein Vater filmte mich dabei die ganze Zeit, um für später eine Dokumentation der Arbeitsweise zu haben. Unsere zweite Voraussetzung war erfüllt: Bildmaterial zu haben.

Nun fehlten nur noch Infomaterial und Layout. Das mit dem Infomaterial war die schwierigste Sache: nichts ahnend ging ich an einem Tag in den Ferien früh um 10.00 Uhr ins Stadtarchiv. Dass ich aber bis Schließungszeit also 18.00 Uhr brauchen würde und noch mehrere Tage in die Archive gehen mußte, hätte ich echt nicht gedacht. Als ich dem Mann dort meine Liste gab, dauerte es 10 Minuten, bis er mit einem Stapel (bis ans Kinn!) zurück kam und mir sagte, ich solle Zettel an die Stellen machen, die ich kopiert haben möchte. Am Ende war ich dann sichtlich geschafft aber stolz, den ganzen Berg durchgearbeitet zu haben. Ich lernte dabei, dass in der Geschichts-wissenschaft oftmals sehr viel Material vorhanden ist und die Schwierigkeit darin besteht, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Schnell lässt man sich einfach davon leiten, nur das augenblicklich Interessante aufzuschreiben. Es fiel mir immer sehr schwer, mich auf das von mir gewählte Thema zu konzentrieren. Alles war so interessant und neu für mich. Außerdem legte sich der Stolz über die geleistete Arbeit schnell wieder: zu Hause konnte ich meine Handschrift kaum noch lesen. Ich war so wissbegierig gewesen, dass das Schreiben zur Nebensache wurde. Da es aber sehr interessant war, was ich erfuhr, hatte ich fast alles noch im Kopf. Dabei habe ich auch vieles über meine Heimatstadt im Allgemeinen herausgefunden. Z.B. wann sie gegründet wurde oder, wie sie früher aussah. Ich fand aber nicht zu allem etwas.

Manches musste ich zu Hause oder in Bibliotheken nachgeschlagen. Dabei lernte ich viele neue Bibliotheken in Halle kennen, die mir vorher unbekannt waren: Die Universitäts- und Landesbibliothek, die Bibliothek der Hochschule für Kunst und Design und die Bibliothek des Amtes für Denkmalpflege. Besonders gut fand ich, dass man in den sogenannten Präsenzbiblio-theken direkt gleich in den Büchern stöbern kann. Dadurch machte ich Zufallsfunde (z.B. die Fotos von den Künstlern Marcks und Weidanz).

Bei dem Brunnen in der Geiststraße habe ich den Künstler persönlich (Herrn Weihe) angerufen. Am Telefon war er erst ganz baff und wusste garnicht, was er sagen sollte, weil ihn wahrscheinlich kaum einer deswegen anruft; trotzdem war er sehr nett und freute sich, dass sich noch jemand dafür interessiert.

Nachdem ich genügend Material aufbereitet hatte, ging es daran, die Ausstellung zu konzipieren. Aus dem Heft “Spuren suchen" und aus den Gesprächen mit meinen Eltern lernte ich, dass das wichtigste bei einer Ausstellung der ''rote Faden'' ist, der alles miteinander verbindet.

Am Computer richtete ich erstmal 16 Tafelseiten ein, jede in die 3 Bereiche Steckbrief, Geschichte und Symbolik eingeteilt. Diese inhaltliche Gliederung stellte für mich die Hauptaufgabe dar. Im Nachhinein sieht das alles ganz leicht aus und obwohl es Spaß machte, war es kein Kinderspiel und ich tippte mir beinah die Finger wund.

Außerdem gab es zu manchen Denkmälern mehrere Bücher, wohingegen über andere nur spärliche Informationen zu bekommen waren(spärliche Informationen bekam ich z.B. über das Pferd an der Platte von Karl Hillrung, während es über den Göbel-Brunnen mehrere Bücher gab).

Später druckte ich die Texte aus, korrigierte sie und integrierte sie schließlich ins Grafikprogramm. Aus dem Internet übernahm ich die Idee, dass man immer neben der Website, die man betrachtet ein kleines Überblicksfeld hat, auf dem man erkennen kann, wo man sich innerhalb des gesamten Webauftritts befindet. Auch in der Ausstellung ist es ja so, dass man immer nur vor einer Tafel steht. Ich wollte dem Betrachter vor jeder Tafel einen Überblick verschaffen, wo er sich innerhalb der gesamten Ausstellung gerade befindet. Dieses Internetlayout habe ich dann auch für die inhaltliche Gliederung in Steckbrief, Geschichte und Symbolik verwendet.

Meine Recherchetexte zu den speziellen Tierdenkmälern beziehen sich immer auf: das Entstehungsjahr, den Künstler, den Auftraggeber, die Geschichte des Bauwerks bzw. Tierdenkmals und auf die mögliche symbolische Bedeutung des dargestellten Tieres. Als Einführung in die Symbolik habe ich mich bemüht einen Vergleich zur Geschichte der Symbolik des jeweiligen Tieres zu finden. Dabei ergaben sich interessante Übereinstimmungen (z.B. Esel als Symbol für das arme, dumme Volk oder der Pelikan als aufopferndes Muttertier) .

Aber auch Unterschiede in der Symbolik konnte ich aufspüren (z.B. Pferd als Kraftspender einerseits an der Giebichensteinbrücke und andererseits als Unheilabweiser an einem Privathaus an der Platte von Karl Hillrung).

Schließlich gab es Tiere, die historisch eine große symbolische Bedeutung besitzen, deren Verwendung an einem halleschen Tierdenkmal jedoch ohne lokalen Hintergrund erfolgte (z.B. Löwen vor Universitätsgebäude).

Am Schluß, als alle Grafiken, Texte und Bilder vorlagen, überlegte ich mir das Layout und klebte alles auf. Klar war, dass ich die Überschrift möglichst in gleicher Weise gestalte, um dem Besucher einen “roten Faden" zu geben. Außerdem sollte ein Schlüsselbild auf jeder Tafel erscheinen. Dieses wollte ich größer als die anderen Bilder haben, damit man von fern sofort erkennt, worum es sich bei der jeweiligen Tafel handelt.

Da der freie Platz auf den Tafeln nicht mehr so groß war, und ich die Besucher nicht mit ellenlangen Texten quälen wollte, entschied ich, dass übrige Text- und Bildmaterial in meine Materialsammlung (Hefter) aufzunehmen. Hier kann der speziell interessierte Besucher sich weiter informieren.


Über einige Tiere habe ich sehr wenig gefunden, aber ich denke, dass auch negative Ergebnisse zur wissenschaftlichen Arbeit dazu gehören. Die 16 Tierdenkmäler stellen nur eine Auswahl dar und ich möchte, angeregt durch den Wettbewerb, diese Arbeit fortsetzen und noch weitere Tierdenkmäler aus Halle untersuchen und der Öffentlichkeit vorstellen. Jetzt schreibe ich an meinem Arbeitsbericht und bin gespannt welchen Platz die ganze Arbeit verdient. Jedenfalls hat es Spaß gemacht und es gibt schon Interessenten in Halle, die diese Ausstellung zeigen möchten.