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Filmgenres,
die spöttisch nach den darin bevorzugten Kleidungsstücken
benannt werden, besitzen nicht gerade hohe cineastische Reputation.
Das ist beim "Sandalenfilm" nicht anders, er gilt sogar
als besonders naiv, seine Stories als weitgehend reflexionsfrei.
Viel Muskelspiel spärlich bekleideter Körper, imposante
und kolossale Bauten, ausgiebige Zweikämpfe verschiedenster
Art, Komparsen-Heere in unvergleichlicher Stärke - das erwartet
die Zuschauer um so mehr. Und, so heißt es, sie entschädigen
für all das, was der Story an Raffinesse fehlen mag. Die
Popularität des Genres Antikfilm hängt nun tatsächlich
nicht vorrangig an den Vorlagen, den in Hollywood, Cinecittà,
Babelsberg, Geiselgasteig oder in Wien entstandenen Versionen
biblischer Erzählungen, griechischer oder römischer
Mythen, Historien aus den frühen Hochkulturen. Aber in der
Filmgeschichte sind die Antikfilme auch sehr oft mehr gewesen
als nur Ausbeutung prachtvoller Geschichten in üppigen Sets.
Das Aufgebot von Menschen und Material, durch schiere Menge schon
erheblich Anforderungen stellend, wurde für die Filmindustrie
mitunter auch zu einer ästhetischen Herausforderung.
So fiel das Genre, das so stark auf Schauwerte setzt wie wenige
andere, immer wieder durch innovative Beispiele auf. Das filmische
Erzählen verdankt den antiken Stoffen daher viel, seit "Cabiria"
mit seinen Bauten und seinen Kamerabewegungen Schule machte. Auch
später kamen Schaulust und Experimentierfreude häufiger
zusammen, zumal in den Tricks und Special Effects. Beim neuesten
Exempel des Antikfilms, bei "Gladiator", wird Computertechnologie
in selten erreichter Vollkommenheit genutzt, um das Colosseum
so groß, die Kämpfe so spannend wie möglich zu
zeigen.
Der Antikfilm vereinigt das hohe technische Können von Kameraleuten,
Cuttern, Set Designern, er greift auf die finanziellen Ressourcen
der Industrie zurück und sichert seine naiven Erzählungen
gegen allzu kritische Einwände mit einer christlichen Grundierung
ab. So konnte er in der Periode des Stummfilms, der frühen
Tonfilmära und der Zeit der Cinemascope-Epen zum Inbegriff
des Kinos der Schauwerte werden. Als die Bauten immer ausufernder
und die Starbesetzungen immer teurer wurden, war in den sechziger
Jahren der Punkt erreicht, an dem das Einspielergebnis die Kosten
nicht mehr ausgleichen konnte. Das Genre überlebte noch eine
Weile in den italienischen Billigproduktionen, verschwand aber
dann fast ganz. Erst der erstaunliche Erfolg von "Gladiator"
belebte das Genre, das sonst nur noch im Nachmittagsprogramm der
Fernsehsender auftauchte. Zeit also für einen Rückblick
auf die Facetten dieser "echt antiken" Filmwelt.
Unser Programm enthält einige der berühmtesten Stummfilme.
Der Klassiker aller Antikfilme, Giovanni Pastrones "Cabiria",
der 1914 Hollywood durch seinen Aufwand verblüffte, ist selbstverständlich
dabei. So auch Fred Niblos "Ben-Hur", der 1926 Rekorde
aufstellte, nicht nur in Bezug auf die Ausgaben. Einige seiner
Sequenzen, wie das auch später in Spannung und Dramatik nie
überbotene Wagenrennen, wurden Filmgeschichte. Weniger bekannt,
eine Entdeckung wert, sind die in Deutschland und Österreich
entstandenen Filme: Manfred Noas "Helena", der 1923/24
die Möglichkeiten der bayerischen Filmindustrie bis an die
Grenzen auslotete und der nun erstmals seit über 75 Jahren
wieder zu sehen sein wird (in der Restaurierung des Münchener
Filmmuseums) und Mihaly Kertesz spektakuläres Beispiel im
Austro-Antikfilm, "Die Sklavenkönigin". Kertesz
ging bald darauf nach Hollywood und nannte sich Michael Curtiz.
Dem Genre blieb er, wie einige seiner Werke belegen, weiterhin
treu.
Im Programm finden sich Filme berühmter Regisseure: Stanley
Kubrick, Anthony Mann, Martin Scorsese und selbstverständlich
Cecil B. DeMille haben zu ihm beigesteuert. Und ein großer
Komiker schließlich hat dem Genre allen Ernst ausgetrieben:
Buster Keatons "Three Ages", eine gagreiche Antwort
auf "Intolerance" und definitiv der Film mit den lustigsten
Szenen eines bis hin zur Armband-Sonnenuhr echt antiken Roms,
beschließt die Reihe.
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"echt antik"
Monumentalfilme von 1914 bis 2000
25.11. bis 06.12.2001
Programmübersicht:
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25.
11. |
Sonntag |
19.00
Uhr |
Fred Niblo:
Ben-Hur: A Tale of Christ, USA 1926
englische Zwischentitel
an der Kinoorgel: Jürgen Kurz
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26.
11. |
Montag |
19.00
Uhr |
Stanley Kubrick:
Spartacus, USA 1960
deutsche Fassung
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27.
11. |
Dienstag |
19.00
Uhr |
Cecil B. DeMille:
The Ten Commandments, USA 1957
Originalfassung
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28.
11. |
Mittwoch |
19.00
Uhr |
Anthony Mann:
The Fall of the Roman Empire, USA 1963
Originalfassung
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29.
11. |
Donnerstag |
19.00
Uhr |
Giovanni Pastrone:
Cabiria, I 1914
italienische Zwischentitel
am Klavier: Jürgen Kurz
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30.
11. |
Freitag |
19.00
Uhr |
Manfred Noa:
Helena, D 1923/24
viragierte, rekonstruierte Fassung
1. Teil: Raub der Helena
2. Teil: Der Untergang Trojas
am Klavier: Joachim Bärenz
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01.
12. |
Samstag |
19.00
Uhr |
Cecil B. DeMille:
Cleopatra, USA 1934
Originalfassung
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02.
12. |
Sonntag |
19.00
Uhr |
Mihaly Kertesz:
Die Sklavenkönigin, A/GB 1924
am Klavier: Jürgen Kurz
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03.
12. |
Montag |
18.30
Uhr |
Ridley Scott:
Gladiator, USA 2000
deutsche Fassung
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04.
12. |
Dienstag |
18.30
Uhr |
Martin Scorsese:
Die letzte Versuchung Christi, USA 1988
deutsche Fassung
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05.
12. |
Mittwoch |
19.00
Uhr |
Ernest B. Schoedsack:
The Last Days of Pompeji, USA 1935
Originalfassung mit deutschen Untertiteln
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06.
12. |
Donnerstag |
19.00
Uhr |
Buster Keaton :
Three Ages, USA 1923
englische Zwischentitel
am Klavier: Carsten-Stephan v. Bothmer
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Ben-Hur: A Tale of the Christ, USA 1926
R: Fred Niblo, D: Ramon Novarro, Francis X.
Bushman, May McAvoy, Betty Bronson, 150' englische Zwischentitel
Die Entstehung dieses Films ist Legende. Die Dreharbeiten schienen
nicht enden zu wollen, es schien, als ginge alles, was schief
gehen konnte, auch tatsächlich schief. Und doch ist ein noch
heute faszinierendes Werk entstanden - der Film selbst genießt
mittlerweile legendären Status. Das verdankt er vor allem
den fantastischen Szenen von der Seeschlacht und dem atemberaubenden
Wagenrennen - beides Leistungen, die seinerzeit jeden Rekord brachen
und auch heute keinen Vergleich scheuen müssen. Schauwerte
sondergleichen also, dazu eine sehr originalgetreue Adaption des
Romans von Lew Wallace.
Judah Ben-Hur, ein wohlhabender, unter römischer Herrschaft
in Jerusalem lebender Jude, wird von seinem besten Freund, dem
ehrgeizigen römischen Zenturion Messala betrogen. Seine Familie
kommt ins Gefängnis, er selbst wird zu Galeerenarbeit verurteilt.
Eine Seeschlacht ändert sein Schicksal, denn er rettet den
Galeerenkapitän, der ihn aus Dankbarkeit adoptiert. Ben-Hur,
mittlerweile ein berühmter Wagenlenker, nimmt in einem erbarmungslosen
Rennen Rache an seinem Erzfeind Messala. Doch stehen ihm Prüfungen
bevor, die physische Kraft allein nicht bewältigen kann -
wohl aber ein dank seiner Bekehrung veränderter Ben-Hur.
Wir zeigen die von Photoplay London hervorragend rekonstruierte,
viragierte Fassung, die auch die in Technicolor gedrehten Szenen
enthält.
An der Kinoorgel: Jürgen Kurz
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25.11. um 19.00 Uhr |
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Spartacus, USA 1960
R: Stanley Kubrick, D: Kirk Douglas, Laurence Olivier, Jean Simmons,
Charles Laughton, Peter Ustinov, 191' deutsche Fassung
Rom um 74 vor Christus. Unter Führung des Sklaven Spartacus
kommt es zu einem Aufstand gegen die unmenschliche römische
Gesellschaft. Dalton Trumbo, der Drehbuchautor, fasste den Sklavenaufstand
als erste große revolutionäre Freiheitsbewegung auf.
Die Ideale liegen ganz auf Seiten der Befreiten, Rom dagegen verändert
sich zu einer Art Militärdiktatur. Stanley Kubrick, kurzfristig
vom Hauptdarsteller und Produzenten Kirk Douglas als Ersatz für
Anthony Mann geholt, betont durchaus das Künstliche dieser
"Antike", läßt gelegentlich das Studio durchscheinen
und entzieht sich auch sonst weitgehend den genreüblichen Vereinfachungen.
Die Massenszenen, vor allem die entscheidende Schlacht der beiden
Heere, werden als Mechanik des Untergangs inszeniert, die Kämpfe
der Gladiatoren dagegen als blutige Auseinandersetzungen jenseits
aller Regeln. Die Freiheitskämpfersaga besitzt melodramatische
und sentimentale Akzente, geht recht frei mit der Historie um und
liefert großes Kino. Überzeugend ist vor allem Kubricks
Blick auf das Intrigenspiel innerhalb des Senats, dessen Cliquen
alle den Sklavenaufstand für eigene Interessen nutzen.
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26.11. um 19.00 Uhr |
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The Ten Commandments, USA 1957
R : Cecil B. DeMille, D : Charlton Heston, Yul
Brynner, Anne Baxter, Yvonne de Carlo, John Derek, 219' Originalfassung
Das ist gewiß einer der üppigsten je gedrehten Antikfilme,
mit dem Cecil B. DeMille eine Cinemascope-Version seines Stummfilms
vorlegte. Alles noch ein bißchen spektakulärer, noch
größer und vor allem bunter. Das Leben des Propheten
Moses, die Befreiung Israels aus ägyptischer Knechtschaft,
der Zug durch das Rote Meer und die Gesetzgebung Gottes auf dem
Berg Sinai sind naiv-effektvoll in Szene gesetzt: Das alte Testament
à la Hollywood. Alles an diesem Film ist kolossal: Die Bauten,
die Massenszenen, das Pathos. Ein Klassiker des Monumentalfilms,
der einige Szenen enthält, die auch im Rückblick noch
durch ihren Effektreichtum beeindrucken. Unbedingt ein Beispiel
für das Vergnügen, das nur "guilty pleasures"
mit einem gehörigen Schuß Kitsch vermitteln können
- nun auf der großen Leinwand und in Originalfassung.
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27.11. um 19.00 Uhr |
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The Fall of the Roman Empire, USA
1963
R: Anthony Mann, D: Sophia Loren, Stephen Boyd, Alec Guinness, Christopher
Plummer, James Mason, 165' Originalfassung
Größer war das Forum Romanum nie - jedenfalls keines,
das eigens für den Film erbaut wurde. Der gigantische Set hielt
in Bezug auf Größe und Kosten lange alle Rekorde, aber
auch das Lager an der Grenze des Römischen Imperiums zu den
Germanen, in der die Anfangsszenen spielen, konnte sich in jeder
Hinsicht sehen lassen. Das gilt für fast alle Bestandteile
des Films, der wilde Germanen zeigt (und sie im Laufe der Handlung
zu zivilisieren versucht), berühmte Schauspieler, ein Wagenrennen
über römische Straßen, ausgetragen von zwei tödlichen
Konkurrenten und das hinter den Vorbildern aus "Ben Hur"
kaum zurück steht. Natürlich ist Manns Epos ein weiteres
Beispiel für einen großangelegten unterhaltsamen Hollywoodfilm
ohne Anspruch auf Geschichtstreue. Er siedelt seine Geschichte im
Übergang von Marc Aurel zu Commodus an, und dies ist die Zeit,
in der für ihn der Untergang des Imperiums beginnt. Das liegt
eher an Commodus als an der Verfassung des Reiches, hier jedenfalls.
Immerhin ist es ein wirkungsvoll inszenierter Untergang. Der ebenso
grausame wie lebenshungrige Kaiser Commodus gewinnt zwar eine großartig
angelegte Schlacht gegen die Barbaren, am Ende aber unterliegt er.
Das ganze angereichert mit Intrigen bei Hofe, einer sentimentalen
Liebesgeschichte, einer herzergreifenden Vater-Tochter Beziehung
und alles in herrlichen Farben (es handelt sich um eine originale
Technicolor-Kopie)!
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28.11. um 19.00 Uhr |
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Cabiria, I 1914
R: Giovanni Pastrone, D: Lidia Quaranta, Camilla Catena, Umberto
Mozzato, ca. 120' italienische Zwischentitel
Mit "Cabiria" begann der Antikfilm, Filmgeschichte zu
schreiben und Filme zu verändern. Denn Pastrones Werk, dem
er einen umso größeren Aufmerksamkeitswert verlieh, als
er Gabriele d´Annunzio davon überzeugen konnte, seinen
Namen für den Film zu geben - ob der exzentrische Dichter viel
mehr tat, ist umstritten -, konnte sein Publikum tatsächlich
mit mehr Qualitäten überzeugen als alle früheren
Versuche im Genre. Die Spektakel waren aufwendiger, vor allem aber
war die Inszenierung für ihre Zeit ungewöhnlich. Die riesigen
Sets durchstreifte die Kamera, sie löste sich von der Guckkastenbühne
und gab den imposanten Bauten damit erst ihre Überzeugungskraft.
Cabiria, ein Aristokratenkind aus Sizilien wird während des
Krieges zwischen Karthago und Rom von ihren Eltern getrennt und
von Piraten nach Karthago verschleppt. Sie soll dem Moloch geopfert
werden, wird jedoch in letzter Sekunde von dem starken Sklaven Marciste
vor dem Flammentod bewahrt. Er kann aber nicht verhindern, dass
sie Sklavin der Prinzessin von Karthago wird. Und erst viele Jahre
später ist es wiederum der treue Marciste, der sie zusammen
mit seinem Herrn Fulvius Axilla aus der Sklaverei befreit. Cabiria
und der römische Patrizier Fulvius verlieben sich ineinander.
Soweit die Geschichte, als zusätzliche Schauwerte werden geboten:
Der Ausbruch des Ätna, Hannibals Überquerung der Alpen,
die Seeschlacht bei Syrakus, die Besetzung Karthagos durch die Römer.
Gedreht wurde "on location" - ungewöhnlich für
die Zeit - in den Alpen, in Tunesien, in Sizilien und im Mittelmeer.
Griffith war tief beeindruckt von diesem Film und "Intolerance"
zeigt den Einfluß, den Pastrone auf ihn hatte.
Am Klavier: Jürgen Kurz
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29.11. um 19.00 |
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Helena, D 1923/24
1. Teil:. Der Raub der Helena
2. Teil: Der Untergang Trojas
R: Manfred Noa, D: Adele Sandrock, Albert Bassermann, 220' viragierte,
rekonstruierte Fassung
Dieser Film erlebte 1924 seine Uraufführung in München
und geriet fast unmittelbar danach in Vergessenheit. Seine Herstellung
war so aufwendig, dass die Produktionsfirma Bavaria Filmhaus GmbH
im Frühjahr 1925 Konkurs anmelden musste. Heute scheint unverständlich,
dass dieses Meisterwerk beim Publikum wenig Anklang fand. War es
doch der erste deutsche Monumentalfilm, der, konzipiert wie ein
Gemäldezyklus, den Trojanischen Krieg vom Parisurteil bis zur
Einnahme und Zerstörung Trojas zeigt. Dem Regisseur Manfred
Noa, einem ausgebildeten Bühnenmaler und Architekten von Filmbauten,
gelingen faszinierende Sequenzen, so die umjubelten spektakulären
Wagenrennen und die meisterhaft inszenierten Massenszenen. Der Film
wurde 2001 für das Troja Festival in Braunschweig vom Filmmuseum
München aufwendig in einer vierfarbigen Virage restauriert
und ist nach 77 Jahren wieder zu sehen. Für diese erste Aufführung
in Berlin wurde die neue Partitur für Klavier umgeschrieben.
Am Klavier:
Joachim Bärenz
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30.11. um 19.00 Uhr |
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Cleopatra, USA 1934
R: Cecil B. DeMille, D : Claudette Colbert, Warren William, Henry
Wilcoxon, Joseph Schildkraut, 85' Originalfassung
Ein klassischer Filmstoff für das Genre. Große Männer
(Cäsar, Marc Anton, Octavian), eine überaus verführerische
Frau, mehrere Schlachten und unaufhörliche Intrigen. Dazu die
Gelegenheit, sowohl Alexandria wie Rom für den Film neu aufzubauen.
Ein Stoff, wie geschaffen für DeMille, der sich auch wiederum
die Gelegenheit nicht nehmen ließ, die Grenzen des von der
Zensur in puncto nackter Körper Erlaubten auszunutzen.
Claudette Colbert nutzt die Chance, eine besonders schöne,
besonders intrigante und kluge Cleopatra zu geben. Im Reigen von
Verrat und Verführung ist sie immer den Männern voraus,
doch nicht der Macht römischer Heere und Schiffe gewachsen.
So bringt sie Unglück über alle, bis sie am Ende, als
die Schlacht verloren ist, wenigstens den Geliebten Marc Anton retten
will. Cleopatra trifft sich heimlich mit dem siegreichen Octavian
und bietet Ägypten für das Leben Marc Antons, jetzt ein
Gefangener Roms. Octavian willigt zögernd ein, aber es ist
zu spät für Antonius. Er fühlt sich verraten und
verübt Selbstmord. Cleopatra bleibt gerade noch Zeit, dem Sterbenden
ihrer Treue zu versichern und danach sich selbst durch einen Natternbiß
zu töten bevor die Truppen Octavians den Königspalast
stürmen.
Ein Monumentalepos, das jedenfalls beim italienischen Premierenpublikum
in Rom nicht gut ankam. Anders in den USA; Victor Milner erhielt
einen Oscar für die beste Kamera und der Stoff blieb immerhin
so faszinierend, dass in den sechziger Jahren ein Remake mit Elizabeth
Taylor und Richard Burton - und mit noch mehr Aufwand - inszeniert
wurde.
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01.12. um 19.00 Uhr |
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Die Sklavenkönigin, A/GB 1924
R: Mihaly Kertesz (Michael Curtiz), D: Maria Corda,
Arlette Marchal, Adelqui Millar, Lya de Putti, 84'
Das biblische Thema von der Unterdrückung des Volkes Israel
durch die Pharaonen bis hin zu seinem legendären Auszug aus
Ägypten bildet den Hintergrund für die romantische Liebesgeschichte
zwischen Seti, dem judenfreundlichen Sohn des Pharao und Merapi,
einer jüdischen Sklavin. Moses, der Anführer der Juden,
bittet den Herrscher, die Sklaverei zu beenden und sein Volk ziehen
zu lassen - vergeblich. Der vom Tode gezeichnete Pharao bleibt hart
und setzt den Prinzen Amenmesis, einem Judenhasser, als Nachfolger
ein. Israels Gott Jehova sendet daraufhin den Peinigern sieben Plagen,
die das Land auszehren. Unter Druck geraten, lässt der neue
Pharao das Volk zunächst ziehen, verfolgt es aber bis zum Roten
Meer. Wieder hilft Jehova. Er teilt das Rote Meer und lässt
so sein Volk trockenen Fußes das Meer durchschreiten, die
Juden sind in Sicherheit. Der Regisseur hat großes Gewicht
auf spektakuläre Massenszenen und beeindruckende Spezialeffekte
gelegt.
Am Klavier: Jürgen Kurz
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02.12. um 19.00 Uhr |
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Gladiator, USA 2000
R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Richard Harris,
Oliver Reed, 155' deutsche Fassung
"Fühlt Ihr Euch nicht unterhalten" schreit der charismatische
Russell Crowe höhnisch der johlenden Masse im römischen
Colosseum zu. Na, und ob... Seit "Spartacus", "Ben-Hur"
oder "Der Fall des römischen Reiches" hat es ein
solches Filmspektakel nicht mehr gegeben. Möglich wurde es
durch modernste Computertechnik. Was in den "alten" Antikfilmen
noch wirklich vor der Kamera versammelt werden mußte - Komparsen
in Massen, Bauten in Realgröße - ist hier zum Teil "errechnet",
aber deswegen nicht weniger imposant. Das Colosseum war vermutlich
nie spektakulärer, die extrem schnell geschnittenen Kampfszenen
nie dynamischer.
Die Geschichte nimmt bekannte Versatzstücke und ordnet sie
neu. Der gerade im Kampf gegen die Germanen siegreiche General Maximus
besitzt den Respekt und das Vertrauen der Armee und des Herrschers
Marc Aurel. Dieser ernennt ihn sterbend zu seinem Nachfolger. Sein
ehrgeiziger und unmoralischer Sohn Commodus jedoch widersetzt sich
dem Willen seines Vaters, ruft sich zum Cäsar aus und verurteilt
Maximus und seine Familie zum Tod. Maximus kann dem Tod entrinnen,
wird aber als Sklave verkauft und zum Gladiator ausgebildet. Der
nun namenlose Gladiator lernt, nicht nur seine Gegner zu besiegen,
sondern allmählich auch, das Publikum zu gewinnen. So steigt
er zum Star der größten Arena der Welt auf, wird zum
Idol der römischen Massen als unbesiegter Kämpfer im Colosseum.
Natürlich kann die Konfrontation mit Commodus, der mittlerweile
drauf und dran ist, die Grundlagen römischer Lebensart zu ruinieren,
nicht ausbleiben.
Der Tribun, der Sklave, der Sklave, der Gladiator, der Gladiator,
der Befreier wurde - das ist eine Geschichte, die sehr nach "show
business" klingt. Und in der Tat ist um Maximus auch etwas
von einem Sportidol, wird er vom Einzelkämpfer zum Teamplayer,
um Rom zu retten. Damit hatte Ridley Scott offenbar den Weg gefunden,
der den Antikfilm auch für ein Publikum interessant machte,
das an die Rasanz des Actionkinos gewöhnt war. In den internationalen
Arenen der Multiplexe hieß es jedenfalls einhellig "Daumen
hoch".
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03.12. um 18.30 Uhr |
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Die letzte Versuchung Christi, USA
1988
R: Martin Scorsese, D: Willem Dafoe, Harvey Keitel, Barbara Hershey,
Harry Dean Stantong, Juliette Caton, 163' deutsche Fassung
Eine bibeltreue Darstellung Christi auf Erden ist der Film auf
keinen Fall und soll es auch nicht sein. Scorsese hat einen, in
katholischen Ländern lange indizierten Roman von Nikos Kazantzakis,
verfilmt und ist damit seinen Themen durchaus treu geblieben. Denn
Scorseses Filme handeln auch immer von Schuld, Versuchung, gelegentlich
von Vergebung, und so ist seine Version des Antikfilms von deutlich
anderer Art. Hier steht der Mensch Jesus von Nazareth im Vordergrund.
Es ist ein interessanter Versuch, das Leben von Jesus bis zu seinem
Kreuzestod unter dem menschlichen Aspekt darzustellen. In einer
langen, ergreifenden Traumsequenz wird "die letzte Versuchung
Christi" gezeigt, sich der göttlichen Bestimmung doch
noch zu entziehen. Selbstverständlich sind auch einige aus
der Bibel bekannte Episoden zu sehen unter Vermeidung der üblichen
Klischées dieses Genres. Der Film sorgte in den USA schon
vor der Uraufführung für Aufregung, weil christliche Fundamentalisten
ein Verbot forderten. In der Folge dominierte von christlicher Seite
jedoch eine Kritik, die die ästhetischen Mittel als fantasielos
bezeichnete und beklagenswert geringe Ernsthaftigkeit beanstandete,
den Film jedoch, schon wegen dieser Mängel, nicht als blasphemisch,
wenn auch enttäuschend, bewertete.
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04.12. um 18.30 Uhr |
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The Last Days of Pompeji, USA 1935
R: Ernest B. Schoedsack, D: Preston Foster, Alan Hale, Basil Rathbone,
90' Origialfassung mit dt. Untertiteln
Ernest B. Schoedsack und Merian C. Cooper, der Produzent des Films,
waren ein Team, das immer für Ungewöhnliches gut war.
Ihre ersten gemeinsam realisierten Dokumentarfilme - "Grass"
und "Chang" - boten schon reichlich spektakuläre
Aufnahmen, versehen zudem mit der Aura des Authentischen. Als sie
dann "King Kong" drehten, übertrugen sie die Lust
am Schauwert auf das fantastische Genre und es lag wohl nahe, irgendwann
einen Antikfilm zu realisieren. Der Untergang Pompejis, dem Genre
ja schon seit Stummfilmtagen vertraut, bot gewiß genug Spielraum
für die besonderen Vorlieben des Teams Schoedsack/Cooper.
Hauptfigur des Films ist der wegen des Todes von Frau und Kind verbitterte
Schmied Marcus, der es als Gladiator sehr bald zu Ruhm und Geld
bringt. Sein Leben ändert sich durch die Adoption eines kleinen
Jungen, Flavius, dessen Vater er im Kampf getötet hat. Später
begegnet Marcus, mittlerweile dubioser Händler geworden, einem
griechischen Seher, der ihm prophezeit , dass er in Jerusalem einem
großen Mann begegnen wird. Marcus denkt an Pontius Pilatus,
den er auch trifft und der ihn überredet, Pferde seiner desertierten
Armee zu stehlen. Das Unternehmen gelingt, aber Flavius erleidet
dabei einen schrecklichen Reitunfall, wird jedoch auf wundersame
Weise von einem Fremden, der nur "der Herr" genannt wird,
von seinen tödlichen Wunden geheilt. Marcus wird ein Anhänger
dieses bewunderten Mannes, doch als ein anderer Jünger ihn
später bittet, den Propheten durch sein Geld vor dem Kreuzestod
zu erretten, behält seine Gier nach Gold die Oberhand und er
verweigert die Hilfe.
Flavius erkennt das Unrecht und will Sklaven frei lassen, die sein
Vater für die tödliche Arena bestimmt hat. Der Plan misslingt,
und Flavius wird zum Kampf in der Arena verurteilt, obwohl sein
Vater alles unternimmt, um den sicheren Tod seines Adoptivkindes
zu verhindern. Der Kampf soll gerade beginnen, als der Vesuv ausbricht.
Wieder bekommt Marcus Gelegenheit, sich zwischen der Rettung von
Menschenleben und seinem Gold zu entscheiden. Diesmal zögert
Marcus nicht; heroisch gibt er sein Leben für das von Flavius
und seinen Freunden.
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05.12. um 19.00 Uhr |
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Three Ages, USA 1923
R: Buster Keaton, D: Buster Keaton, Margaret Leahy, Wallace Beery,
63' englische Zwischentitel
Keatons Antwort auf "Intolerance" von Griffith. Drei
Episoden, in der Steinzeit, dem antiken Rom und der Gegenwart spielend,
fordern vom Helden Taten ab, die seine Fähigkeiten zu übersteigen
scheinen. Aber Buster wächst, wie immer improvisierend, mit
den Aufgaben und erreicht sein Ziel, nämlich die Liebe des
"Mädchens". Es ist also nicht die Intoleranz, sondern
die Liebe, die in allen Zeiten gleich ist. Sie ist auch immer die
Liebe des schüchternen jungen Mannes aus mittelprächtigem
Haus. Keaton macht seine Späße mit dem Historienfilm,
indem er seine Gesetze demoliert. Baseball wurde in der Steinzeit
erfunden, die Armbanduhr in der Antike.
Die parallele Entwicklung aller drei Geschichten steuert auf den
Schlußpunkt zu, an dem Buster seine Nebenbuhler aus allen
Epochen nacheinander besiegt. Dabei feiert Keatons Komik, die so
unsentimental wie möglich bleibt, die auf variierten Abfolgen
von Gags und staunenswerten artistischen Fähigkeiten basiert,
ihre Triumphe.
Am Klavier: Carsten-Stephan v. Bothmer
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06.12. um 19.00 Uhr |
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