Filmgenres, die spöttisch nach den darin bevorzugten Kleidungsstücken benannt werden, besitzen nicht gerade hohe cineastische Reputation. Das ist beim "Sandalenfilm" nicht anders, er gilt sogar als besonders naiv, seine Stories als weitgehend reflexionsfrei. Viel Muskelspiel spärlich bekleideter Körper, imposante und kolossale Bauten, ausgiebige Zweikämpfe verschiedenster Art, Komparsen-Heere in unvergleichlicher Stärke - das erwartet die Zuschauer um so mehr. Und, so heißt es, sie entschädigen für all das, was der Story an Raffinesse fehlen mag. Die Popularität des Genres Antikfilm hängt nun tatsächlich nicht vorrangig an den Vorlagen, den in Hollywood, Cinecittà, Babelsberg, Geiselgasteig oder in Wien entstandenen Versionen biblischer Erzählungen, griechischer oder römischer Mythen, Historien aus den frühen Hochkulturen. Aber in der Filmgeschichte sind die Antikfilme auch sehr oft mehr gewesen als nur Ausbeutung prachtvoller Geschichten in üppigen Sets. Das Aufgebot von Menschen und Material, durch schiere Menge schon erheblich Anforderungen stellend, wurde für die Filmindustrie mitunter auch zu einer ästhetischen Herausforderung.
So fiel das Genre, das so stark auf Schauwerte setzt wie wenige andere, immer wieder durch innovative Beispiele auf. Das filmische Erzählen verdankt den antiken Stoffen daher viel, seit "Cabiria" mit seinen Bauten und seinen Kamerabewegungen Schule machte. Auch später kamen Schaulust und Experimentierfreude häufiger zusammen, zumal in den Tricks und Special Effects. Beim neuesten Exempel des Antikfilms, bei "Gladiator", wird Computertechnologie in selten erreichter Vollkommenheit genutzt, um das Colosseum so groß, die Kämpfe so spannend wie möglich zu zeigen.
Der Antikfilm vereinigt das hohe technische Können von Kameraleuten, Cuttern, Set Designern, er greift auf die finanziellen Ressourcen der Industrie zurück und sichert seine naiven Erzählungen gegen allzu kritische Einwände mit einer christlichen Grundierung ab. So konnte er in der Periode des Stummfilms, der frühen Tonfilmära und der Zeit der Cinemascope-Epen zum Inbegriff des Kinos der Schauwerte werden. Als die Bauten immer ausufernder und die Starbesetzungen immer teurer wurden, war in den sechziger Jahren der Punkt erreicht, an dem das Einspielergebnis die Kosten nicht mehr ausgleichen konnte. Das Genre überlebte noch eine Weile in den italienischen Billigproduktionen, verschwand aber dann fast ganz. Erst der erstaunliche Erfolg von "Gladiator" belebte das Genre, das sonst nur noch im Nachmittagsprogramm der Fernsehsender auftauchte. Zeit also für einen Rückblick auf die Facetten dieser "echt antiken" Filmwelt.
Unser Programm enthält einige der berühmtesten Stummfilme. Der Klassiker aller Antikfilme, Giovanni Pastrones "Cabiria", der 1914 Hollywood durch seinen Aufwand verblüffte, ist selbstverständlich dabei. So auch Fred Niblos "Ben-Hur", der 1926 Rekorde aufstellte, nicht nur in Bezug auf die Ausgaben. Einige seiner Sequenzen, wie das auch später in Spannung und Dramatik nie überbotene Wagenrennen, wurden Filmgeschichte. Weniger bekannt, eine Entdeckung wert, sind die in Deutschland und Österreich entstandenen Filme: Manfred Noas "Helena", der 1923/24 die Möglichkeiten der bayerischen Filmindustrie bis an die Grenzen auslotete und der nun erstmals seit über 75 Jahren wieder zu sehen sein wird (in der Restaurierung des Münchener Filmmuseums) und Mihaly Kertesz spektakuläres Beispiel im Austro-Antikfilm, "Die Sklavenkönigin". Kertesz ging bald darauf nach Hollywood und nannte sich Michael Curtiz. Dem Genre blieb er, wie einige seiner Werke belegen, weiterhin treu.
Im Programm finden sich Filme berühmter Regisseure: Stanley Kubrick, Anthony Mann, Martin Scorsese und selbstverständlich Cecil B. DeMille haben zu ihm beigesteuert. Und ein großer Komiker schließlich hat dem Genre allen Ernst ausgetrieben: Buster Keatons "Three Ages", eine gagreiche Antwort auf "Intolerance" und definitiv der Film mit den lustigsten Szenen eines bis hin zur Armband-Sonnenuhr echt antiken Roms, beschließt die Reihe.

 

"echt antik"
Monumentalfilme von 1914 bis 2000
25.11. bis 06.12.2001

 

Programmübersicht:

 

 

25. 11. Sonntag 19.00 Uhr

Fred Niblo:
Ben-Hur: A Tale of Christ, USA 1926

englische Zwischentitel
an der Kinoorgel: Jürgen Kurz

26. 11. Montag 19.00 Uhr

Stanley Kubrick:
Spartacus, USA 1960

deutsche Fassung

 

27. 11. Dienstag 19.00 Uhr

Cecil B. DeMille:
The Ten Commandments, USA 1957

Originalfassung

28. 11. Mittwoch 19.00 Uhr

Anthony Mann:
The Fall of the Roman Empire, USA 1963

Originalfassung

 

29. 11. Donnerstag 19.00 Uhr

Giovanni Pastrone:
Cabiria, I 1914

italienische Zwischentitel
am Klavier: Jürgen Kurz

 

30. 11. Freitag 19.00 Uhr

Manfred Noa:
Helena, D 1923/24

viragierte, rekonstruierte Fassung
1. Teil: Raub der Helena
2. Teil: Der Untergang Trojas
am Klavier: Joachim Bärenz

 

01. 12. Samstag 19.00 Uhr

Cecil B. DeMille:
Cleopatra, USA 1934

Originalfassung

 

02. 12. Sonntag 19.00 Uhr

Mihaly Kertesz:
Die Sklavenkönigin, A/GB 1924
am Klavier: Jürgen Kurz

03. 12. Montag 18.30 Uhr

Ridley Scott:
Gladiator, USA 2000

deutsche Fassung

 

04. 12. Dienstag 18.30 Uhr

Martin Scorsese:
Die letzte Versuchung Christi, USA 1988

deutsche Fassung

 

05. 12. Mittwoch 19.00 Uhr

Ernest B. Schoedsack:
The Last Days of Pompeji, USA 1935

Originalfassung mit deutschen Untertiteln

 

06. 12. Donnerstag 19.00 Uhr

Buster Keaton :
Three Ages, USA 1923

englische Zwischentitel
am Klavier: Carsten-Stephan v. Bothmer

 

 

 

 

 

Ben-Hur: A Tale of the Christ, USA 1926
R: Fred Niblo, D: Ramon Novarro, Francis X. Bushman, May McAvoy, Betty Bronson, 150' englische Zwischentitel

Die Entstehung dieses Films ist Legende. Die Dreharbeiten schienen nicht enden zu wollen, es schien, als ginge alles, was schief gehen konnte, auch tatsächlich schief. Und doch ist ein noch heute faszinierendes Werk entstanden - der Film selbst genießt mittlerweile legendären Status. Das verdankt er vor allem den fantastischen Szenen von der Seeschlacht und dem atemberaubenden Wagenrennen - beides Leistungen, die seinerzeit jeden Rekord brachen und auch heute keinen Vergleich scheuen müssen. Schauwerte sondergleichen also, dazu eine sehr originalgetreue Adaption des Romans von Lew Wallace.
Judah Ben-Hur, ein wohlhabender, unter römischer Herrschaft in Jerusalem lebender Jude, wird von seinem besten Freund, dem ehrgeizigen römischen Zenturion Messala betrogen. Seine Familie kommt ins Gefängnis, er selbst wird zu Galeerenarbeit verurteilt. Eine Seeschlacht ändert sein Schicksal, denn er rettet den Galeerenkapitän, der ihn aus Dankbarkeit adoptiert. Ben-Hur, mittlerweile ein berühmter Wagenlenker, nimmt in einem erbarmungslosen Rennen Rache an seinem Erzfeind Messala. Doch stehen ihm Prüfungen bevor, die physische Kraft allein nicht bewältigen kann - wohl aber ein dank seiner Bekehrung veränderter Ben-Hur.
Wir zeigen die von Photoplay London hervorragend rekonstruierte, viragierte Fassung, die auch die in Technicolor gedrehten Szenen enthält.

An der Kinoorgel: Jürgen Kurz

25.11. um 19.00 Uhr

 

 

 

Spartacus, USA 1960
R: Stanley Kubrick, D: Kirk Douglas, Laurence Olivier, Jean Simmons, Charles Laughton, Peter Ustinov, 191' deutsche Fassung

Rom um 74 vor Christus. Unter Führung des Sklaven Spartacus kommt es zu einem Aufstand gegen die unmenschliche römische Gesellschaft. Dalton Trumbo, der Drehbuchautor, fasste den Sklavenaufstand als erste große revolutionäre Freiheitsbewegung auf. Die Ideale liegen ganz auf Seiten der Befreiten, Rom dagegen verändert sich zu einer Art Militärdiktatur. Stanley Kubrick, kurzfristig vom Hauptdarsteller und Produzenten Kirk Douglas als Ersatz für Anthony Mann geholt, betont durchaus das Künstliche dieser "Antike", läßt gelegentlich das Studio durchscheinen und entzieht sich auch sonst weitgehend den genreüblichen Vereinfachungen. Die Massenszenen, vor allem die entscheidende Schlacht der beiden Heere, werden als Mechanik des Untergangs inszeniert, die Kämpfe der Gladiatoren dagegen als blutige Auseinandersetzungen jenseits aller Regeln. Die Freiheitskämpfersaga besitzt melodramatische und sentimentale Akzente, geht recht frei mit der Historie um und liefert großes Kino. Überzeugend ist vor allem Kubricks Blick auf das Intrigenspiel innerhalb des Senats, dessen Cliquen alle den Sklavenaufstand für eigene Interessen nutzen.

26.11. um 19.00 Uhr

 

 

 

The Ten Commandments, USA 1957
R : Cecil B. DeMille, D : Charlton Heston, Yul Brynner, Anne Baxter, Yvonne de Carlo, John Derek, 219' Originalfassung

Das ist gewiß einer der üppigsten je gedrehten Antikfilme, mit dem Cecil B. DeMille eine Cinemascope-Version seines Stummfilms vorlegte. Alles noch ein bißchen spektakulärer, noch größer und vor allem bunter. Das Leben des Propheten Moses, die Befreiung Israels aus ägyptischer Knechtschaft, der Zug durch das Rote Meer und die Gesetzgebung Gottes auf dem Berg Sinai sind naiv-effektvoll in Szene gesetzt: Das alte Testament à la Hollywood. Alles an diesem Film ist kolossal: Die Bauten, die Massenszenen, das Pathos. Ein Klassiker des Monumentalfilms, der einige Szenen enthält, die auch im Rückblick noch durch ihren Effektreichtum beeindrucken. Unbedingt ein Beispiel für das Vergnügen, das nur "guilty pleasures" mit einem gehörigen Schuß Kitsch vermitteln können - nun auf der großen Leinwand und in Originalfassung.


27.11. um 19.00 Uhr

 

 

 

The Fall of the Roman Empire, USA 1963
R: Anthony Mann, D: Sophia Loren, Stephen Boyd, Alec Guinness, Christopher Plummer, James Mason, 165' Originalfassung

Größer war das Forum Romanum nie - jedenfalls keines, das eigens für den Film erbaut wurde. Der gigantische Set hielt in Bezug auf Größe und Kosten lange alle Rekorde, aber auch das Lager an der Grenze des Römischen Imperiums zu den Germanen, in der die Anfangsszenen spielen, konnte sich in jeder Hinsicht sehen lassen. Das gilt für fast alle Bestandteile des Films, der wilde Germanen zeigt (und sie im Laufe der Handlung zu zivilisieren versucht), berühmte Schauspieler, ein Wagenrennen über römische Straßen, ausgetragen von zwei tödlichen Konkurrenten und das hinter den Vorbildern aus "Ben Hur" kaum zurück steht. Natürlich ist Manns Epos ein weiteres Beispiel für einen großangelegten unterhaltsamen Hollywoodfilm ohne Anspruch auf Geschichtstreue. Er siedelt seine Geschichte im Übergang von Marc Aurel zu Commodus an, und dies ist die Zeit, in der für ihn der Untergang des Imperiums beginnt. Das liegt eher an Commodus als an der Verfassung des Reiches, hier jedenfalls. Immerhin ist es ein wirkungsvoll inszenierter Untergang. Der ebenso grausame wie lebenshungrige Kaiser Commodus gewinnt zwar eine großartig angelegte Schlacht gegen die Barbaren, am Ende aber unterliegt er. Das ganze angereichert mit Intrigen bei Hofe, einer sentimentalen Liebesgeschichte, einer herzergreifenden Vater-Tochter Beziehung und alles in herrlichen Farben (es handelt sich um eine originale Technicolor-Kopie)!

28.11. um 19.00 Uhr

 

 

 

Cabiria, I 1914
R: Giovanni Pastrone, D: Lidia Quaranta, Camilla Catena, Umberto Mozzato, ca. 120' italienische Zwischentitel

Mit "Cabiria" begann der Antikfilm, Filmgeschichte zu schreiben und Filme zu verändern. Denn Pastrones Werk, dem er einen umso größeren Aufmerksamkeitswert verlieh, als er Gabriele d´Annunzio davon überzeugen konnte, seinen Namen für den Film zu geben - ob der exzentrische Dichter viel mehr tat, ist umstritten -, konnte sein Publikum tatsächlich mit mehr Qualitäten überzeugen als alle früheren Versuche im Genre. Die Spektakel waren aufwendiger, vor allem aber war die Inszenierung für ihre Zeit ungewöhnlich. Die riesigen Sets durchstreifte die Kamera, sie löste sich von der Guckkastenbühne und gab den imposanten Bauten damit erst ihre Überzeugungskraft.
Cabiria, ein Aristokratenkind aus Sizilien wird während des Krieges zwischen Karthago und Rom von ihren Eltern getrennt und von Piraten nach Karthago verschleppt. Sie soll dem Moloch geopfert werden, wird jedoch in letzter Sekunde von dem starken Sklaven Marciste vor dem Flammentod bewahrt. Er kann aber nicht verhindern, dass sie Sklavin der Prinzessin von Karthago wird. Und erst viele Jahre später ist es wiederum der treue Marciste, der sie zusammen mit seinem Herrn Fulvius Axilla aus der Sklaverei befreit. Cabiria und der römische Patrizier Fulvius verlieben sich ineinander. Soweit die Geschichte, als zusätzliche Schauwerte werden geboten: Der Ausbruch des Ätna, Hannibals Überquerung der Alpen, die Seeschlacht bei Syrakus, die Besetzung Karthagos durch die Römer. Gedreht wurde "on location" - ungewöhnlich für die Zeit - in den Alpen, in Tunesien, in Sizilien und im Mittelmeer. Griffith war tief beeindruckt von diesem Film und "Intolerance" zeigt den Einfluß, den Pastrone auf ihn hatte.

Am Klavier: Jürgen Kurz

29.11. um 19.00

 

 

 

Helena, D 1923/24
1. Teil:. Der Raub der Helena
2. Teil: Der Untergang Trojas

R: Manfred Noa, D: Adele Sandrock, Albert Bassermann, 220' viragierte, rekonstruierte Fassung

Dieser Film erlebte 1924 seine Uraufführung in München und geriet fast unmittelbar danach in Vergessenheit. Seine Herstellung war so aufwendig, dass die Produktionsfirma Bavaria Filmhaus GmbH im Frühjahr 1925 Konkurs anmelden musste. Heute scheint unverständlich, dass dieses Meisterwerk beim Publikum wenig Anklang fand. War es doch der erste deutsche Monumentalfilm, der, konzipiert wie ein Gemäldezyklus, den Trojanischen Krieg vom Parisurteil bis zur Einnahme und Zerstörung Trojas zeigt. Dem Regisseur Manfred Noa, einem ausgebildeten Bühnenmaler und Architekten von Filmbauten, gelingen faszinierende Sequenzen, so die umjubelten spektakulären Wagenrennen und die meisterhaft inszenierten Massenszenen. Der Film wurde 2001 für das Troja Festival in Braunschweig vom Filmmuseum München aufwendig in einer vierfarbigen Virage restauriert und ist nach 77 Jahren wieder zu sehen. Für diese erste Aufführung in Berlin wurde die neue Partitur für Klavier umgeschrieben.

Am Klavier: Joachim Bärenz

30.11. um 19.00 Uhr

 

 

 

Cleopatra, USA 1934
R: Cecil B. DeMille, D : Claudette Colbert, Warren William, Henry Wilcoxon, Joseph Schildkraut, 85' Originalfassung

Ein klassischer Filmstoff für das Genre. Große Männer (Cäsar, Marc Anton, Octavian), eine überaus verführerische Frau, mehrere Schlachten und unaufhörliche Intrigen. Dazu die Gelegenheit, sowohl Alexandria wie Rom für den Film neu aufzubauen. Ein Stoff, wie geschaffen für DeMille, der sich auch wiederum die Gelegenheit nicht nehmen ließ, die Grenzen des von der Zensur in puncto nackter Körper Erlaubten auszunutzen.
Claudette Colbert nutzt die Chance, eine besonders schöne, besonders intrigante und kluge Cleopatra zu geben. Im Reigen von Verrat und Verführung ist sie immer den Männern voraus, doch nicht der Macht römischer Heere und Schiffe gewachsen. So bringt sie Unglück über alle, bis sie am Ende, als die Schlacht verloren ist, wenigstens den Geliebten Marc Anton retten will. Cleopatra trifft sich heimlich mit dem siegreichen Octavian und bietet Ägypten für das Leben Marc Antons, jetzt ein Gefangener Roms. Octavian willigt zögernd ein, aber es ist zu spät für Antonius. Er fühlt sich verraten und verübt Selbstmord. Cleopatra bleibt gerade noch Zeit, dem Sterbenden ihrer Treue zu versichern und danach sich selbst durch einen Natternbiß zu töten bevor die Truppen Octavians den Königspalast stürmen.
Ein Monumentalepos, das jedenfalls beim italienischen Premierenpublikum in Rom nicht gut ankam. Anders in den USA; Victor Milner erhielt einen Oscar für die beste Kamera und der Stoff blieb immerhin so faszinierend, dass in den sechziger Jahren ein Remake mit Elizabeth Taylor und Richard Burton - und mit noch mehr Aufwand - inszeniert wurde.

01.12. um 19.00 Uhr

 

 

 

Die Sklavenkönigin, A/GB 1924
R: Mihaly Kertesz (Michael Curtiz), D: Maria Corda, Arlette Marchal, Adelqui Millar, Lya de Putti, 84'

Das biblische Thema von der Unterdrückung des Volkes Israel durch die Pharaonen bis hin zu seinem legendären Auszug aus Ägypten bildet den Hintergrund für die romantische Liebesgeschichte zwischen Seti, dem judenfreundlichen Sohn des Pharao und Merapi, einer jüdischen Sklavin. Moses, der Anführer der Juden, bittet den Herrscher, die Sklaverei zu beenden und sein Volk ziehen zu lassen - vergeblich. Der vom Tode gezeichnete Pharao bleibt hart und setzt den Prinzen Amenmesis, einem Judenhasser, als Nachfolger ein. Israels Gott Jehova sendet daraufhin den Peinigern sieben Plagen, die das Land auszehren. Unter Druck geraten, lässt der neue Pharao das Volk zunächst ziehen, verfolgt es aber bis zum Roten Meer. Wieder hilft Jehova. Er teilt das Rote Meer und lässt so sein Volk trockenen Fußes das Meer durchschreiten, die Juden sind in Sicherheit. Der Regisseur hat großes Gewicht auf spektakuläre Massenszenen und beeindruckende Spezialeffekte gelegt.

Am Klavier: Jürgen Kurz

02.12. um 19.00 Uhr

 

 

 

Gladiator, USA 2000
R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Joaquin Phoenix, Richard Harris, Oliver Reed, 155' deutsche Fassung

"Fühlt Ihr Euch nicht unterhalten" schreit der charismatische Russell Crowe höhnisch der johlenden Masse im römischen Colosseum zu. Na, und ob... Seit "Spartacus", "Ben-Hur" oder "Der Fall des römischen Reiches" hat es ein solches Filmspektakel nicht mehr gegeben. Möglich wurde es durch modernste Computertechnik. Was in den "alten" Antikfilmen noch wirklich vor der Kamera versammelt werden mußte - Komparsen in Massen, Bauten in Realgröße - ist hier zum Teil "errechnet", aber deswegen nicht weniger imposant. Das Colosseum war vermutlich nie spektakulärer, die extrem schnell geschnittenen Kampfszenen nie dynamischer.
Die Geschichte nimmt bekannte Versatzstücke und ordnet sie neu. Der gerade im Kampf gegen die Germanen siegreiche General Maximus besitzt den Respekt und das Vertrauen der Armee und des Herrschers Marc Aurel. Dieser ernennt ihn sterbend zu seinem Nachfolger. Sein ehrgeiziger und unmoralischer Sohn Commodus jedoch widersetzt sich dem Willen seines Vaters, ruft sich zum Cäsar aus und verurteilt Maximus und seine Familie zum Tod. Maximus kann dem Tod entrinnen, wird aber als Sklave verkauft und zum Gladiator ausgebildet. Der nun namenlose Gladiator lernt, nicht nur seine Gegner zu besiegen, sondern allmählich auch, das Publikum zu gewinnen. So steigt er zum Star der größten Arena der Welt auf, wird zum Idol der römischen Massen als unbesiegter Kämpfer im Colosseum. Natürlich kann die Konfrontation mit Commodus, der mittlerweile drauf und dran ist, die Grundlagen römischer Lebensart zu ruinieren, nicht ausbleiben.
Der Tribun, der Sklave, der Sklave, der Gladiator, der Gladiator, der Befreier wurde - das ist eine Geschichte, die sehr nach "show business" klingt. Und in der Tat ist um Maximus auch etwas von einem Sportidol, wird er vom Einzelkämpfer zum Teamplayer, um Rom zu retten. Damit hatte Ridley Scott offenbar den Weg gefunden, der den Antikfilm auch für ein Publikum interessant machte, das an die Rasanz des Actionkinos gewöhnt war. In den internationalen Arenen der Multiplexe hieß es jedenfalls einhellig "Daumen hoch".

03.12. um 18.30 Uhr

 

 

 

Die letzte Versuchung Christi, USA 1988
R: Martin Scorsese, D: Willem Dafoe, Harvey Keitel, Barbara Hershey, Harry Dean Stantong, Juliette Caton, 163' deutsche Fassung

Eine bibeltreue Darstellung Christi auf Erden ist der Film auf keinen Fall und soll es auch nicht sein. Scorsese hat einen, in katholischen Ländern lange indizierten Roman von Nikos Kazantzakis, verfilmt und ist damit seinen Themen durchaus treu geblieben. Denn Scorseses Filme handeln auch immer von Schuld, Versuchung, gelegentlich von Vergebung, und so ist seine Version des Antikfilms von deutlich anderer Art. Hier steht der Mensch Jesus von Nazareth im Vordergrund. Es ist ein interessanter Versuch, das Leben von Jesus bis zu seinem Kreuzestod unter dem menschlichen Aspekt darzustellen. In einer langen, ergreifenden Traumsequenz wird "die letzte Versuchung Christi" gezeigt, sich der göttlichen Bestimmung doch noch zu entziehen. Selbstverständlich sind auch einige aus der Bibel bekannte Episoden zu sehen unter Vermeidung der üblichen Klischées dieses Genres. Der Film sorgte in den USA schon vor der Uraufführung für Aufregung, weil christliche Fundamentalisten ein Verbot forderten. In der Folge dominierte von christlicher Seite jedoch eine Kritik, die die ästhetischen Mittel als fantasielos bezeichnete und beklagenswert geringe Ernsthaftigkeit beanstandete, den Film jedoch, schon wegen dieser Mängel, nicht als blasphemisch, wenn auch enttäuschend, bewertete.

04.12. um 18.30 Uhr

 

 

 

The Last Days of Pompeji, USA 1935
R: Ernest B. Schoedsack, D: Preston Foster, Alan Hale, Basil Rathbone, 90' Origialfassung mit dt. Untertiteln

Ernest B. Schoedsack und Merian C. Cooper, der Produzent des Films, waren ein Team, das immer für Ungewöhnliches gut war. Ihre ersten gemeinsam realisierten Dokumentarfilme - "Grass" und "Chang" - boten schon reichlich spektakuläre Aufnahmen, versehen zudem mit der Aura des Authentischen. Als sie dann "King Kong" drehten, übertrugen sie die Lust am Schauwert auf das fantastische Genre und es lag wohl nahe, irgendwann einen Antikfilm zu realisieren. Der Untergang Pompejis, dem Genre ja schon seit Stummfilmtagen vertraut, bot gewiß genug Spielraum für die besonderen Vorlieben des Teams Schoedsack/Cooper.
Hauptfigur des Films ist der wegen des Todes von Frau und Kind verbitterte Schmied Marcus, der es als Gladiator sehr bald zu Ruhm und Geld bringt. Sein Leben ändert sich durch die Adoption eines kleinen Jungen, Flavius, dessen Vater er im Kampf getötet hat. Später begegnet Marcus, mittlerweile dubioser Händler geworden, einem griechischen Seher, der ihm prophezeit , dass er in Jerusalem einem großen Mann begegnen wird. Marcus denkt an Pontius Pilatus, den er auch trifft und der ihn überredet, Pferde seiner desertierten Armee zu stehlen. Das Unternehmen gelingt, aber Flavius erleidet dabei einen schrecklichen Reitunfall, wird jedoch auf wundersame Weise von einem Fremden, der nur "der Herr" genannt wird, von seinen tödlichen Wunden geheilt. Marcus wird ein Anhänger dieses bewunderten Mannes, doch als ein anderer Jünger ihn später bittet, den Propheten durch sein Geld vor dem Kreuzestod zu erretten, behält seine Gier nach Gold die Oberhand und er verweigert die Hilfe.
Flavius erkennt das Unrecht und will Sklaven frei lassen, die sein Vater für die tödliche Arena bestimmt hat. Der Plan misslingt, und Flavius wird zum Kampf in der Arena verurteilt, obwohl sein Vater alles unternimmt, um den sicheren Tod seines Adoptivkindes zu verhindern. Der Kampf soll gerade beginnen, als der Vesuv ausbricht. Wieder bekommt Marcus Gelegenheit, sich zwischen der Rettung von Menschenleben und seinem Gold zu entscheiden. Diesmal zögert Marcus nicht; heroisch gibt er sein Leben für das von Flavius und seinen Freunden.

05.12. um 19.00 Uhr

 

 

 

Three Ages, USA 1923
R: Buster Keaton, D: Buster Keaton, Margaret Leahy, Wallace Beery, 63' englische Zwischentitel

Keatons Antwort auf "Intolerance" von Griffith. Drei Episoden, in der Steinzeit, dem antiken Rom und der Gegenwart spielend, fordern vom Helden Taten ab, die seine Fähigkeiten zu übersteigen scheinen. Aber Buster wächst, wie immer improvisierend, mit den Aufgaben und erreicht sein Ziel, nämlich die Liebe des "Mädchens". Es ist also nicht die Intoleranz, sondern die Liebe, die in allen Zeiten gleich ist. Sie ist auch immer die Liebe des schüchternen jungen Mannes aus mittelprächtigem Haus. Keaton macht seine Späße mit dem Historienfilm, indem er seine Gesetze demoliert. Baseball wurde in der Steinzeit erfunden, die Armbanduhr in der Antike.
Die parallele Entwicklung aller drei Geschichten steuert auf den Schlußpunkt zu, an dem Buster seine Nebenbuhler aus allen Epochen nacheinander besiegt. Dabei feiert Keatons Komik, die so unsentimental wie möglich bleibt, die auf variierten Abfolgen von Gags und staunenswerten artistischen Fähigkeiten basiert, ihre Triumphe.

Am Klavier: Carsten-Stephan v. Bothmer

 

06.12. um 19.00 Uhr

 

 

Deutsches Historisches Museum