Der Wettbewerb Groß-Berlin 1910

Der Architekten- und Ingenieurverein schrieb 1906 einen Wettbewerb aus, der, nach einer Laufzeit bis Dezember 1909, im Frühjahr 1910 entschieden wurde. Es ging bei diesem Wettbewerb, der sich privater Initiative verdankte, um die Erarbeitung eines Planungskonzeptsfür den Raum von Groß-Berlin, das ja erst 1920 zur Einheitsgemeinde zusammengefaßt wurde, zum Zeitpunkt des Wettbewerbs aber noch aus einer Reihe selbständiger Städte und Gemeinden bestand. Ziel war es, das ringförmige Wuchern der Mietskasernenstadt, Ergebnis der Bau- und Bodenspekulation, der die Bebauungspläne des 19. Jahrhunderts geradezu Vorschub leisteten, durch die Anlage von Vororten zu stoppen, die durch ein radial angelegtes Verkehrsnetz mit der Innenstadt verbunden werden sollten. Diese Verkehrsplanung erforderte Lösungsvorschläge für zwei verkehrstechnische Probleme: die fehlende Nord-Süd-Verbindung der Eisenbahn und der Mangel an Ost-West-Straßenverbindungen. Darüberhinaus sollte, als Gegengewicht zu der notwendigen weiteren Ausdehnung der Stadt, die Innenstadt eine stärkere Betonung erfahren durch ein "monumentales Zentrum, dessen ausgeprägter Charakter für das Bild maßgebend ist, das die Bürger und die Fremden im Herzen tragen sollen". (Werner Hegemann)

Zwei der vier Preisträger, nämlich die Gruppe Joseph Brix, Felix Genzmer und Hochbahngesellschaft,die sich mit Hermann Janssen den zusammengelegten ersten und zweiten Preis teilten, und die Gruppe Rudolf Eberstadt, Bruno Möhringund Richard Petersen, die einen dritten Preis erhielt, bezogen in diese Aufgabe der Monumentalisierung den Königsplatz ein. Vor allem die zweite Gruppe dachte hier an ein "Forum des Reiches", das "Deutschlands Macht und Größe verkörpern" sollte.