Vorwort | ||
Filme über den Kalten Krieg gab es in den beiden deutschen Staaten
einige - erstaunlich wenige im Westen, etliche mehr im Osten. Die von Filmkritikern im
Westen oft beklagte Zurückhaltung gegenüber diesem Thema hatte vor allem ökonomische
Gründe; mit ernsten Filmen dieser Art, befürchteten die Produzenten, sei kein Geschäft
verbunden. Ganz ähnlich verhielten sich auch die Produzenten in Hollywood, die nach einer
Welle von Filmen, die das neue Feindbild ausmalten, aufgrund geänderter
Zuschauererwartungen zu neuen Stoffen griffen. Von solchen Erwägungen wurden die
DEFA-Filme weniger betroffen, zudem sah sich die DDR viel stärker einem
Rechtfertigungsdruck ausgesetzt, so daß die größere Anzahl von Filmen, die explizit auf
den Kalten Krieg Bezug nahmen, aus dieser ideologischen Situation erklärlich ist. |
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Eine Aufnahme vom Drehort "Mauer" zu dem Film Tunnel 28,den Robert Siodmak 1962 als deutsch - amerikanische Ko - Produktion realisierte. | ||
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Nicht allein die offen den Kalten Krieg thematisierenden Filme sollten jedoch
herangezogen werden, wenn man darüber nachdenkt, was sich von diesem Krieg in Filmen
niederschlug. Die Propaganda-Filme, die agitatorischen angelegten Dokumentationen, die
Spielfilme mit deutlichem Bezug auf den Kalten Krieg sind immer der kleinere Teil der
Filmproduktion gewesen, auch zu den Hochzeiten der internationalen Konfrontation. Das
Interesse sollte nicht nur diesen Produktionen gelten, sondern ebenso die
Unterhaltungsfilme einbeziehen, denen man die Absicht nicht schon auf den ersten Blick
ansieht. Viele von ihnen waren ebenso wirksame »Kalte-Kriegs-Filme«. Mit ihnen beschäftigen sich die beiden ersten Aufsätze dieses Magazins. Als der Kalte Krieg begann, mußten die ehemaligen Alliierten des zweiten Weltkrieges - und nunmehrigen Widersacher im Kampf um weltweiten Einfluß, die USA und die UdSSR - binnen kurzem die Feindbilder, die während des Kampfes gegen das Deutsche Reich wirksam waren, revidieren: einerseits waren die Deutschen des Staates, der im eigenen Einflußbereich lag, plötzlich Verbündete geworden, andererseits der ehemalige Alliierte zum Feind. Wie sich das auf die Veränderung der Stereotype auswirkte, mit denen in den nationalen Kinematographien deutsche Protagonisten gekennzeichnet wurden, darüber berichten die beiden letzten Aufsätze des Magazins. Rainer Rother . |