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GefallenenkultDer Weltkriegsmythos, daß aus dem "Blutmeer" ein neues veredeltes Menschen-/Männergeschlecht geboren worden sei, das voranschreite beim Aufbau eines neuen Deutschlands, wurde in den zwanziger Jahren zu einer Ersatzreligion. Der amerikanische Historiker George L. Mosse weist darauf hin, daß die Kontinuität des Gefallenenkults vor allem für die Selbstdarstellung der radikalen Rechten in Deutschland bedeutsam war, weil sie sich als Erbin des Kriegserlebnisses ansah.45 Die Gefallenen wurden in Gedichten besungen wie dem folgenden mit dem Titel "Heilige Gräber in Feindesland" (1930) von Andreas Natorp.46 Interessanterweise ist hier auch das Grab-Motiv aufgenommen: |
Heilige Gräber in Feindesland!
Einsam - im Felde - am Wegesran Flüchtig geschaufelt von Freundeshand Eingebettet, wo man sie fand Keine Rose, kein Rosmari keine Veilchen euch hold umblüh'n! Nur ein Kreuz und ein Name darau künden, wer hier vollbrachte den Lauf! Dennoch, ob alles verwittert, verweht, ob eure letzte Spur auch vergeht, dennoch seid ihr uns wohlbekannt, heilige Gräber in Feindesland! |
Heilige Saaten, von Gott gesät!
Leben erblüht aus dem Todesbeet! Wo ihr versankt in des Grabes Nacht, sind schon viel tausend Herzen erwacht, heilige Herzen voll Heldenmut freudig sich opfern mit Gut und Blut, und ein glückliches, freies Land, los von der Knechtschaft erdrückendem Band!
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Die "heiligen Helden" waren Vorbilder und forderten auf zur Einhaltung soldatischer Tugenden und Pflichten. Die Nationalsozialisten gaben sich als die "Nachfahren" der Weltkriegssoldaten aus und ließen sie in "Heldenschreinen" wie dem des Malers Wilhelm Sauter aus dem Jahre 1935 verehren (Abb. 12). Sauters "Heldenschrein" sei ein typisches Beispiel für die Übernahme religiöser Ikonographie und Pathosformeln wie des Triptychons, um die christliche Erlösungslehre für den nationalsozialistischen Heldentod zu vereinnahmen, schreibt Sabine Behrenbeck.47 |
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