Neuerwerbungen der Sammlungen
des Deutschen Historischen Museums

 

Neuerwerbung des Museumsvereins für das Deutsche Historische Museum


Schreibzeug für König Wilhelm IV. von Preußen – Allegorie auf den Staat und Moral

Friedrich Schneider, Berlin, um 1850
Silber feuervergoldet, Email, Turmaline und Strass


Das auf der Londoner Weltausstellung 1851 gezeigte, virtuos gearbeitete Stück ist Friedrich Wilhelm IV. gewidmet. Das komplexe Programm, das religiöse und profane Motive miteinander verschränkt, verweist auf das auf Gott bezogene, konservative Herrschaftsverständnis des preußischen Königs. In der Mitte der Komposition steht das Wappen des preußischen Königshauses mit dessen Wahlspruch „Gott mit uns“, flankiert von den Allegorien des Friedens und des Wohlstands. Über der Uhr thront Christus als Weltenrichter. In der halbkreisförmigen ‚Apsis’ sind links Szenen eines gottgefälligen Lebens, rechts hingegen Darstellungen des Lasters und der Sünde zu sehen, entsprechend an den Seiten die Figuren von Kirche und Falschheit. Im Vordergrund steht der preußische Adler, der den Drachen niederringt – wohl in Anspielung auf die niedergeschlagene März-Revolution von 1848. Auf der Innenseite des Tintengefäßdeckels erscheint Amor als Zeichen der allen Zwist besiegenden Liebe.

Das Objekt ist ab dem 26. März 2008 im Foyer des Zeughauses zu sehen, ab dem 25. April 2008 in der Sonderausstellung „Gründerzeit. 1848-1871. Industrie und Lebensträume zwischen Vormärz und Kaiserreich“ im Pei-Bau.

 

 

 

Habseligkeiten der letzten Liebe Goethes


Habseligkeiten der letzten Liebe Goethes


Anfang des Jahres konnte das Deutsche Historische Museum ein Erinnerungsstück erwerben, das bislang unbekannt die Zeiten als Zeugnis überdauert hat.
Es ist eine vermutlich in Wien in Auftrag gegebene kostbare Schreibschatulle mit Necessaire. Der aufwendig gearbeitete Kasten ist ein sehr persönliches Geschenk des 72-jährigigen Dichters an seine letzte Liebe, die um 55 Jahre jüngere Ulrike von Levetzow, der er bei Sommeraufenthalten in Marienbad begegnete. Ein abgelehnter Heiratsantrag besiegelte Goethes Abschied von der Liebe. Ulrike von Levetzow lebte noch lange unverheiratet bis 1899.
In den zahlreichen Fächern des Kastens befindet sich ein Umschlag mit getrockneten Rispengräsern und unscheinbaren Blüten mit der Handschrift Ulrikes versehen: „Von Goethe erhalten im Jahre 1821, 1822, 1823 in Marienbad, Ulrike Levetzow“ ‑ in Erinnerung an glückliche Momente, die in den Dingen bezeugt sind.

Über einen entfernten Verwandten Goethes, den Frankfurter Schriftsteller Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1780‑1851), gelangte die Schatulle in den Besitz der Familie von Bernus, die das Kästchen lange bewahrt und schließlich zum Verkauf angeboten hat. Schlosser hatte 1809 Sophie Charlotte du Fay geheiratet, deren Nichte Maria du Fay (1819‑1887) wiederum 1836 den Frankfurter Senator Franz Freiherr von Bernus (1808‑1884) ehelichte. Beider Tochter Maria (gest. 1925), später verheiratete Münch, war die längste Zeit die Besitzerin des Kästchens und bewahrte darin vor allem Briefe ihrer Mutter auf.

Dieses seltene Erinnerungsstück ist seit dem 21. März 2008 in der Ständigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in dem Bereich zu sehen sein, der das Ende der Goethe-Zeit markiert. Es steht dort neben dem Altersporträt Goethes von Christian Daniel Rauch.

Angaben zum Objekt
Schreibschatulle mit Necessaire für eine Dame - Geschenk Goethes an Ulrike von Levetzow, Wien, um 1820, Mahagoni, Thujamaser sowie Ahorn oder Birnbaum geschwärzt, feuervergoldete Bronzebeschläge, Stahlfedern und Wollbouclé, 17,5 x 37 x 24 cm

Im Inneren versehen mit einem Siegellack-Siegel mit Stern und Orden über einem Zettel mit der Chiffre „J.W.G.“, einem mit rotem Saffian überzogenen Necessaire, mit Instrumenten aus Bein und Stahl und Nadeletui mit Strohintarsien.
Neben den getrockneten Blüten zudem an originalem Inhalt: ein Goethe-Porträt in Miniaturmalerei, signiert „Krug“, ein Stück Siegellack „Nr. 4“, zwei Lineale aus Bein, ein Taschenspiegel mit rotem Saffianbezug.

 

 

 

 

 

 

 

"Der König überall"


"Der König überall"


Dank einer Schenkung der Nachfahren des Malers Robert Müller, gen. Warthmüller, ist im vergangenen Monat das populäre Bild "Der König überall" wieder nach Berlin zurückgekehrt. Seit dem 9. November 2006 ist es in der Ständigen Ausstellung zu sehen. Das Deutsche Historische Museum kann mit dieser herausragenden Schenkung seine Sammlung um ein wichtiges Historiengemälde erweitern.

Bekannt ist das 1886 entstandene Gemälde insbesondere unter dem Thema der Einführung der Kartoffel in Preußen und durch den Abdruck in Schulbüchern. Es zeigt einen durch Krieg und Alter gebeugten Friedrich den Großen, der aus seiner Kutsche ausgestiegen ist und auf dem Feldweg stehend die von den ehrfürchtig verneigten Bauern dargebrachten Kartoffeln begutachtet und sich so persönlich des Erfolges der Kartoffelernte versichert.

Dem preußischen König Friedrich dem Großen (1712-1786) ist es zu verdanken, dass die Kartoffel seit Beginn der 40er Jahre des 18. Jahrhunderts auch in Preußen - aller Widerstände zum Trotz - ihren Siegeszug als Hauptgrundnahrungsmittel in Mitteleuropa begann. Die Knolle des aus Peru und Chile stammenden Nachtschattengewächses hatte nach der Entdeckung Amerikas zunächst den Seefahrern aller Nationen als Schiffsproviant gedient und wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts auch in Europa eingeführt. Anfangs allerdings wurde die Kartoffel (Solanum tuberosum) auf Grund ihrer schönen Blüten und des üppigen Laubes allein als Garten- und Zierpflanze importiert und in botanische Gärten aufgenommen. Als Nahrungsmittel erlangte sie erst während des Dreißigjährigen Krieges Bedeutung.

Um die Not der Bevölkerung in Kriegs- und Teuerungszeiten zu lindern, bemühte sich Friedrich der Große um den Anbau der Kartoffel. Die Bevölkerung stand der fremdländischen Frucht jedoch skeptisch gegenüber, da sich wohl einige aus Unkenntnis den Magen verdorben hatten, weil sie nicht die Knollen, sondern die giftigen Beeren der Kartoffelpflanze gegessen hatten. Verschiedene Anekdoten berichten von Friedrichs Versuchen, die Kartoffel der Bevölkerung schmackhaft zu machen. So habe er die ersten Kartoffelfelder, die um Berlin angelegt wurden, von Soldaten bewachen lassen, um die Bauern neugierig zu machen. Immer mehr Bauern sollen, so die Legende, das, was dort auf des Königs Feldern unter Wachschutz angebaut wurde, probiert und später selbst angepflanzt haben.

 

 

 

Die Kartensammlung der Fürsten Oettingen-Wallerstein


Die Kartensammlung
der Fürsten Oettingen-Wallerstein


Der Schwerpunkt der Sammlung liegt in geographischen und thematischen Karten von Deutschland, den deutschen Ländern, Landschaften und Regionen deutscher Geschichte. Sie entstand in der Zeit von 1750 bis 1820 und wurde dann im 19. Jahrhundert systematisch gegliedert. Die Kartensammlung wurde für die Fürsten Kraft Ernst und dessen Sohn Ludwig von Oettingen-Wallerstein angelegt. Gekauft wurden jeweils druckfrische Exemplare, die im Originalzustand aufbewahrt oder in den 1820er Jahren auch repräsentativ gebunden wurden. Nur in wenigen Fällen, wie bei der Karte von Bayern, ließ man bedeutende und dekorative Wandkarten zusammensetzen und auf Leinwand aufziehen. So gleicht der Nachstich der "Bairischen Landtaflen" des Mathematikers Philipp Apian aus dem 16. Jh. einem Landschaftsbilderbuch mit Bergen, Flussläufen, Seen, Wäldern, Brücken, Ansiedlungen und Kirchen. Der Ankauf beschränkte sich aber nicht auf in Deutschland gefertigte Karten, gekauft wurde international. So finden sich in der Sammlung viele Arbeiten von holländischen, französischen, englischen, spanischen und sogar einem russischen Kartographen. Zahlreich vertreten sind topographische Karten, die den neuesten Stand der Kartographie zeigen und Aufschluss über Landvermessungen geben. Die Sammlung ist chronologisch und thematisch aufgebaut. Zusammengetragen wurden Karten von Kontinenten (Südamerika), Meeren (Atlantischer Ozean), Ländern (China), Regionen (Palästina), wichtigen Städten (Plymouth) und Residenzen (Schloss Hohenheim) sowie Militärkarten (Russisch-Türkischer Krieg).


Atlas Deutschland

 


Atlas Deutschland

 


Karte von China

 


Karte von Russland

 


Karte vom Rhein
 

 

 

 

Modell der ersten sozialökologischen Jugendherberge Europas, "Mirow 21"


Klassenfahrt im 21. Jahrhundert

Die Sammlung Alltagskultur des DHM erhält das Modell der ersten sozialökologischen Jugendherberge Europas, "Mirow 21"

Presseinformation vom 20. Dezember 2002

 

16.000 Übernachtungen konnte die erste sozialökologische Jugendherberge in Mirow im Müritz-Nationalpark seit ihrer Eröffnung Ende 2000 zählen eine Erfolgsstory eines weltweit einmaligen Projekts Das Modell dieser im Jahr 2000 mit dem Deutschen Solarpreis ausgezeichneten Jugend-herberge, deren Name "Mirow 21" an die Agenda 21 der Umweltkonferenz in Rio angelehnt ist, erhielt das Deutsche Historische Museum (DHM) vom Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) kurz vor Weihnachten als besonderes Geschenk für seine Sammlung. Seit seiner Gründung sammelt das DHM aussagekräftige Zeugnisse der Alltagskultur, darunter solche zur Lebensreformbewegung, die von der Zeit des Kaiserreiches bis in die Gegenwart reichen. So finden sich in der Alltagskultur-Sammlung des Museums, die mehr als 100.000 Objekte umfasst, auch Beispiele der Wandervogelbewegung und eines der berühmtesten Gemälde zu diesem Thema, "Das Lichtgebet" von Fidus. Realien der ökologischen Bewegung unserer Tage sind in der Sammlung ebenfalls vertreten. Beide Zielsetzungen in einem vereinigt nun das dem DHM übergebene Modell, welches das zukunftsorientierte und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück, großzügig geförderte Projekt des DJH im Maßstab 1:100 zeigt (angefertigt vom Planungsbüro Sterneby, Adelebsen).

"Selbstorganisation lernen, weniger verbrauchen, Zukunft erleben" lautet das Motto des Hauses, für dessen Bau umweltverträgliche Baustoffe verwendet wurden. Solararchitektonische Kriterien sind die Kennzeichen der grasbedeckten Gebäude. Warmwasser und Heizenergie werden aus heimischen Rohstoffen Sonne, Restöl und Rapsöl gewonnen, in der hauseigenen Energiezentrale befindet sich neben einem Blockheizkraftwerk eine moderne Photo-voltaik-Anlage, sodaß sich im Vergleich zu herkömmlichen Energieträgern der Kohlendioxid-ausstoß um 75% verringert. Neben dem Erholungseffekt in der mecklenburgischen Landschaft können die Gäste auch Neues erfahren. Die von der Jugendherberge angebotenen Programme umfassen zahlreiche Aspekte der Umwelt- und Freizeitpädagogik und fördern das ökologische Bewusstsein. Das Echo auf diese Angebote ist positiv, zuweilen enthusiastisch, vor allem über die Harmonie des Baus und der gesamten Anlage.

 

 

Sammlung Dolezalek aus Vlotho

Ein seltener Glücksfall

Das Deutsche Historische Museum erhält die Sammlung Dolezalek aus Vlotho

Presseinformation vom 20. Dezember 2002

 

Eine äußerst großzügige Schenkung hat das Deutsche Historische Museum kürzlich erhalten, die angesichts leerer Haushaltskassen von besonderer Bedeutung ist. Es handelt sich um die 1954/55 begonnene Sammlung des Juristen und Lehrers Alexander Dolezalek (1914 - 1999). Der Mitbegründer und Dozent des Gesamteuropäischen Studienwerks e.V. in Vlotho/Westfalen wollte sein auf etwa 70.000 Objekte angewachsenes "Dokumenten-Kabinett europäischer Geschichte, Gegenwart und Zukunftsplanung" in staatliche Hände übertragen wissen. Mit der Übergabe der Sammlung an das DHM hat die Familie Dolezalek dem Wunsch des Verstorbenen entsprochen.

Das Dokumenten-Kabinett, das hauptsächlich von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart reicht, stand der Forschung stets offen und diente als unerschöpfliche Quelle für viele Ausstellungen, war aber zu allererst angelegt worden, um jungen Menschen Geschichte durch "entdeckendes Lernen" anhand von Originalzeugnissen nahe zu bringen. Über vierzig Jahre sammelte Alexander Dolezalek Bücher, Münzen, Medaillen und Siegel, Briefmarken und Embleme, Graphiken, Landkarten, Plakate, Zeitungen, Druckschriften, Urkunden und Verträge, Autographen berühmter Personen, Briefe sowie andere schriftliche Zeugnisse der deutschen Geschichte in ihrem europäischen Kontext, ergänzt durch Dokumentar-Tonaufnahmen und Filme, Schallplatten und andere Tonträger.

Die Sammlung sollte ein "Museum zum Anfassen" sein. Neben Dokumenten zur 'großen Geschichte' finden sich Zeugnisse des Alltags, so auch ein handgeschriebenes Kochbuch aus der Zeit um 1580 mit Rezepten für Pasteten vom Karpfen, Biberschwanz in gelber Brühe oder Mandel-Krapfen. Alexander Dolezalek kaufte wie alle Sammler auf Auktionen, aber er verfolgte auch Tips von Sammlern aus aller Welt. So gelang ihm der Ankauf der Korrespondenz zwischen Wilhelm Bebel und Wilhelm Bracke aus den frühen Tagen der Sozialdemokratie. Zu den besonderen Glücksfällen seiner Sammlungstätigkeit, gehörte auch der Erwerb der Unterschriftenseite der Ratifikationsurkunde des zwischen Preußen und Österreich am 9. September 1813 in Teplitz geschlossenen Allianz-Vertrages. Ebenso herausragend sind die Personalpapiere des preußischen Kriegsministers Hermann von Boyen, der mit dem Wehrgesetz von 1814 die allgemeine Wehrpflicht in Preußen einführte. Auch ein Stammbuch, das um 1900 am Berliner Hof geführt wurde und dessen erster Eintrag von Kaiser Wilhelm II. stammt, ist für die Sammlungen des DHM von großem Wert.

Zu einem der Schwerpunkte des Dokumenten-Kabinetts zählt die Geschichte Preußens, die mit einer Sammlung von Bekanntmachungen, Erlassen und Dokumenten aus der Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg beginnt und sich bis zu den Briefen des preußischen Königs Friedrich II. über die Desertion von Soldaten fortsetzt. Als Besonderheit sei hier ein Billet (Zettel) des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. an seinen Leibarzt erwähnt.

Breiten Raum nimmt die Französische Revolution in der Sammlung ein. Zu dem reichen, überwiegend in Frankreich gesammelten Quellenmaterial zählen die seltenen Drucke der "Constitution Française. Déclaration des droits de l'homme et du citoyen" von 1738 und 1791.

Von der aus etwa 20.000 Büchern bestehenden Bibliothek des Sammlers sind etwa 5.700 Bücher als Ergänzung an die über 200.000 Bände umfassende Spezialbibliothek des DHM gegangen. Für die frühe Zeit sind dies kostbare Handschriften und Faksimiles von Inkunabeln, Reformationsschriften, wie Martin Luthers 1525 in Wittenberg bei Hans Luft gedruckte "Ermahnung zum Frieden auf die zwölf Artikel der Bauernschaft in Schwaben" sowie Flugschriften zum 30-jährigen Krieg. Aus der Zeit der Weimarer Republik sind Erstausgaben von Ernst Jünger, Karl Jaspers, Walter Rathenau, Erich Kuttner oder Franz Oppenheimer zu nennen, und für die Jahre 1933 bis 1945 sind neben dem nationalsozialistischen Schriftgut vor allem die Emigrationsschriften besonders hevorzuheben. Für die jüngste Vergangenheit sind es neben den Publikationen aus beiden deutschen Staaten die Bücher zum Prager Frühling und der Perestroika, die nun die Bibliothek des Museums bereichern.

Link: Fotos zu einzelnen wichtigen Objekten der Sammlung Dolezalek