John F. Kennedy Plakatmotiv. © Runaway Technology

John F. Kennedy - Ausstellungstitel
Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums von I. M. Pei, 26. Juni bis 13. Oktober 2003

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums in Zusammenarbeit
mit dem John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin

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John. F. Kennedy
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Pressespiegel

Ausstellungsrundgang


III. Tod und Trauer

3.13 Die Kugeln von Dallas

"Herr Präsident, Sie können nicht behaupten, dass Dallas Sie nicht liebt."
Nelly Connally, Frau des Gouverneurs von Texas, wenige Minuten bevor die tödlichen Schüsse fielen

Am 22. November um 13 Uhr Ortszeit erklärten die Ärzte des Parkland Memorial Hospital in Dallas John F. Kennedy für tot. Zeitgenossen können sich noch genau an den 22. November 1963 erinnern. Auch die später Geborenen haben die Bilder im Kopf. Noch 40 Jahre nach den Ereignissen sind die Hintergründe der Tat weiterhin umstritten. Und noch immer blüht das bunte Feld der Spekulationen und Verschwörungstheorien in schillernden Farben.


Im folgenden Raum werden der Wahlkampf Kennedys, die Verleumdungen und Anfeindungen des Präsidenten hauptsächlich in den Südstaaten und seine Ermordung in Dallas behandelt. Die Fotos von der Verhaftung der Verdächtigen und die Darstellung der mangelhaften Aufklärungsversuche leiten zu einem Raum über, der von leisen Trommelgeräuschen durchdrungen wird. Die Inszenierung der Beerdigungszeremonie und der Abschied von dem Präsidenten stehen im Zentrum jenes Bereiches.

 

Flugblatt "Gesucht wegen Hochverrats", November 1963



Das Flugblatt nach Art eines Steckbriefs wurde am Tag vor der Ermordung in Dallas verteilt. Viele Texaner verübelten Kennedy, dass er Castro nicht gestürzt hatte. Außerdem kritisierten sie, dass der Präsident die Durchsetzung der Bürgerrechte im Süden der USA auch mit militärischer Gewalt betrieben hatte.


Wie ein Schwerverbrecher wird John F. Kennedy auf diesem Flugblatt in Steckbriefmanier dargestellt. Die Zettel wurden am Tag vor der Ermordung des Präsidenten am 22. November 1963 in Dallas verteilt. Auf ihnen wurde Kennedy des Landesverrats und einiger anderer Vergehen beschuldigt:
"Dieser Mann wird wegen landesverräterischer Handlungen gegen die Vereinigten Staaten gesucht.
1. Verrat an der Verfassung (...) Er übergibt die US-Souveränität an die kommunistisch kontrollierten Vereinten Nationen.
4. Er hat die kommunistisch inspirierten Rassenunruhen unterstützt und gefördert.
5. Er hat illegal einen souveränen Bundesstaat mit Bundestruppen besetzt."

Zu dieser Zeit war die Unterstützung der Regierungspolitik im Bundesstaat Texas vor allem wegen Kennedys Eintreten für die Bürgerrechte schwarzer Amerikaner gesunken.

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"Nummernschild" für den Wahlkampf 1964, 196
Obwohl die nächste Präsidentschaftswahl erst im folgenden Jahr stattfinden sollte, gab es schon speziell auf Texas bezogene Wahlkampfutensilien. Laut vorgelesen ergibt die Buchstaben- und Zahlenkombination "JFK für '64". Der bevölkerungsreiche Südstaat musste 1964 unbedingt wieder gewonnen werden.

 



Ankunft am Flughafen Love Field in Dallas,
22. November 1963


Bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen landeten die Kennedys in Dallas. Um während der Fahrt durch die Stadt von den Menschen besser gesehen zu werden, ordnete Kennedy an, das - nicht schusssichere - Dach der Präsidentenlimousine abzunehmen.

 

Fahrtroute auf der Titelseite der Dallas Morning News, 22. November 1963

Am Tag des Besuchs druckte die örtliche Tageszeitung den Weg ab, den Kennedy durch Dallas nehmen wollte. In Abweichung von dieser Route nahm die Präsidentenlimousine zwei zusätzliche Kurven, was ein langsameres Fahren erforderte. Kurioserweise hatte die gleiche Tageszeitung einige Tage zuvor auch Kennedys tatsächliche Route veröffentlicht.

 

Diese Pressemeldung ging kurze Zeit nach den Schüssen in Dallas über den Ticker der Associated Press Agentur an die Nachrichtenmedien. Im folgenden hören Sie den genauen Wortlaut der Meldung:

"Dies ist ein Bulletin von Associated Press.
(Dallas) - Associated Press-Reporter Jack Bell berichtet, dass drei Schüsse abgefeuert wurden, als die Wagenkolonne des Präsidenten in eine dreispurige Unterführung in Dallas einbog, die zum Stemmons Freeway führt. Nachdem der Präsident getroffen wurde, geleitete der Secret Service die Fahrzeugkolonne mit Höchstgeschwindigkeit weiter zum nahen Parkland Hospital."

AP Nachrichtenbulletin, 22. November 1963

Wie viele Schüsse auf den Wagen von Kennedy abgegeben wurden, ist bis heute Thema heftiger Kontroversen. Der AP-Reporter berichtete von drei Schüssen.


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Links: Flugblatt "Hände weg von Kuba"

Eines der Flugblätter, die Lee Harvey Oswald im Spätsommer in New Orleans verteilte. Der 1939 geborene Oswald hatte von 1956 bis 1959 bei den Marines gedient und war kein besonders guter Scharfschütze. Er siedelte 1959 in die Sowjetunion über und kehrte 1962 mit seiner russischen Frau in die Vereinigten Staaten zurück.

Rechts: Oswald verteilt Flugblätter mit der Aufschrift "Hände weg von Kuba", August 1963

Lee Harvey Oswald war das einzige Mitglied des "Fair Play for Cuba Committee" in New Orleans, einer gegenüber Castro positiv eingestellten "Gruppe".

Lee Harvey Oswald war in einem Lagerhaus für Schulbücher angestellt, aus dem die Schüsse auf den Präsidenten abgefeuert wurden. Er verbrachte kurze Zeit in der Sowjetunion und kehrte erst 1962 mit seiner russischen Frau nach Amerika zurück. Oswald stand unter Beobachtung des FBI und war einziges Mitglied eines obskuren "Fair Play for Cuba Committee" in New Orleans. Sie sehen ein Flugblatt dieses Kommitees.
Kurz vor 14 Uhr am 22. November 1963 wurde Lee Harvey Oswald in einem Kino in Dallas festgenommen. Er wurde beschuldigt, gegen 13.15 Uhr den Polizisten J.D. Tippit erschossen zu haben. Nach seiner Verhaftung wurde Oswald auch der Mord an John F. Kennedy zur Last gelegt.
Der Hauptverdächtige bestritt von Anfang die Tat und erklärte vor der Presse, er werde zum Sündenbock gemacht. Die Zustände im Polizeihauptquartier in Dallas waren an diesem Wochenende chaotisch. Allein der Medienrummel überforderte die Behörde völlig. Als Oswald am 24. November in ein anderes Gefängnis überführt werden sollte, wurde er vor laufenden Kameras von dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby erschossen. Als Motiv gab Ruby an, Jackie und den Kindern den Mordprozess erspart haben zu wollen.
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Autopsieprotokoll, Bethesda Naval Hospital, 22. November 1963

Die Sicherheitsbeamten drängten Lyndon Johnson, so schnell wie möglich nach Washington
zurückzukehren. Jackie Kennedy bestand darauf, dass auch ihr toter Mann mitgenommen wurde. So fand die Obduktion nicht - wie es das Gesetz vorschrieb - in Dallas statt. Die für eine kriminologische Untersuchung nicht ausgebildeten Pathologen im Marinehospital bei Washington machten einige Fehler. Unter anderem lokalisierten sie die Schusswunde im Rücken mehrere Zentimeter zu tief.

Interview mit dem Kurator
der Ausstellung, Dr. Andreas Etges

 

 

Die Kennedy-Ermordung: Der offizielle Untersuchungsbericht und seine Kritiker

Eine Woche nach der Ermordung Kennedys setzte sein Nachfolger Lyndon B. Johnson eine Kommission unter Leitung des Vorsitzenden Richters des Obersten Gerichtshofs, Earl Warren, ein. Die Kommission hatte die Aufgabe, die Ermordung von Präsident Kennedy zu untersuchen. Sie kam nach zehnmonatigen Ermittlungen, Tausenden von Befragungen, ballistischen Tests und einer Nachstellung des Attentats zu dem Schluss: Lee Harvey Oswald hat als Alleintäter gehandelt und drei Gewehrschüsse auf Kennedy abgegeben. Eine der Kugeln habe ihr Ziel verfehlt. Eine zweite habe ihn von hinten in den Hals getroffen und dann auch Gouverneur Connally verletzt. Die dritte Kugel tötete den Präsidenten.
Während die Kommission in der Frage des Tathergangs zu eindeutigen Aussagen kam, blieb Oswalds Motiv ebenso diffus wie das seines Mörders Jack Ruby. Die Warren-Kommission fand keinen Beweis dafür, "dass Lee Harvey Oswald oder Jack Ruby Beteiligte irgendeiner in- oder ausländischen Verschwörung zur Ermordung Präsident Kennedys waren". Die Kommission hatte mögliche Hinweise darauf weitgehend ignoriert, um die Alleintäterthese möglichst zweifelsfrei zu belegen.
Schon kurz nach der Veröffentlichung des Warren-Reports
(http://www.archives.gov/research_room/jfk/warren_commission.html)
regten sich Zweifel an seinen Ergebnissen. 1978 bestätigte ein Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses (http://www.archives.gov/research_room/jfk/house_select_committee/committee_report.html)
zwar die Kernaussagen der Warren-Kommission, doch kritisierte gleichzeitig, dass die Kommission ihrer eigenen Interpretation widersprechende Indizien nicht ausreichend berücksichtigt hatte. Offensichtlich war es ihre Hauptaufgabe gewesen, die Öffentlichkeit von der Einzeltäterthese zu überzeugen. Zudem hatten FBI und CIA dem Ausschuss wichtige Akten vorenthalten, um die Aufdeckung illegaler Aktivitäten zu verschleiern.
Aus der Sicht des Untersuchungsausschusses steckten weder die Sowjetunion noch Kuba hinter dem Attentat. Auch für eine Beteiligung der amerikanischen Sicherheitsbehörden fand man keine Belege. Die Mafia und Anti-Castro-Gruppen wurden ebenfalls entlastet.
Heute steht der überwiegende Teil der lange verschlossenen Akten den Forschern im amerikanischen Nationalarchiv zur Verfügung. Doch die Hintergründe der Kennedy-Ermordung werden wohl niemals vollständig aufgedeckt.

Link: Nationalarchiv http://www.archives.gov/research_room/jfk/about_jfk_records.html


 

Warren-Report, 1964
Offizielles Exemplar von Lyndon B. Johnson. Der Abschlussbericht der ersten, von Präsident Johnson eingesetzten Untersuchungskommission zur Ermordung Kennedys. Sie stand unter der Leitung des Obersten Richters Earl Warren.
Lynodn B. Johnson Lybrary

 

Warren Report, September 1964

Sofort nach der Ermordung Kennedys kursierten unzählige Gerüchte über eine Verschwörung. Deswegen ordnete Präsident Johnson eine Woche später eine Untersuchung an. Der oberste Richter des Supreme Court, Earl Warren, stand der Kommission vor. Rund ein Jahr später erhielt Johnson den Abschlussbericht. Sie sehen das Ergebnis der umfangreichen Ermittlungen: Tausende von Befragungen, ballistische Tests und eine Nachstellung des Attentats. Das Ergebnis lautete: "Lee Harvey Oswald handelte als Alleintäter." "Die Kommission hat keinen Beweis dafür gefunden, dass Lee Harvey Oswald oder Jack Ruby Beteiligte irgendeiner in- oder ausländischen Verschwörung zur Ermordung Präsident Kennedys waren." Tatsächlich hatte die Kommission Hinweise auf eine mögliche Verschwörung nicht ernsthaft verfolgt. Insgesamt seien drei Schüsse abgegeben worden, von denen einer sein Ziel verfehlt habe. Ein zweiter habe Kennedy von hinten in den Hals getroffen und dann auch Gouverneur Connally verletzt. Der dritte Schuss tötete den Präsidenten, soweit der Report. Damit beantwortete die Kommission die an sie gestellten Fragen. Zum Motiv allerdings gab der "Warren Report" keine klare Auskunft.

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Oswalds Gewehr

Mit diesem italienischen Mannlicher-
Carcano-Gewehr, das er bei einem Versandhändler erworben und mit einem Zielfernrohr bestückt hatte, feuerte Oswald aus dem Schulbuchlager. Tests nach der Ermordung belegten, dass es technisch möglich war, damit in kurzer Zeit drei Schüsse abzufeuern.

 


"Magische Kugel" Seiten- und Rückansicht


Laut Warren-Kommission waren nur drei Schüsse auf den Wagen von Kennedy abgefeuert worden. Um dennoch alle Verwundungen Kennedys und des vor ihm sitzenden Gouverneurs von Texas erklären zu können, musste eine Kugel erst Kennedy und dann John Connally getroffen haben. Kritiker verweisen darauf, dass die "magische Kugel" dabei fast unversehrt geblieben war.


Fragmente der Kugel, die Kennedy tödlich am Kopf verletzte

 


Links:
Offenes Fenster am Schulbuchlager in Dallas, 22. November 1963

Dieses wenige Augenblicke nach den Schüssen gemachte Foto zeigt geöffnete Fenster im 4. und 5. Stock des Schulbuchlagers. Laut Untersuchungsbericht schoss Oswald aus dem fünften Stock, wo er seit einigen Wochen arbeitete

Rechts: Südöstliche Ecke des fünften Stocks des Schulbuchlagers
kurz nach den Schüssen am 22. November 1963

In den Nähe des Fensters, aus dem laut Warren-Report die tödlichen Schüsse fielen, fand die Polizei Bücherkisten mit Hand- und Fingerabdrücken Lee Harvey Oswalds. Gleich daneben lagen drei leere Patronenhülsen. Das Gewehr fand sich in einer anderen Ecke des Lagerraums.

 

 


"Wer erschoss John F. Kennedy?"


Das Buch bildete die Grundlage für den Oliver Stones Film "JFK" von 1991. Sein Autor, ehemaliger Bezirksstaatsanwalt von New Orleans mit schillernder Vergangenheit, vertritt darin die These, dass Kennedy das Opfer einer Verschwörung des militärisch-geheimdienstlichen Establishments wurde.

Bob Callahan, "Wer erschoss JFK?",
"Who Shot JFK?"


Dieses Werk liefert einen Überblick über die wichtigsten Ungereimtheiten und glaubwürdigsten Verschwörungstheorien zur Ermordung Kennedys. Es beleuchtet die unglücklichen Zufälle und die mangelnden Sicherheitsmaßnahmen am Ermordungstag in Dallas, listet die Fehler der Ermittler und alle jene Gruppierungen auf, die ein Motiv hatten, Kennedy zu ermorden.

Das Buch von Jim Garrison bildete die Vorlage für den Hollywoodfilm "JFK - Tatort Dallas" von Regisseur Oliver Stone. Seit diesem Film, der 1991 in die Kinos kam, verstärkte sich der Verdacht, dass John F. Kennedy einer Verschwörung zum Opfer fiel. Obwohl der Film das Thema sehr manipulativ behandelte, wuchs danach die Kritik an der Verschlusshaltung der meisten Akten. Die öffentliche Stimmung zwang den Kongress zum Handeln: Im Gesetz "President John F. Kennedy Assassination Records Collection Act of 1992" wird die Öffnung aller Akten geregelt, die in irgendeiner Form mit der Ermordung zu tun haben. Sie werden zentral im Nationalarchiv gesammelt. Heute sind über vier Millionen Seiten zugänglich. Trotzdem bleiben die Hintergründe für die Ermordung umstritten.


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