[Vice Versa]

"Vice - Versa"

Amerikanische Maler in Deutschland - Deutsche Maler in Amerika 1813-1913

27. September bis 1. Dezember 1996

Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Museums

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[Frank Durence, "Der alte Professor", 1871] Amerikanische und deutsche Künstler übten aufeinander eine große Anziehungskraft aus.

Was veranlaßte amerikanische Künstler des 19. Jahrhunderts nach Düsseldorf zu fahren, um dort entweder an der Akademie oder im Atelier ihres Landsmannes Emanuel Leutze zu lernen? Möglicherweise ging dies auf die Initiative des deutschen Konsuls in New York zurück, der die Düsseldorf-Gallery, eine Ausstellung von Bildern zeitgenössischer Maler, eröffnet hatte? In der Zeit zwischen 1813 und 1913 waren es mehr als 200 deutsche Maler, die ganz oder zeitweilig Amerika zu ihrem Aufenthaltsort gewählt hatten.

Die Themen der deutschen Künstler in den ersten zwanzig Jahren des 19. Jahrhunderts waren zunächst Genreszenen: Kartenspieler, Wirtshausgespräche, Farmer bei der Arbeit. Dann avancierten einige zu Chronisten der Expeditionen in den Westen. Sie malten das Leben der Indianer, die Jagd auf Eisbären und Bisons sowie exotische Landschaften. Auch die späteren Maler fesselte die Fremdartigkeit der Indianer und der dunkelhäutigen Sklaven.

Zu Beginn sahen die ausgewanderten Künstler die neue Heimat noch mit den Augen der traditionellen Vorstellungen. In der Mitte des Jahrhunderts beginnt eine neue Sichtweise: eine nüchterne Schilderung und eine differenzierte Gestaltung. Dann entdeckten die Auswanderer, die teilweise in Düsseldorf studiert hatten, u.a. den heutigen Yosemite-National-Park und die Rocky Mountains als grandiose Kulisse für Naturereignisse.

Der Krieg von 1861 bis 1864 hatte die USA tief erschüttert. Einige Maler, viele von ihnen politische Flüchtlinge aus Europa nach dem Revolutionsjahr 1848, nahmen nicht nur als Soldaten selbst am kriegerischen Geschehen teil, sie fühlten sich auch als Chronisten und hielten die Ereignisse im Bild fest.

Als einziger deutscher Bildhauer wird als Repräsentant dieser Kunstgattung der Thorwaldsen-Schüler Pettrich vorgestellt. Die Skulpturen von Angehörigen der Indianerstämme und die Szenen aus dem Indianerleben entstanden zwischen 1835 und 1846. Den Ethnologen wohlbekannt, den Kunsthistorikern eher verborgen, hätten diese Skulpturen der Bildhauerei einen neuen Weg aufzeigen können, den der realistischen, fast fotografisch genauen Wiedergabe. Aber die Zeit war noch nicht reif für diese neuen Gedanken, und so verschwanden sie im Abstellraum.

1841 bezog der Amerikaner Emanuel Leutze die Düsseldorfer Akademie. Allein in seiner Zeit waren an der Akademie mehr als 80 amerikanische Studenten eingeschrieben, nicht gezählt die Schüler, die der Historienmaler privat in seinem Atelier unterrichtete. Sie reisten in die westfälische Landschaft oder in den Harz, sie registrierten sowohl das Detail in der Vegetation wie in der Architektur, hielten Licht und Schattenwirkungen fest, so den malerischen Überblick über ein Tal, eine Flußgegend, eine Gebirgskette. Mit dem Weggang Leutzes schwand die Anziehungskraft der Akademie. Ab 1860 besuchten die Amerikaner regelmäßig und in größeren Gruppen die Akademie in München. Dieser Besucherstrom riß bis zum Ersten Weltkrieg nicht ab.

Die jungen Amerikaner suchten unter den Münchner Bürgern ihre Modelle oder malten sich gegenseitig. In Gruppen zogen die jungen Künstler in die Münchner Umgebung, sahen die Biergärten und den Waschtag im Hinterhof, Landschaften, Straßen, Alleen, Kanäle und Häuser.

Die Prägung durch die "Münchner Schule" hielt bis zum Ende des Jahrhunderts an, obwohl inzwischen die moderne französische Kunst in Amerika Einfluß bekommen hatte. Immer noch malte man nach traditioneller Manier in Amerika Kühe auf der Weide oder den Holzsammler wie um die Mitte des Jahrhunderts. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts veränderten die Künstler, die Erfolg haben wollten, ihre traditionellen Sehgewohnheiten nicht.

Der heilsame Schock kam erst mit der "Amory-Show" 1913. Die amerikanische Malerei war selbständig geworden und hatte die neuesten europäischen Kunstströmungen aufgenommen - bis hin zur abstrakten Malerei.


  • Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer-Verlag (Preis DM 68,-, elektronische Bestellmöglichkeit).
  • Es werden Führungen durch die Ausstellung angeboten.
  • Ein Farbfoto steht in der Pressestelle zur Verfügung.
  • Angelika Wachs, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
[Albert Bierstadt, "Merced River, Yosemite Valley", 1866]
[Edwin White, "Gedanken an Liberia", 1861]
[Emmanuel Lentze, "Der letzte Mohikaner", ca 1850]

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