Zeughauskino

 

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  VERFÜHRUNG FREIHEIT

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT

VERFÜHRUNG FREIHEIT – unter diesem Titel präsentiert das Deutsche Historische Museum noch bis zum 10. Februar eine Kunstausstellung, die in zwölf Kapiteln die künstlerischen Auseinandersetzungen mit den Idealen der Aufklärung, dem Glauben an universale Menschenrechte und den Vorstellungen von Freiheit, Gleichheit und Demokratie untersucht. Die begleitende Filmreihe erweitert die Ausstellung um die filmkünstlerischen Auseinandersetzungen. Ihre Programmauswahl, die wie die Ausstellung Werke aus verschiedenen europäischen Ländern berücksichtigt, orientiert sich an den Themen der Ausstellung.

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT
Alphaville – Une étrange aventure de Lemmy Caution
Lemmy Caution gegen Alpha 60
F/I 1965, R: Jean-Luc Godard, K: Raoul Coutard, M: Paul Misraki, D: Eddie Constantine, Anna Karina, Akim Tamiroff, Howard Vernon, Jean-Louis Comolli, 93’
35 mm, OmU

Spezialagent Lemmy Caution (Eddie Constantine) begibt sich in die totalitäre Metropole Alphaville, um einen verlorengegangen Kollegen ausfindig zu machen und zurück zum Hauptquartier zu schleusen. Als Journalist namens Ivan Johnson getarnt, der angeblich für die „Figaro-Pravda“ schreibt, dringt Lemmy mehr und mehr in den befremdlichen Organismus der Stadt ein: Es gibt hier keine Gefühlsbekundungen mehr, kein Mensch lacht, Kommunikation reduziert sich auf hohle Formeln, das Wort „Warum“ ist unbekannt. Seine Bemühungen werden durch die Aktivitäten des Supercomputers „Alpha 60“ und durch die Begegnung mit der schönen, doch willenlos gewordenen Professorentochter Natascha (Anna Karina) unterlaufen. In einem titanischen Kraftakt gelingt es Lemmy, den zombifizierenden Computer kurzzuschließen und Natascha zu befreien. Sichtbar im Paris der mittsechziger Jahre gedreht, mit schlichten Ventilatoren, Rücklichtern und Lüftungsschlitzen als Science-Fiction-Asseccoirs, verstößt Alphaville gegen alle Regeln des Genres. Gleichzeitig haben nur wenige Filme einen solch vehementen, dabei sehr unterschwelligen Einfluss auf die populäre Kultur ausgeübt wie Godards Pionierarbeit aus dem Jahre 1965. Ein zeitloses Meisterwerk. (cl)

am 1.1.2013 um 20.00 Uhr

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT
2001: A Space Odyssey

GB/USA 1968, R: Stanley Kubrick, K: Goeffrey Unsworth, John Alcott, M: Richard Strauss, Johann Strauss, György Ligeti, D: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, 150’     
35 mm, OF

Stanley Kubricks Verfilmung des Romans von Arthur C. Clarke greift im Wortsinne nach den Sternen. Auf 70mm gedreht und damit von bis heute unerreichter optischer Brillanz, umfasst der Film eine historische Klammer vom Neandertaler bis zur bemannten Raumfahrt. Er überblendet die Zellteilung mit der Supernova und spekuliert fast en passant darüber, ob der Mensch Herr über die Technik ist oder umgekehrt. 2001 ist opulent, philosophisch, anmaßend, exzessiv, dann aber auch wieder ganz privat, zärtlich und von sanfter Ironie getragen. Dabei verweigert sich der Film jeder simplen Interpretation. Ein schwarzer Monolith als außerirdischer Zivilisationsbeschleuniger der Menschheit? Das Weltall als makrokosmische Entsprechung der befruchteten Eizelle? Oder geht es in 2001 doch „nur“ um das alte Gleichnis vom Zauberlehrling, hier in Form zweier Astronauten, welche die Kontrolle über den hyperintelligenten Supercomputer HAL verlieren? Die Deutungsversuche zu Kubricks Epochenfilm sind Legion. Abgesehen davon, dass es Spaß macht, sich an derartigen Spekulationen zu beteiligen, kann man das auch bleiben lassen und sich einfach nur dieser betörenden filmischen Reise hingeben. „Nach all dem Kinoschwachsinn, den Heerscharen unbedarfter SF-Filmer dem Publikum bis 1968 vorgesetzt hatten, ging 2001 den SF-Fans herunter wie die reinste Götterspeise.“ (Lexikon des Science Fiction Films). (cl)

am 2.1.2013 um 20.00 Uhr

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT
Soljaris

Solaris
UdSSR 1972, R: Andrej Tarkowski, K: Wadim Jussow, M: Eduard Artemjew, Johann Sebastian Bach, D: Natalya Bondartschuk, Donatas Banionis, Nikolai Grinko, Jurij Jarvet, Anatolij Solinicin, 167’   
35 mm, OmeU

1961 erschien in Polen Stanisław Lems epochaler Science-Fiction-Roman Solaris. Erzählt wird darin die Geschichte des Psychologen Kelvin, der zu einer abgelegenen Raumstation geschickt wird, um scheinbar halluzinogene Phänomene aufzuklären, von denen die Besatzungsmitglieder befallen werden. Vor Ort angekommen, muss der Wissenschaftler an sich die gleichen Symptome diagnostizieren. Offensichtlich spiegelt der Planet die Erfahrungswelten der Menschen, die sich in seine Nähe begeben, wider – ja mehr noch: Er verstärkt diese und dringt dabei tief ins Unbewusste vor. Kelvin sieht sich mit seinen Fehlleistungen und Verdrängungen konfrontiert, die sich zu erschreckend realistischen Visionen materialisieren. In Andrej Tarkowskis Adaption des Stoffes verbinden sich Elemente der Vorlage mit archaischen Bildern und philosophischen Urfragen, wie sie stets in den Filmen des russischen Regisseurs aufgeworfen werden. Die Vertreibung aus dem Paradies der Kindheit und der damit verbundene Verlust der Unschuld werden zum wesentlichen Impuls aller späteren Wunschdefizite. (cl)

am 6.1.2013 um 19.00 Uhr

 

VERFÜHRUNG FREIHEIT
Jonas qui aura 25 ans en l'an 2000

Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird
CH/F 1976, R: Alain Tanner, K: Renato Berta, M: Jean-Marie Sénia, D: Jean-Luc Bideau, Myriam Mézières, Myriam Boyer, Roger Jendly, Miou-Miou, Jacques Denis, Dominique Labourier, 110’           
35 mm, Omdt+italU

Acht Menschen – Max, Mathilde, Marco, Marie, Marcel, Marguerite, Mathieu und Madeleine – alle um die 30 Jahre alt, haben ihren Traum von der Veränderbarkeit der Welt noch nicht ausgeträumt. Sie finden sich in einem abgelegenen Bauernhof ein und wohnen der Geburt ihres quasi gemeinsamen Kindes bei: Jonas, der im Jahr 2000 25 Jahre alt sein wird. Verbunden sind sie durch die Hoffnung, dass sich dann einige der Utopien, an denen sie jeder für sich mit kleinen Schritten arbeiten, vielleicht erfüllt haben könnten. Alain Tanner galt lange als der wichtigste Schweizer Filmemacher, das Drehbuch zu Jonas hat er gemeinsam mit dem in England lebenden Schriftsteller John Berger entwickelt. Ergebnis ist ein extrem offener und zwangloser Film, dessen Episoden mit leichter Hand verknüpft sind, ohne dabei je oberflächlich zu werden. „Dieses fröhliche, lebensbejahende Meisterwerk ist wahrscheinlich der vollkommenste Gegenkultur-Film, der bisher in Europa geschaffen wurde.“ (Amos Vogel). „Er verweigert sich den Zwängen erzählerischer Ökonomie, gestattet sich und seinen Figuren immer neue verbale Ab- und Ausschweifungen, konfrontiert in kurzen, manchmal schockartigen Schwarzweiß-Einsprengseln die Realität seiner Figuren mit ihrer nationalen historischen Identität und ihren individuellen Träumen.“ (Hans C. Blumenberg). (cl)
am 8.1.2013 um 20.00 Uhr

 

 
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