Anita Augspurg 1857-1943

Juristin, Frauenrechtlerin

  • 1857
    22. September: Anita Augspurg wird als jüngste Tochter des Obergerichtsanwalts Wilhelm Augspurg und dessen Frau Auguste (geb. Langenbeck) in Verden an der Aller geboren. Ihre Familie besteht von väterlicher wie von mütterlicher Seite seit Generationen aus Juristen und Medizinern.
    Nach dem Besuch der Höheren Töchterschule in Verden arbeitet sie zunächst in der väterlichen Anwaltspraxis mit.
  • ab 1878
    Nachdem sie in Berlin ihr Lehrerinnenexamen abgelegt hat, beginnt sie eine Ausbildung als Turnlehrerin.
    Gleichzeitig nimmt sie privaten Schauspielunterricht bei der Schauspielerin Johanna Frieb-Blumauer (1816-1886).
  • 1881-1885
    Kleinere Engagements an Theatern in Meiningen, Augsburg und Amsterdam.
  • 1888
    Augspurg übersiedelt nach München und eröffnet gemeinsam mit Sophie Goudstikker das fotografische Atelier "Elvira", das besonders in Künstlerkreisen einen ausgezeichneten Ruf erlangt.
  • 1891
    Als Mitbegründerin des deutschen Frauenvereins "Frauenwohl" wirkt sie an einer Petition mit, Frauen in Deutschland zum Hochschulstudium zuzulassen.
  • 1893
    Da Frauen im Deutschen Reich der Zugang zu den Universitäten versagt war, schreibt sich Augspurg in Zürich für den Studiengang Jura ein.
    Unter Mitarbeit von Augspurg wird in Karlsruhe das erste Mädchengymnasium eröffnet, dessen Abschlussprüfung zum Studium an allen deutschen Hochschulen berechtigt.
  • 1894
    Augspurg veröffentlicht "Die ethische Seite der Frauenfrage".
  • 1896
    Sie lernt Lida Gustava Heymann, ihre spätere Arbeits- und Lebensgefährtin, kennen.
  • 1897
    Augspurg promoviert mit dem Thema "Über die Entstehung und Praxis der Volksvertretung in England". Das Doktorexamen macht sie zur ersten deutschen Juristin. Teilnahme am Internationalen Abolitionistischen Kongress in London. Die Bewegung der Abolitionisten setzt sich für die Abschaffung der staatlichen Reglementierung der Prostitution ein.
  • 1898
    Sie gehört zu den Mitbegründern des deutschen Zweigverbands der Internationalen Abolitionistischen Förderation in Hamburg.
  • ab 1899
    Augspurg übersiedelt nach Berlin.
    Zusammenarbeit mit Minna Cauer, der Herausgeberin der Zeitschrift "Die Frauenbewegung", die dem radikalen Flügel der Frauenbewegung angehört. Augspurg ist publizistisch für deren Beilage "Parlamentarische Angelegenheiten und Gesetzgebung" und für die "Zeitschrift für Frauenstimmrecht" tätig.
  • 1902
    Gründung des "Deutschen Verbands für Frauenstimmrecht", dessen Präsidentin sie wird.
  • 1915
    Während des Ersten Weltkriegs initiiert sie den Internationalen Frauenfriedenskongress in Den Haag mit, auf dem der "Internationale Ausschuss für einen dauernden Frieden" gegründet wird.
  • 1918
    Der Ausschuss wird in "Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit" umbenannt. Augspurg gehört bis 1933 dem Siebenerausschuss an, der den Vorstand des deutschen Zweigs der Liga bildet.
  • 1919-1933
    Sie gibt zusammen mit Heymann die feministische und pazifistische Zeitschrift "Die Frau im Staat" heraus.
  • 1933
    Augspurg und Heymann gehen nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ins Schweizer Exil. Da ihr Vermögen in Deutschland konfisziert wird, leben sie von publizistischen Tätigkeiten und von der Unterstützung durch Freunde.
  • 1943
    20. Dezember: Anita Augspurg stirbt fünf Monate nach dem Tod ihrer Lebensgefährtin in Zürich.
Kai-Britt Albrecht, Heike Schaal
14. September 2014

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