Gustav Ritter von Kahr 1862-1934

Politiker

  • 1862
    29. November: Gustav von Kahr wird in Weißenburg (Bayern) als Sohn des Präsidenten des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs Gustav von Kahr und dessen Frau Emilie (geb. Rüttel) geboren.
  • 1877-1882
    Besuch des Maxgymnasiums in München.
  • 1882-1888
    Er studiert Rechtswissenschaften in München.
  • 1888-1902
    Kahr ist als Jurist in der Verwaltung von München und Kaufbeuren tätig.
  • 1890
    Er heiratet Ella Schübeck.
  • 1902
    Kahr wird in das bayerische Staatsministerium des Innern berufen und ist für Volkskunst und Denkmalschutz verantwortlich.
  • 1910
    Zusammen mit Volkskünstlern gründet er den "Bayerischen Landesverein für Heimatpflege".
  • 1911
    Kahr wird wegen seiner Bemühungen um die Pflege der Volkskunst mit dem bayerischen Personaladel ausgezeichnet und trägt nun den Titel "Ritter".
  • 1917
    Er wird Regierungspräsident von Oberbayern.
  • 1918
    7. November: Kahr ist von der Abdankung des bayerischen Königs Ludwig III. (1845-1921) überrascht. Als königlicher Beamter und Monarchist fürchtet er um die Zukunft Bayerns.
  • 1920

    März: Nach dem gescheiterten Lüttwitz-Kapp-Putsch wird Kahr als Kandidat der Bayerischen Volkspartei (BVP) Ministerpräsident einer rechtsgerichteten Regierung in Bayern.
    Er sieht seine Aufgabe darin, den Freistaat Bayern als "Ordnungszelle im Staat" wegweisend für das Reich zu erhalten. Sein Ideal ist die Wiederherstellung der Monarchie in Bayern.
    Bayern wird unter dem republikfeindlichen Kurs der Regierung Kahrs zu einem Zentrum von rechtsextremen Feinden der Weimarer Republik.
    Kahr lernt Adolf Hitler kennen, den er als Verbündeten gegen den Kommunismus schätzt.

  • 1921
    29. August: Kahr protestiert gegen den von Reichspräsident Friedrich Ebert verhängten Ausnahmezustand über das Reichsgebiet, weil die Reichsregierung damit auf die Politik Bayerns einwirken kann.
    Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) rufen unter Hitler zum bewaffneten Widerstand gegen die Reichsregierung auf. Der rechtskonservative Kahr versucht, die NSDAP für seinen Kampf gegen das "rote Berlin" zu gewinnen.
    11. September: Die Reichsregierung setzt trotz Kahrs Widerstand die vom Versailler Vertrag geforderte Entwaffnung der rechtsextremen bayerischen Einwohnerwehren durch.
    Kahr tritt als Konsequenz der Entwaffnung der ihn unterstützenden Einwohnerwehren von seinem Amt als Ministerpräsident zurück. Er wird Regierungspräsident von Oberbayern.
  • 1922
    Juli: Als Folge des tödlichen Attentats auf Reichsaußenminister Walther Rathenau nimmt der Reichstag das "Gesetz zum Schutze der Republik" an.
    Die BVP stimmt gegen das Gesetz. Bayern sieht darin einen weiteren Eingriff in die Hoheitsrechte der Länder und erkennt das Gesetz nicht an. Es erlässt eine eigene Notverordnung, der zufolge der Schutz der Verfassung in Bayern ausschließlich den Landesorganen vorbehalten bleiben soll.
  • 1923
    25. September: Das bayerische Staatsministerium ernennt Kahr zum Generalstaatskommissar und überträgt ihm die vollziehende Gewalt. Er soll dafür sorgen, dass sich die politischen Flügelkämpfe zwischen linken und rechten Gruppierungen im Reich nicht auf Bayern ausdehnen.
    Kahr beginnt nach seinem Amtsantritt sofort mit dem Verbot linksgerichteter Organisationen und Zeitungen.
    26. September: Er verhängt den Ausnahmezustand in Bayern und übernimmt die exekutive Gewalt. Damit protestiert die bayerische Regierung gegen die von der Reichsregierung verkündete Beendigung des passiven Widerstands gegen die Ruhrbesetzung.
    19. Oktober: Zuspitzung des Konflikts zwischen Bayern und dem Reich um den Oberbefehl der Reichswehr. Kahr verweigert den Befehl des Reichswehrministers Otto Geßler, den "Völkischen Beobachter" wegen Beleidigung der Reichsregierung zu verbieten. Statt dessen unterstellt er die in Bayern stationierten Einheiten der Reichswehr seiner Befehlsgewalt. Mit diesem Hochverrat erkennt Kahr die Befugnisse der Reichsregierung in Bayern nicht mehr an.
    9. November: Entgegen der Erwartung der Aufständigen beteiligt er sich nicht am Hitler-Putsch. Mit Hilfe der Landespolizei und der Reichswehr wird der Putsch von Kahr niedergeschlagen.
  • 1924
    18. Februar: Kahr legt alle öffentlichen Ämter nieder. Das Verhältnis zwischen Bayern und dem Reich entspannt sich daraufhin.
    26. Februar: Im Hochverratsprozess gegen Hitler, Erich Ludendorff und Ernst Röhm sagt Kahr als Zeuge aus.
  • 1924-1927
    Er bleibt Präsident des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, lebt ansonsten aber zurückgezogen.
  • 1934
    30. Juni: Im Zusammenhang mit dem sogenannten Röhm-Putsch wird Gustav Ritter von Kahr von Angehörigen der Schutzstaffel (SS) in der Nähe von Dachau ermordet.
Alexander Mühle, Arnulf Scriba
28. September 2022

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