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Verluste durch Kriegs- und Nachkriegszeit

Im Zweiten Weltkrieg begann die Tragödie für die Sammlungen des Zeughauses, die in unersetzlichen Verlusten enden sollte. Bereits im August 1939 gelangten wegen befürchteter Luftangriffe Zeughausobjekte in die Tresore der Neuen Münze in Berlin. Dazu zählte auch die vom Zeughaus vorher leihweise übernommene Ordens- und Ehrenzeichensammlung von Hessenthals. Den Auszeichnungen aus den Nachlässen der Hohenzollern, den Napoleonandenken sowie den Stücken aus der ehemaligen Generalordenskommission und der gesamten Ehrenzeichensammlung wurde als Luftschutzbergungsort der Flakbunker am Zoologischen Garten zugewiesen.

Abb. 1
Vitrine aus dem Zeughaus mit den Andenken an Kaiser Napoleon I. Der Hut wurde 1957 durch die Sowjetunion zurückgegeben, die Orden befinden sich noch im Staatlichen Historischen Museum, Moskau.

Ab 1942 erfolgten weitere Auslagerungen von Sammlungsgut nach Schlesien, insbesondere aber nach Graudenz/Westpreußen. Durch den raschen Vormarsch der Roten Armee machten sich Rücktransporte und Umlagerungen erforderlich, die mit Verlusten verbunden waren. Im März 1945 konnten vor der endgültigen Einschließung Berlins durch die Rote Armee noch Zeughausgegenstände aus dem Zoobunker nach Schönebeck an der Elbe und Kaiseroda/Merkers in der Rhön geschafft werden, wo man sie in einem Salzbergwerk und einem Kalibergwerk in Sicherheit glaubte. Aus Akten und Erlebnisberichten ist bekannt, daß im Zoobunker verbliebenes sowie in Schönebeck befindliches Museumsgut von der Roten Armee in die Sowjetunion verbracht worden ist (Abb. 1). Auf die rund 600 Orden und Ehrenzeichen, die zu den ins Kalibergwerk in der Rhön ausgelagerten Gegenständen zählten, hatte 1945 die amerikanische Kunstschutzabteilung einen Zugriff.

Abb. 2
Abbildung aus dem Zeughaus mit Neuerwerbungen durch Geschenk aus der Sammlung Georg Schreibers im Jahre 1907. Über den Verbleib dieser Orden und Ehrenzeichen ist seit 1945 nichts bekannt.
Abb. 3
Abbildung aus dem Zeughaus des Eisernen Kreuzes mit goldenen Strahlen (sog. Blücher-Stern). Die Auszeichnungen aus dem Besitz Gebhard Leberecht von Blüchers sind seit 1945 verschollen.
Inv.-Nr. A.B.6509

Die Alliierte Kommandantur der Stadt Berlin schätzte am 18. Oktober 1945 auf einer Sitzung unter Vorsitz des französischen Kommandanten, Brigadegeneral de Beauchesne, das Zeughaus als "Kriegsmuseum" und "Symbol des deutschen Militarismus" ein, dessen Bestände und Sammlungen durch "Raub und Plünderung" zusammengetragen worden seien. Demzufolge wurde es für aufgelöst erklärt. Nach dem Willen der sowjetischen Stadtkommandantur sollte aus dem Zeughaus ein "Haus der deutschen Kultur" werden. Der sowjetische Stadtkommandant, Generalmajor A. Kotikow, unterstellte das Gebäude der Deutschen Verwaltung für Volksbildung. Der Aufbau des von etwa 35 Sprengbomben stark beschädigten Gebäudes begann am 1. Juli 1949. Noch vorhandene Sammlungsgegenstände sollten über eine Abwicklungsstelle erfaßt, gesichert und dann auf andere Museen verteilt werden. Die während des Krieges stattfindenden Auslagerungs- und Bergungsarbeiten liefen häufig hektisch und unter dramatischen Umständen ab. Sie waren mit Ungenauigkeiten im Erfassen und Registrieren behaftet. Verluste durch wechselnde Verladearbeiten und Transporte blieben nicht aus. Sammlungsgegenstände, die im Zeughaus und in der Studien- und Modellsammlung sowie in den über 20 Auslagerungsorten verblieben waren, fielen nur zum geringen Teil unmittelbaren Kriegseinwirkungen zum Opfer. Durch die Abtransporte der alliierten Kunstgut- und Trophäenkommissionen blieb ein wesentlicher Teil an Museumsgut erhalten, war und ist jedoch deutschen Sammlungen entzogen. Ein nicht unerheblicher Teil von Zeughausgegenständen ging durch den Zugriff neuer Organe in der sowjetischen Besatzungszone 1947 und 1948 infolge vorsätzlicher Vernichtung verloren. Inwieweit davon Orden und Ehrenzeichen betroffen waren, läßt sich aus den Akten und Unterlagen nicht ersehen. Gesichert war 1946 der bereits erwähnte, rund 600 Orden umfassende Bestand, der in dem von der US-Militärverwaltung eingerichteten "Art Collecting Point" im Neuen Museum in Wiesbaden Aufnahme fand. Der Verbleib der Napoleon-Orden (Abb. 1), das Schicksal des gesamten Ehrenzeichenbestandes (Abb. 2) sowie der privaten Hessenthal-Sammlung blieben im dunkeln (Abb. 3)