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Leitung: Dr. Hans Ottomeyer / Kuratorin: Dr. Michaela
Völkel
Kronprinzenpalais
29. November 2002 bis
11. März 2003
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Zeremonien und Rituale gehörten in der vormodernen
Gesellschaft zu den wichtigsten Formen nichtverbaler Kommunikation,
die ihren Höhepunkt in Europa während des Mittelalters
und der frühen Neuzeit in den Kirchen und an den Höfen
erlebten.
Da wir gegenwärtig durch den vermehrten Einsatz visueller
Medien erneut mit einer Vielzahl optischer Zeichen konfrontiert
sind, richten die historischen und anthropologischen Wissenschaften
ihre Aufmerksamkeit seit geraumer Zeit verstärkt auf die
symbolischen Kommunikationsformen anderer Kulturen und Zeiten.
Das Deutsche Historische Museum in Berlin wird sich an der Zeremonialforschung
im Rahmen seiner Reihe "Kulturgeschichte" mit einer
Ausstellung zu einer der sinnlichsten und sinnfälligsten
Ausprägungen des europäischen Hofzeremoniells beteiligen,
der öffentlichen Tafel des Fürsten.
Während das gemeinsame Essen heute ein beliebter
Anlaß zu zwangloser Geselligkeit und individuellem Genuß
ist, entwickelte sich das Speisen an den Höfen zu einem streng
reglementierten Akt, in dem sich der Fürst regelmäßig
dem Hofstaat und den Untertanen zur Schau stellte. Jedem Detail
dieses Aktes kam dabei Aussagewert bezogen auf Rang und Bedeutung
zu. Hohe Potentaten wie der Papst in Rom oder der Kaiser in Wien
signalisierten ihre Sonderstellung dadurch, daß sie immer
allein speisten. Saßen andere Herrscher mit Staatsgästen
zu Tisch, spiegelten die Sitzordnung und die unterschiedlichen
Materialien, aus denen die jeweils vorgesetzten Tafelgeräte
bestanden, die politische Machtkonstellation. Ritualisierte Handlungen
wie das Reichen von Waschbecken und Wasser sowie das Vorschneiden,
die Giftprobe und das Vorlegen der Speisen waren wichtige Bestandteile
des Tafelzeremoniells, für die prächtige Utensilien
angefertigt wurden, die bis heute in Museen und historischen Sammlungen
aufbewahrt werden.
Die geplante Ausstellung, die den Zeitraum vom
14. bis zum 20. Jahrhundert behandelt, wird nicht nur einige der
schönsten Tafelgeräte verschiedener europäischer
Leihgeber präsentieren, sondern sie in ihrer Funktion und
in den Zusammenhängen des Tisch-zeremoniells erklären.
Daneben vermitteln zahlreiche zeitgenössische Bildquellen
dem Besucher einen Eindruck von der Verwendung dieser Geräte
und von der räumlichen Situation und dem personalen Aufwand
dieser heute beinahe aus dem Bewußtsein verschwundenen Form
europäischen Hofzeremoniells.
Dr. Hans Ottomeyer
Generaldirektor |
Dr. Michaela Völkel
Kuratorin im DHM |
Zeichen,
Raum und höfisches Zeremoniell an den deutschen Höfen der frühen
Neuzeit
Tagung des Deutschen Historisches Museum und des Rudolstädter
Arbeitskreises zur Residenzkultur
7.-9.3.2003 in Berlin
Pressekontakt:
Angelika Wachs
Telefon: (030) 20 30 4-410
Fax: (030) 20 30 4-412
e-mail: wachs@dhm.de
Dr. Michaela Völkel:
Telefon: (030) 20 30 4-451
e-mail: voelkel@dhm.de