Denkmalseinweihungen
Vor dem 19. Jahrhundert wurden Denkmale aufgestellt, aber nicht eingeweiht; das Spektakel war die Hochtechnologie der Bewältigung schwerer Lasten. Seit den 1830-er Jahren wurden aus dem religiösen Bereich neue Feiern abgeleitet, mit denen Denkmale eingeweiht und ihrer Bestimmung übergeben wurden. Straßen und Plätze waren mit Fahnen und Blumengirlanden geziert. Die Städter versammelten sich als formierte Gesellschaft: Gymnasiasten und Studentencorps, Turn- und Schützenvereine, Reservisten und Veteranen, Feuerwehr, Bürger- und Gesangsvereine bis hin zu Magistrat, Verwaltungsorganen und Vertretern des Kaiserhauses. Die Ehrengäste saßen auf Tribünen oder in Festzelten; es wurden Reden gehalten, Lieder gesungen, Gedichte rezitiert und Festspiele aufgeführt. Die Denkmalseinweihungen waren Stationen der kollektiven Erinnerung in den Städten. Wie auf einer Bühne traten die Akteure des politischen Lebens geordnet auf und legitimierten so die bestehende soziale Ordnung.