Figur, Porträt und Abformung
Nach seiner Rückkehr aus Rom 1864 schuf Reinhold Begas zahlreiche Werke ohne Auftrag oder konkreten Anlass. In ihnen suchte er nach neuen Motiven und Formen, die seinen künstlerischen Anliegen unmittelbar entsprachen. Insbesondere stellte er den menschlichen Körper dar, der von Gefühlen und Leidenschaften bewegt erscheint. Mit der realistischen Oberflächengestaltung von Muskulatur und Haut wird der Stein in einer von Zeitgenossen gerühmten Weise lebendig. Die Porträtplastik hat einen besonderen Stellenwert in Begas’ Schaffen: Von 182 noch bekannten Werken sind 49 Porträtbüsten. Seine Köpfe sind das »Who’s who« des Kaiserreiches: Gelehrte wie Mommsen, Künstler wie Menzel, Politiker wie Bismarck, Industrielle wie Borsig und die Damen der Gesellschaft ließen sich von Begas porträtieren. Auch aus dem Kaiserhaus kamen offizielle Aufträge, so die Büsten der drei Hohenzollern-Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Seinem Ruf als meisterlicher Porträtist wurde Begas auch in vielen Entwürfen für das Kleinformat der Erinnerungskultur der Medaillons, Medaillen, und Detailstudien gerecht.