Biografie

Liselotte Purper, geboren in Straßburg, hatte keine familiäre Beziehung zum Fotografenberuf. Der Vater war Jurist. Die Mutter, eine geborene Klingler, stammte aus einer alten fränkischen Musikerfamilie. Nach dem Ersten Weltkrieg zog Familie Purper mit dem 1910 geborenen, älteren Sohn Heinz und ihrer Tochter Liselotte nach Berlin.

Der Jungmädchenroman »Hertas Beruf« brachte Liselotte Purper auf die Idee, Fotografin zu werden. Mit 17 Jahren begann sie eine Ausbildung an der Photographischen Lehranstalt des Berliner Lette-Vereins. Anschließend volontierte sie in dem bekannten Berliner Modeatelier »Yva«, bei dem Modefotografen Ewald Hoinkis und der Braunschweiger Fotografin Hilde Brinkmann-Schröder.

Um 1936/37 gelang Liselotte Purper der Einstieg in den Bildjournalismus. Dr. Hanna Holzwardt, Chefredakteurin der Zeitschrift »Frauenkultur im Deutschen Frauenwerk«, verhalf ihr zu ersten größeren Aufträgen. Sie vermittelte ihr den Kontakt zur Presse- und Propagandaabteilung der Reichsfrauenführung und zum Reichsarbeitsdienst. In deren Auftrag fotografierte Liselotte Purper vor allem Frauen in ihren unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen.

Seit 1938 gehörten Reisen zu Liselotte Purpers Berufsalltag. Der Radius ihrer Reisen spiegelt die Expansionspolitik des »Großdeutschen Reichs« wider. Bildpropaganda sollte helfen, die besetzten Gebiete bzw. die verbündeten Staaten enger an das »Altreich« zu binden.

Anfang der 40er Jahre war Liselotte Purper auf der Höhe ihres Erfolges. Sie hatte vier Angestellte und nahm zeitweise 3000 bis 4000 RM im Monat ein.

Im September 1943 heiratete sie den Juristen Kurt Orgel und nannte sich Orgel-Purper. Da ihr Ehemann als Offizier an der Ostfront eingesetzt war, führte das Paar »eine Ehe in Briefen«. Im Februar 1945 starb Kurt Orgel an den Folgen einer Kriegsverletzung.

Im November 1943 wurde die Wohnung der Purpers bei einem Luftangriff zerstört. Die Fotografin zog mit ihren Eltern in die Altmark, wo Verwandte einen Herrensitz, Schloß Krumke, besaßen. Im nahegelegenen Osterburg begann sie, ihren Betrieb neu aufzubauen.

Nach Kriegsende arbeitete die Fotografin zunächst in der Landwirtschaft und als Zahnarzthelferin, um die sowjetische Militärregierung nicht auf ihre Arbeit als »Bildberichterstatterin« aufmerksam zu machen. 1946 nahm sie unter dem Namen Orgel ihre bildjournalistische Tätigkeit wieder auf.

Noch in Osterburg lernte Liselotte Orgel ihren zweiten Mann, den Lehrer Armin Köhne, kennen. 1950 verließen sie zusammen die DDR und gingen nach West-Berlin. Armin Köhne gab seinen Beruf auf und ließ sich von seiner Frau anlernen. Seitdem arbeiteten beide gemeinsam unter dem Namen Orgel-Köhne als Bildjournalisten.

1991 übernahm das Deutsche Historische Museum rund 600 Negative der Fotografin, vorwiegend aus der Zeit vor 1945. Seit 1994 befindet sich das gesamte übrige Negativarchiv des Fotografenpaares im Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk).

Liselotte Purper fotografierte auf den Reichsparteitagen 1937 und 1938 sowohl für den Reichsarbeitsdienst als auch für die Reichsfrauenführung.

 

1939 und 1940 reiste Liselotte Purper im Auftrag der NS-Volkswohlfahrt und des Deutschen Frauenwerks in den Reichsgau Wartheland, - ein polnisches Gebiet, das nach dem deutschen Überfall auf Polen dem "Großdeutschen Reich" einverleibt worden war. Wie im übrigen Polen wurde hier die nationalsozialistische Ausgrenzungspolitik mit besonderer Brutalität betrieben. Der "Judenstern" wurde bereits am 23. November 1939 eingeführt, während eine entsprechende Verordnung im übrigen Deutschen Reich erst 1941 in Kraft trat. 1939/40 wurden die ersten Ghettos errichtet. Die hier gezeigten Bilder entstanden neben der offiziellen Arbeit der Fotografin und waren nicht zur Veröffentlichung gedacht.

 

Vom 29. Oktober bis zum 6. Dezember 1940 reiste Liselotte Purper im Auftrag der Reichsfrauenführung, die den Hilfseinsatz von Frauen bei den "Heim ins Reich"-Aktionen der Nationalsozialisten koordinierte, auf den Balkan und fotografierte dort vor allem die Umsiedlung von Deutschstämmigen aus der Dobrudscha.

 

Liselotte Purper reiste im Auftrag der Reichfrauenführung vom 21. Juni bis zum 30. Juli 1942 durch das mit Deutschland verbündete Rumänien.

 

Im Herbst 1942 fuhr Liselotte Purper in die deutsch und rumänisch besetzte Ukraine und fotografierte dort den Frauenhilfsdienst.

 

Da die Fotografin bis 1950 in der Sowjetischen Besatzungszone lebte, fotografierte sie auch für dort erscheinende Zeitschriften wie die "Neue Berliner Illustrierte" und war zeitweise Mitglied des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands.