AUSSTELLUNGSRUNDGANG

1. Teil der Ausstellung - 1. Untergeschoss

 

Anklage

In Artikel 231 des Versailler Vertrages
schrieben die Sieger die
Alleinschuld Deutschlands und seiner
Verbündeten am Ausbruch des
Ersten Weltkrieges fest.
Mit dieser Klausel verfolgten die
Alliierten das Ziel, die deutschen
Kriegsverbrechen unter Anklage zu stellen.
Ein internationaler Gerichtshof sollte
die Hauptschuldigen, darunter Kaiser Wilhelm II.,
zur Verantwortung ziehen.
Weil sich in Deutschland ein Sturm der
Entrüstung erhob, ließen die Alliierten diese
Forderung fallen.
Stattdessen erhielten die Deutschen
eine Liste mit 45 Personen, die wegen
Kriegsverbrechen angeklagt werden sollten.
Auf Druck der Alliierten beschloss die
Nationalversammlung ein
„Gesetz zur Verfolgung von Kriegsverbrechen“.
Vor dem Reichsgericht begannen
1921 die ersten Verfahren.
Bis 1927 kamen in Leipzig 1 700 Fälle zur Anklage.
Die meisten von ihnen wurden bald eingestellt,
weil die Alliierten die Verfahrensführung
für ungenügend hielt und ihre
Rechtshilfe daher verweigerten.
Die deutsche Öffentlichkeit lehnte die
„Leipziger Prozesse“ gemeinhin als Ausdruck
einer reinen Siegerjustiz ab.
Ähnlich reagierten die Führer der türkischen Nationalbewegung auf die
Kriegsverbrecherprozesse in Istanbul.
Dort stand 1919 der Völkermord an den
Armeniern zur Verhandlung an.

 

 


 

Accusation

In Article 231 of the Treaty of Versailles,
the victorious powers established
the sole guilt of Germany and its allies
for the outbreak of World War I.
The Allies intended to use this
clause to prosecute German war criminals.
An international tribunal was to call
the principle culprits to account,
including Kaiser William II.
Following a wave of outrage
in Germany, the Allies dropped this demand.
Instead, the Germans were handed
a list of 45 individuals who were to be
tried for war crimes.
Under pressure from the Allies,
the National Assembly passed a
“Law on the Prosecution of War Crimes”.
The first trials began in 1921 before
the Reich Supreme Court in Leipzig.
1,700 cases were brought from
1921 to 1927, most of which were dismissed
soon because the Allies did not trust
the German legal proceedings and
therefore refused to provide legal assistance.
The German public generally rejected
the Leipzig trials as “victors’ justice”.
There was a similar reaction
from the leaders of the Turkish
national movement to the
war crimes trials in Istanbul in 1919,
which the hearings focused
on the Armenian genocide.

 

Gedenken | Remembering