Interview mit Serge Bramly Gespräch mit Serge Bramly anlässlich der Ausstellungseröffnung I.N.R.I. im Kronprinzenpalais in Berlin im November 1999 · DHM: Was reizte Sie an der Auseinandersetzung mit Jesus und der christlichen Religion?
· DHM: Als die I.N.R.I.-Fotografien erstmals in Frankreich als Bildband veröffentlicht worden sind, entzündete sich der Widerspruch am linken Bild dieses Triptychons, das als Covermotiv ausgewählt worden ist. Ist die Darstellung einer halbnackten Frau am Kreuz doch eine bewusste Provokation im Gewand eines Velazquez? S.B.: Nein, vielleicht beruhen die zum Teil sehr harten Reaktionen auf dem Sachverhalt, dass mancher Kritiker nur den Ausschnitt auf dem Buchcover, aber nicht den gesamten Triptychon betrachtet hat. Mit den Fotografien wollten wir zwar hin und wieder eine Grenzüberschreitung wagen, keinesfalls jedoch provozieren. Zugegebenermaßen haben wir uns mit dieser Bildinszenierung schwer getan. Die Tradition der unzähligen bedeutenden Kreuzigungsbilder war eine große Hypothek. Der Betrachter dieser Darstellung vergleicht die Fotografie zwangsläufig mit bekannten Darstellungen von Grünewald, Velazquez oder Rembrand. Wir versuchten, mit unserem Triptychon zwei unterschiedliche Traditionen der bildlichen Überlieferung des Gekreuzigten nebeneinander zu stellen und durch ein leeres Kreuz zu ergänzen. Die gekreuzigte Frau links ist in der Pose des Schmerzensmannes zu sehen, der gekreuzigte Mann rechts in der Pose des Erlösten. Jesus starb für die ganze Menschheit, Männer und Frauen. Das leere Kreuz steht symbolisch für die Kraft des Glaubens.
S.B.: In einem Gemälde können Künstler viele Motive und Details nebeneinander auf der Leinwand abbilden. Der Künstler hat die Möglichkeit, dies alles gleich scharf abzubilden. In der Fotografie gibt es nur einen kleinen scharfen Bereich im Vordergrund oder im Hintergrund - Fotografen müssen sich entscheiden.
· DHM: Beim Betrachten der Fotografien fällt die Durchinszenierung der Bilder auf: Posen, Accessoires, Farben, Symbole, Zitate aus der christlichen Bildtradition. Gab es auch spontane Einflüsse auf die Bildgestaltung während der jeweiligen Fotosession?
Anlässlich der Ausstellungseröffnung sprachen Brigitte Vogel und Stefan Bresky (DHM, Büro für Museumspädagogik) mit Serge Bramly.
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