Der
Regisseur Heinz Dieckmann, der über bzw. mit Prechtl drei Fernsehfilme
machte, schrieb 1970 über den Maler: "Für jene Volksgruppe, die selbständiges
Denken schon für Ketzerei hält, wird [Prechtl] weiterhin ein Ketzer
bleiben. Den andern wird sein Scharfsinn weiterhelfen, manchen sogar
die Augen öffnen."
Ketzer
waren im Mittelalter Leute, die gegen die kirchlichen Dogmen laut
andachten und neue oder andere Ideen predigten. Deshalb verfolgte
die Kirche sie als "Gottlose" und richtete sie als Ketzer hin. Die
"Gotteslästerei" und die Irrlehren sollten so ausgerottet, und, wenn
das nicht zu erreichen war, zumindest eingedämmt werden.
In
Nürnberg gab es drei "gottlose" Maler, in deren geistige und kunsthistorische
Tradition man Prechtl stellen kann, in die sich Prechtl selbst durch
sein Werk gestellt hat und in die er mit dem Etikett des "Nürnberger
Kleinmeisters" von Kunsthistorikern gestellt wurde. Es handelt sich
um die Brüder Sebald und Barthel Beham und Georg Pencz. In den Reformationswirren
wurden sie von den Stadtherren aus Nürnberg wegen ihres abweichenden
Glaubens verbannt und sie bezogen später im Bauernkrieg in ihrem graphischen
Werk Position für die aufständigen Bauern.
Prechtl führt diese Tradition des selbstbewußten Denkens der Künstler,
die sich nicht der Obrigkeit und einem autoritären Denken unterwerfen,
nicht ihre Unabhängigkeit aufgeben, in der Gegenwart fort. Er sieht
sich in der Tradition seiner "ungehorsamen" künstlerischen Vorfahren.
Für ihn geht im fragenden Suchen das Denken voran. Oder wie es der
französische Aufklärer Denis Diderot am Tag vor seinem Tod formulierte:
"Der erste Schritt zur Philosophie ist der Unglaube."
Michael Mathias Prechtl ist ein solcher "Ungläubiger".