1 1  k ü n s t l i c h e r  m e n s c h

Selbst sein eigenes Abbild zu schaffen und es darin Gott gleichzutun, dieser Traum des Menschen ist uralt. Die Literaturgeschichte legt beredtes Zeugnis ab von der Sehnsucht, die Fesseln des Menschseins zu sprengen. Ob der Homunkulus in der düsteren Abgeschiedenheit der Alchimistenküche des Dr. Faustus gezeugt wird; ob der Golem, die verlebendigte Lehmmasse in Menschengestalt,

das nächtliche Prag durchstreift; oder ob Doktor Frankensteins Monster außer Kontrolle gerät - immer ist in diesen Geschichten die Rede vom sagenhaften Aufstieg und Fall des Schöpfers Mensch, von seinem Hochmut, ein vollkommenes Wesen zu kreieren. Und vom »Labor«, in dessen weltferner Abgeschiedenheit Kunstgeschöpfe das Licht der Welt erblicken. Was früher die Bildhauerwerkstatt

und Alchimistenküche waren, sind heute die industriellen Genlabore und Zentren der Künstlichen Intelligenz-Forschung mit Superrechnern. Zahllos sind die Trick- und Science-fiction-Figuren, Erzeugnisse eines unstillbaren Schöpferdranges, den eine Kulturindustrie in milliardenschweren Unternehmungen versilbert. Das Gegenstück dazu in der Welt der Wissenschaft und Forschung: »transgene« (genmanipulierte) Schweine,

 »intelligente« Roboter, virtuelle Computerwelten. Gentechnologie und Künstliche Intelligenz sind heute die Zauberformeln des noch immer nicht eingelösten Schöpfungswunders. Auf diesen beiden ruht die größte Hoffnung. Sie sollen die Geheimnisse des Lebens entschlüsseln, verstehen helfen, was exakt »Leben« ist. Diese Techniken werden unseren Alltag wohl noch tiefgreifender verändern, als das heute schon der Fall ist.

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