Christoph Stölzl

Vorwort zum Katalog

Plakatanschlag der Münchener Neuesten Nachrichten zum Mord an Walther Rathenau Minister Dr. Rathenau erschossen (24.6.1922) Als er tot war, von rechtsradikalen Attentätern am 24. Juni 1922 ermordet, schien es für einen Augenblick, als hielten die Deutschen in ihrem tödlichen Zwist inne und würden gewahr, wie wenig Schritte sie vom Abgrund trennten. Plakatanschlag der Münchener Neuesten Nchrichten Im Reichstag war der Sarg aufgebaut, bedeckt mit der Dienstflagge des Reichsministers. Beethovens Coriolan Ouvertüre erklang, Rathenaus Lieblingsmusik. Am Schluß seiner Rede berührte Friedrich Ebert bei den Worten »der mein Freund war« den Sarg. Viele Abgeordnete weinten. Dann setzte Siegfrieds Trauermarsch aus der Götterdämmerung ein, und die Türen des Reichstags öffneten sich, damit der Abschied des Parlaments sich mit dem des Volkes verbinde. Als der Sarg durch Berlin geführt wurde, säumten mehr als eine Million Menschen den Weg. In Deutschlands Städten demonstrierten die Massen mit umflorten Fahnen; es war, als gäbe es eine Ahnung, daß dieser Tod Deutschlands Schicksal anzeigen könnte. »Nach einem furchtbaren Geschehen, dessen Folgen unabsehbar waren, war durch die spürbare Anteilnahme der Bevölkerung etwas wie eine Entsühnung erfolgt. So entsprach es dem Opfer, das Walther Rathenau dem deutschen Volke gebracht hatte«. So Edwin Redslob, 1922 Reichskunstwart und deshalb Gestalter der Trauerfeier, in seinen Memoiren.
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