Walther
Rathenau,
Entwurf eines
Signets für
die Elektro-
chemischen Werke
Bitterfeld
In unserer Ausstellung ist der Außenpolitiker freilich nur eine der Ansichten Walther Rathenaus. Ihre Reihe beginnt mit dem Industriellen, der wiederum der Sohn eines großen Gründers war. Emil Rathenau hatte 1883 die Deutsche Edison Gesellschaft gegründet, die ab 1887 Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) hieß. Das Werk Emil Rathenaus war die Elektrifizierung des Alltags in Deutschland, die AEG wurde zu einem der größten Industriekonzerne des Landes. Walther Rathenaus beruflicher Werdegang war vorgezeichnet: Als Direktor der Elektrochemischen Werke Bitterfeld (1893-1899),Signetentwurf als Vorstandsmitglied der AEG (1899-1902), als Geschäftsinhaber der Berliner Handels-Gesellschaft (1902-1907), der Hausbank der AEG, und zuletzt seit 1912 als Vorsitzender des Aufsichtsrats der AEG, als der er seit 1915 den Titel »Präsident« führte, blieb er der väterlichen Firma ein Leben lang eng verbunden. Dazu gehört, um nur ein Beispiel zu nennen, der Entwurf für ein »Reichselektrizitätsmonopol« aus dem Jahre 1913, das erst sehr viel später verwirklicht wurde. Diese Pläne beruhten auf Rathenaus Idee der Konzentration und Zentralisierung in der Industrie, der Zusammenführung der Unternehmen einer Branche zu immer größeren Einheiten, bei denen, so Rathenau, die Unternehmenszwecke von den Einzelinteressen der Unternehmer zunehmend abgelöst würden. Durch diese immanente Vergesellschaftung würde auf lange Sicht die privatkapitalistische Industriegesellschaft in eine »Gemeinwirt-
schaft« überführt, bei der nicht mehr die Interessen des einzelnen, sondern die der Gesellschaft im Vordergrund stehen.