Alberts Verbindung mit der gleichaltrigen britischen Königin Victoria war zweifellos eine Liebesheirat; doch wäre sie ohne die langfristig und planvoll entwickelte Strategie Leopolds I. nicht zustande gekommen. Der belgische König verstand es, das Haus Coburg, dem er selbst entstammte und dessen Bestand am Beginn des Jahrhunderts zutiefst gefährdet erschien, durch geschickte diplomatische Schachzüge in wenigen Jahrzehnten mit den großen Herrscherfamilien Europas zu verbinden. Durch seinen Vertrauten Stockmar ließ er die Ausbildung Alberts für das in Aussicht genommene hohe Amt sorgfältig überwachen. Der Prinz kam hochmotiviert nach England, bereit, sich der großen Aufgabe ganz zu verschreiben. Nach einigen Jahren unfreiwilliger politischer Abstinenz gelang es ihm, das völlige Vertrauen der Königin als ihr Privatsekretär und Berater zu gewinnen. Prinz Albert trug wesentlich dazu bei, das Ansehen der königlichen Familie durch einen vorbildlichen Lebenswandel zu steigern, der sich eindrucksvoll von dem der monarchischen Vorgänger abhob. Albert begriff die Stellung der Krone als "dignified part of the constitution", als würdevollen Teil der Verfassung. Er schickte sich an, sie dadurch zu stärken, daß er sie von einseitigen politischen Bindungen befreite und ihre überparteiliche Funktion hervorhob.

Es gelang dem Gemahl der Königin, trotz seiner verfassungsmäßig nicht festgelegten Stellung (erst 1857 wurde ihm offiziell der Titel des "Prince Consort" zuerkannt) die der Monarchin zustehenden Informationsrechte und Kontrollfunktionen in einem Umfang wahrzunehmen, der später, vor allem im Bereich der Außenpolitik, zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Krone und dem verantwortlichen Minister führen sollte. Dabei zeigte sich auch, daß das dynastische Netzwerk der Coburger, das auf den persönlichen Beziehungen zwischen den Herrscherhäusern beruhte und von Albert ganz selbstverständlich benutzt wurde, als eine Art inoffizieller vertraulicher Nebendiplomatie funktionierte, die international vermittelnd, aber auch konterkarierend wirken konnte und dem Prinzen große Enttäuschungen nicht ersparte. Der Konflikt Alberts mit dem Außenminister Palmerston hat hier - neben den persönlichen Aversionen und den konzeptionellen Differenzen - seine tiefere Ursache. Er entzündete sich nicht zuletzt an den unterschiedlichen Einschätzungen der Stellung Englands zur deutschen Einheit, die zwischen 1848 und 1852 geradezu selbstverständlich das besondere Interesse des Prinzgemahls fand.