Sie sollte "einen neuen Anfangspunkt" setzen, "von dem aus alle Nationen ihre weiteren Bemühungen ausrichten können". George Gilbert Scott, der zum Gedenken an den Prinzgemahl das Albert Memorial entwarf, wählte als Motiv für die vier Ecksteine des Sockels die Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika.

Doch wie bedeutend Alberts persönlicher Beitrag zur Geschichte seiner Zeit auch gewesen sein mag, es war die Königin, die nicht nur einer ganzen Epoche ihren Namen gab, sondern auch dem "Viktorianismus" genannten Bündel von Eigenschaften - allen voran Arbeitsamkeit und Pflichterfüllung -, das im ausgehenden 20. Jahrhundert häufig unter der Bezeichnung "viktorianische Werte" läuft. Nur wenige Monarchen haben einen Ismus begründet, der - wie alle Ismen - seine Anhänger und seine Gegner hat. Das Adjektiv "viktorianisch" wurde bereits vor Alberts Tod geprägt. Der protestantische Geistliche E. P. Hood benutzte es bereits 1851 im Jahr der Weltausstellung in seinem provokativen Buch The Age and Its Architects, in dem er die Vielfalt viktorianischer Einstellungen und Erscheinungen betonte. In seinen Predigten dürfte er die Vorsehung dafür gepriesen haben, daß Alexandrina Victoria, die am 24. Mai1819 als Fünfte in der Thronfolge geboren wurde, überhaupt je die Gelegenheit bekam, die Geschicke des Landes zu lenken. Der frühe Tod ihres Vaters brachte sie noch vor dem Hinscheiden ihres Großvaters Georg III. der Krone näher, doch ihr unmittelbarer Vorgänger und Onkel, William IV., weigerte sich bis zuletzt, sie als "Thronfolgerin" zu betiteln.

Vielleicht gab es das Phänomen des "Viktorianismus" unter anderem oder gar keinem Namen bereits vor Victoria, aber auf jeden Fall hätte es ohne die Thronbesteigung der charakterfesten Königin keine Viktorianer gegeben. Das Adjektiv "viktorianisch" wurde in der Folge sowohl für Personen wie für Sachen verwandt - eine Entwicklung, die Albert mit Sicherheit fasziniert hätte. Man charakterisierte damit nicht nur bestimmte Verhaltensweisen, sondern auch die Staatsverfassung, die Victoria als Mädchen zu verteidigen gelobte und die der junge ausländische Prinz Albert nach Kräften zu verstehen suchte. Weder Albert noch Victoria repräsentierten die ganze Vielfalt jener Epoche, der die Königin vorstand, und sie selbst wäre die erste gewesen, dies zuzugeben. Dennoch bliebe jeder Überblick über die Epoche unvollständig, würde er den beiden nicht eine annähernd ähnliche Stellung zuweisen, als ihre Zeitgenossen dies taten.

Aus dem Englischen von Robin Cackett