1901 - der Kaiser als Künstler - ein Bronze-Tafelaufsatz:Wohl anläßlich des 60. Geburtstags des englischen Königs Edward VII. am 9. November 1901 schenkte Kaiser Wilhelm II. ihm einen prunkvollen, mehrteiligen Tafelaufsatz aus Bronze. Die Entwürfe zu dem kunsthandwerklichen Geschenk stammten von Wilhelm II. selbst, ausgeführt wurde es von Professor Otto Rohloff, der dem Kaiser durch mehrfache Mitarbeit verbunden war. Über den Verbleib des Tafelaufsatzes ist bis heute nichts Näheres bekannt.39 Seine Beschreibung stützt sich auf zeitgenössische Dokumente.40
Daß der Anlaß des Geschenkes sich nicht mit Sicherheit bestimmen läßt, hängt mit der Entstehungsgeschichte des Tafelaufsatzes und unerwarteten Ereignissen zusammen, die den Kaiser dazu zwangen umzudisponieren. Die Arbeiten an dem Objekt hatten bereits Anfang 1901 mit Entwürfen Wilhelms begonnen. Möglicherweise sah sich Wilhelm II. durch die Inthronisierung Edwards VII. nach dem Tode Queen Victorias am 22. Januar 1901 zu einem Geschenk veranlaßt.41 Zu Edwards VII. Krönung am 9. August 1901 war das Geschenk jedoch noch nicht fertig. Als er dann unvorhergesehen zur Beerdigung der am 5. August verstorbenen Kaiserin Friedrich nach Deutschland reiste, präsentierte man ihm den als Geschenk bestimmten Tafelaufsatz bei einem Gala-Diner am 23. August im Kasseler Schloß Wilhelmshöhe.42 Ende Oktober wurde der Tafelaufsatz nach England abgeschickt, wo er vermutlich am 9. November rechtzeitig eintraf. Bestätigt wurde der Erhalt des Geschenkes allerdings erst zwei Tage nach Edwards VII. Geburtstag.
Wilhelm II. war so stolz auf seine Schöpfung, daß er sie vor Absendung wochenlang im Berliner Kunstgewerbemuseum ausstellen ließ. Auf kaiserliches Geheiß wurden Photographien angefertigt und die Korrespondenten der in- und ausländischen Zeitungen offenbar mit regelrechten Pressemitteilungen versorgt - jedenfalls liest sich der Bericht des englischen Daily Telegraph fast wie eine Übersetzung des entsprechenden Artikels in der Berliner Post vom selben Tage.43
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