Aus diesem und auch aus anderen Gründen erschien Queen Victoria das Kommen ihres ältesten Enkels unerwünscht. Es wurde daher bekanntgegeben, daß keine Staatsoberhäupter eingeladen würden, da die Königin nicht die Zeit haben werde, sie gebührend zu unterhalten.32 Für Wilhelm II. war dies eine große Enttäuschung. Dabei ist an nichts zu erkennen, daß er den Grund für die Ausladung in der außenpolitischen Lage gesehen hat. In einem Brief an seine Großmutter schreibt er nur von seiner persönlichen Kränkung: "Dein erstes & ältestes Enkelkind zu sein & dennoch von diesem einzigartigen Fest ausgeschlossen zu werden, während Cousins & entfernte Verwandte das Privileg haben werden, Dir Gesellschaft zu leisten & Dich an den bevorstehenden Festtagen zu erfreuen, während ich nicht mit ihnen sein darf, ist zutiefst demütigend; & ich fühle mich wie ein im Stall angekettetes Offizierspferd, das das Signalhorn hört & stampft & auf die Kandare beißt, weil es seinem Regiment nicht folgen kann. ... Unser Geschenk ist eine Vermeil-Vase, die ich im letzten Herbst selbst entworfen & gezeichnet habe & die Dir von all Deinen preußischen Enkeln überreicht wird. Heinrich wird es in unser aller Namen tun!"33 Bereits im Vorjahr hatte der Kaiser also mit eigenen Entwürfen dieses Geschenk vorbereitet - gleiches kann man auch deutschen Quellen entnehmen, allerdings ist dort von einem Regattapreis34 die Rede. Offenbar hat der gekränkte Kaiser also einen bereits vorhandenen, vergleichsweise geringwertigen Regattapokal kurzerhand zum Jubiläumsgeschenk umgewidmet.

1899 - eine Porzellanstanduhr im Stil des Neo-Rokoko:

Der Kaiser fuhr auch nicht zum 80. Geburtstag seiner Großmutter. Er hatte beabsichtigt, seine Kinder mitzubringen und sie als Höhepunkt der Feierlichkeiten Queen Victoria vorzustellen. Die Königin hatte jedoch diesen Vorschlag mit großer Bestimmtheit abgelehnt. Wilhelm II. war außerordentlich empfindlich gegen alles, was er als eine Geringschätzung von seiten des Hauses Windsor auslegte, und nahm das sehr übel.35 Dennoch - oder gerade deshalb - machte Wilhelm II. ein aufwendiges Geburtstagsgeschenk: eine im Stil des Neo-Rokoko nach Entwürfen von Max Baumbach und Alexander Kips von der KPM ausgeführte Standuhr aus Porzellan.