Nach Cannadines Ansicht mißlang der Versuch, teils auf Grund des Wandels innerhalb der britischen Politik, teils weil Alberts frühzeitiger Tod im Jahre 1861 dieses verjüngte Modell königlicher Machtausübung seines aktiveren Parts beraubte.() Ein weiterer Grund für den Mißerfolg liegt auf der Hand: Der Umstand, daß die Hofleute nicht mehr auf Grund politischer Gesichtspunkte ernannt wurden (und diejenigen, die weiterhin der politischen Kontrolle unterlagen, standen der königlichen Familie am fernsten), hatte zur Folge, daß es keine "Partei der Königin" geben konnte, keine Gruppe von Politikern, die ihre Stellung eher der Monarchie als ihrem jeweiligen Parteiführer verdankte und eine entsprechende Loyalität an den Tag gelegt hätte. Ein Teil des Problems bestand natürlich darin, daß unter der Herrschaft einer Königin viele der Höflinge mit regelmäßigem Zugang zur Monarchin selbst Frauen waren und daß die Viktorianer, zimperlicher als ihre Vorfahren, davor zurückscheuten, sich zur Verfolgung politischer Zwecke dieses weiblichen Einflusses zu bedienen. (Am Hof der letzten regierenden Königin, Anne, spielten die Herzogin von Marlborough und Abigail Masham eine politisch aktive und einflußreiche Rolle.) Alberts Mißtrauen gegenüber Frauen und seine Furcht vor Klatsch und Tratsch führten dazu, daß er sich von den Frauen im Hofstaat seiner Gattin fernhielt; die Höflinge ihrerseits ließen sich darüber aus, wie schlecht sie trotz des steten Kommens und Gehens von Ministern über die königlichen Ansichten oder politischen Ereignisse Bescheid wüßten. Seit Albert sich zum wichtigsten Berater und Privatsekretär Victorias gemacht hatte, wurden auch männliche Höflinge auf Distanz gehalten: Zu den einflußreichen Privatsekretären Georgs IV. und Williams IV. (Sir William Knighton und Sir Herbert Taylor) gab es zu Alberts Lebzeiten an Victorias Hof keinerlei Pendant.

Zwanzig Jahre lang führte das königliche Paar also die politischen Geschäfte weitgehend unter Ausschluß des Hofs. Aber auch vom Leben der aristokratischen Gesellschaft, welches die frühen Jahre geprägt hatte, zog sich der Hof zurück. Noch immer galt die Einführung bei Hof als notwendige Zutat zum gesellschaftlichen Debüt einer jungen Frau; noch immer wurden Diners, Konzerte und Bälle abgehalten, manchmal sogar mit großem Aufwand wie bei dem Kostümball am 12. Mai 1842 in Buckingham Palace, zu dem die Gäste sich nach Manier des 14. Jahrhunderts verkleideten (Victoria und Albert erschienen als Königin Philippa und Edward III.); noch immer wurden Theater und Oper gefördert; aber es war klar, daß der Mittelpunkt des Hofes nicht mehr in der Londoner Gesellschaft lag. 1842 kam eine frischgebackene Ehrendame zu folgendem vorläufigen Urteil über ihre neue Umgebung: "Ich finde es sehr förmlich und recht öde, aber das ist ein großes Geheimnis."() Es war ein Urteil, das - mit unterschiedlich starker Betonung - die ganze Regierungszeit über zu hören war.